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100 Prozent Inflation : Der Libanon versinkt in einer Währungskrise

Menschen drängen sich mit ihren Autos und Motorrädern, um an einer Tankstelle in Beirut Treibstoff zu bekommen. Bild: dpa

17.000 Lira müssen Menschen im Libanon inzwischen für einen Dollar bezahlen – zu kriegen ist der freilich nur auf dem Schwarzmarkt. An Tankstellen prügeln sich die Menschen um Benzin.

  • Aktualisiert am
          1 Min.

          Die schwere Wirtschafts- und Finanzkrise im Libanon verschärft sich immer weiter. Die libanesische Lira erreichte auf dem Schwarzmarkt ein neues Allzeittief, wie lokale Medien am Samstag meldeten. Ein Dollar kostete demnach erstmals mehr als 17 000 Lira. Die libanesische Währung hat damit seit Ausbruch der Krise vor fast zwei Jahren mehr als 90 Prozent ihres Wertes verloren.

          Der Liraabsturz geht einher mit einer Versorgungskrise, da das Land am Mittelmeer stark von Importen abhängig ist. Wegen Mangels an Treibstoff bilden sich vor Tankstellen täglich lange Schlangen, wo entnervte Autofahrer stundenlang warten müssen. Die Zeitung „Al-Joumhouria“ veröffentlichte ein Video, das zwei wütende Männer zeigt, die sich an einer Tankstelle prügeln. Die geschäftsführende Regierung hatte am Freitag Treibstoffsubventionen gekürzt.

          60 Prozent der Bevölkerung in Armut

          Die Wirtschafs- und Finanzkrise im Libanon war im Oktober 2019 ausgebrochen. Verschärft wurde sie durch die Corona-Pandemie und die Explosionskatastrophe im Beiruter Hafen Anfang August. Das Land zählt zu den weltweit am stärksten verschuldeten Staaten. Die Inflation liegt bei mehr als 100 Prozent, für Lebensmittel sogar bei mehr als 200 Prozent. Mehr als 60 Prozent der Bevölkerung lebt in Armut.

          Zugleich hat der Libanon keine handlungsfähige Regierung, da sich die maßgeblichen politischen Kräfte seit Monaten nicht auf ein neues Kabinett einigen können. Die Führung des Landes sieht sich massiven Korruptionsvorwürfen ausgesetzt. Kritiker werfen ihr vor, den Libanon mit einer Art Schneeballsystem in die Verschuldung getrieben zu haben. Westliche Staaten und der Internationale Währungsfonds (IWF) wollen erst dann Hilfe geben, wenn die Regierung Reformen beschließt.

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