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Fondsgesellschaft DWS : Im ultimativen Superbären-Szenario

Stefan Hoops in der DWS-Zentrale in Frankfurt Bild: Michael Braunschädel

Die Fondsgesellschaft DWS kämpft nicht nur mit den kriselnden Märkten, sondern auch mit einigen hausgemachten Turbulenzen. Der neue Chef hat noch einiges vor sich.

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          Dass Stefan Hoops keinen einfachen Job haben würde war klar, als er im vergangenen Sommer nach diversen Turbulenzen die Vorstandsspitze der DWS von Asoka Wöhrmann übernahm. Doch die Geschäftszahlen, die er am Donnerstag für das Jahr 2022 vorlegte, und die diversen Personalrochaden, die die Fondsgesellschaft seit einigen Monaten vermeldet, zeigen, dass die Aufgaben doch größer sind als zunächst angenommen – zumal das Geschäftsumfeld alles andere als rosig ist.

          Tim Kanning
          Redakteur in der Wirtschaft.

          „Es wäre untertrieben, das Jahr 2022 herausfordernd zu nennen“, bilanzierte Hoops, der von der Muttergesellschaft Deutsche Bank an die Spitze der Fondsgesellschaft gewechselt war. „2022 war für die DWS das ultimative Superbären-Szenario: alle Anlageklassen unter Druck, ein Krieg in Europa und Sorgen um die deutsche Wirtschaft“, listete Hoops auf. „Hinzu kamen DWS-spezifische Herausforderungen.“

          Mehrere bekannte Gesichter verloren

          Damit dürfte er vor allem auf die Greenwashing-Vorwürfe hinzielen, die die kurzzeitige Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler vor eineinhalb Jahren öffentlich gegen die DWS erhoben hatte. Der Vorwurf, viele Fonds seien längst nicht so nachhaltig wie sie beworben würden, brockte der größten deutschen Fondsgesellschaft Ermittlungen der amerikanischen Börsenaufsicht SEC und einiger anderer Behörden inklusive einer groß angelegten Razzia in der Frankfurter Firmenzentrale ein. Und sie waren einer der Auslöser dafür, dass der einstige Hoffnungsträger Wöhrmann den Chefposten räumen musste.

          In der Zwischenzeit haben noch weitere bekannte Gesichter die DWS verlassen, so dass man langsam von einer personellen Runderneuerung sprechen kann. So verabschiedete sich in dieser Woche wie berichtet der langjährige Star-Fondsmanager Tim Albrecht, der über 20 Jahre den Flaggschifffonds mit deutschen Aktien geleitet hatte. Schon zum Jahreswechsel verließ der Chef-Anlagestratege Stefan Kreuzkamp die Fondsgesellschaft.

          Schwaches Bild

          Gut möglich, dass auch  Karl von Rohr, der als Deutsche-Bank-Vize den Aufsichtsrat der DWS leitet, noch seinen Posten räumen muss. Darüber wird auf der DWS-Hauptversammlung im Sommer entscheiden. Sein Vertrag als Deutsche-Bank-Vorstand läuft im Oktober aus. Ob er verlängert wird oder nicht, damit will sich der Aufsichtsrat um seinen neuen Vorsitzenden Alexander Wynaendts wohl erst im April befassen.

          DWS GROUP GMBH+CO.KGAA ON

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          Die Zahlen, die Hoops am Donnerstag präsentierte, unterstreichen das schwache Bild, das die DWS derzeit abgibt. 20 Milliarden Euro zogen die Kunden insgesamt ab. Das Konzernergebnis der im S-Dax notierten Fondsgesellschaft brach um 23 Prozent auf 599 Millionen Euro ein. Dafür machte Hoops unter anderem außerplanmäßige Rechtskosten verantwortlich, die mit den Ermittlungen zum Greenwashing zu tun haben dürften. Das verwaltetet Vermögen sank gegenüber dem Vorjahr um 106 Milliarden Euro auf nun noch 821 Milliarden Euro, was laut DWS zum Großteil der schwachen Marktentwicklung geschuldet gewesen sei.

          Doch auch unabhängig von der üblichen Marktentwicklung musste die DWS zum Beispiel im ETF-Markt Federn lassen, wie das Analysehaus Morningstar kürzlich aufzeigte. Eigentlich würde Hoops in diesem Wachstumsmarkt mit der hauseigenen Marke Xtrackers gerne eine größere Rolle spielen. Doch nach den Morningstar-Zahlen blieb im vergangenen Jahr der Vermögensverwalter Blackrock mit seiner Marke iShares unangefochtener Marktführer mit 44,4 Prozent.

          Marktanteile verloren

          Nach Angaben von Morninstar-Direktor Jose Garcia-Zarate lag diese Steigerung unter anderem daran, dass Xtrackers im Jahr 2022 Abflüsse in Höhe von fast 4 Milliarden Euro verzeichnet habe. „Abgesehen von den Marktbedingungen hätte Xtrackers auf die Flut negativer Schlagzeilen rund um die Muttergesellschaft DWS mit Greenwashing-Vorwürfen, die schließlich zum Rücktritt ihres CEO führten, verzichten können“, so Garcia-Zarate. Gleichzeitig schloss Amundi im Januar 2022 die Übernahme von Lyxor ab und liegt mit einem verwalteten Vermögen von 170,6 Milliarden nun klar vor Xtrackers mit 132 Milliarden Euro.

          Hoops will dennoch an seinen Zielen festhalten und die DWS attraktiver für Aktionäre machen. Für 2022 stellte er eine Dividende von 2,05 Euro je Aktie in Aussicht nach 2 Euro im Vorjahr. Anleger reagierten dennoch enttäuscht auf die Nachrichten aus der DWS. Der Kurs verlor in der Spitze gut 6 Prozent und erholte sich am Nachmittag nur leicht.

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