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Immobilien : Hauskäufer, stellt euch nicht so an!

Kann ich mir ein Haus leisten? Außerhalb der großen Städte geht das eher. Hier ein Rohbau in Klaffenbach in Sachsen. Bild: dpa

Junge Leute sagen, sie könnten sich kein Haus mehr leisten. Dann gucken wir doch mal, wie es früher war.

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          Eine junge Familie möchte im eigenen Haus wohnen. Beide Eltern sind Akademiker, er arbeitet Voll- und sie Teilzeit. Aber Häuser sind teuer. An ein Eigenheim in der Metropole denkt niemand. Das Paar baut in der Kleinstadt, rund 50 Minuten von Karlsruhe weg – zumindest, wenn kein Stau ist. Um die Kosten zu drücken, macht die Familie vieles selbst. Der Vater verlegt sogar die Fliesen in Bad und Toilette. Trotzdem muss die Familie einen enormen Kredit aufnehmen.

          Nur 30 Prozent des Einkommens fürs Wohnen ausgeben? Ach wo! Die Familie lebt vom Teilzeit-Einkommen der Mutter, das Vollzeit-Einkommen des Vaters geht für Zins und Tilgung drauf. An Urlaube ist erst mal nicht zu denken, Restaurants sieht die Familie meist von außen. Schließlich verlangt die Bank neun Prozent Zinsen. Dieses Erzählung klingt übertrieben, vielleicht sogar satirisch? Das ist sie nicht.

          Ein Eigenheim ist teuer

          Alles daran ist Realität – besser gesagt: Es war Realität, nämlich das Leben meiner Eltern beim Hausbau Anfang der 80er-Jahre. Sie waren nicht die Einzigen – so funktionierte der Hausbau damals.

          Heute sagen viele junge Leute, sie könnten sich ein Haus nicht leisten. Sie hätten es viel schwerer als ihre Eltern.

          Wahr daran ist: Ein Eigenheim ist teuer. Umso mehr, wenn man in den großen Städten wohnen möchte. Wahr ist aber auch: Das ist nicht neu, die hohen Zinsen dieser Jahre rufen all das nur wieder ins Gedächtnis.

          Ein eigenes Haus muss man sich erst mal leisten wollen. Aber genau darum geht es – ums Wollen. Wer im eigenen Haus leben möchte, wird im Alter belohnt; Hauseigentümer haben dann meistens mehr Vermögen angespart als Mieter. Davor steht aber eine Menge Verzicht: zum Beispiel auf Restaurantbesuche und teure Urlaube, zum Beispiel auf einen kurzen Arbeitsweg.

          Vielleicht ist es dieser Verzicht, der für die Menschen schwieriger geworden ist. In den Sommerferien zu Hause zu bleiben ist einfacher, wenn die anderen auch zu Hause bleiben. Doch so geht es in Deutschland in vielen Milieus heute nicht mehr zu.

          Patrick Bernau
          Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Wert“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

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