Für große Vermögen : Hamburger Volksbank führt Negativzinsen ein
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Wer sehr viel Geld auf dem Tagesgeldkonto hat, muss nun gelegentlich Zinsen zahlen an die Bank. Bild: dpa
Zwei Großstadtbanken verlangen von Kunden mit großen Vermögen nun Geld fürs Verwahren. „Das treibt mich zur Weißglut“, sagt der Chef.
Jetzt ist es amtlich: Die Hamburger Volksbank führt zum 1. Februar Negativzinsen ein. Betroffen sind Privat- und Unternehmenskunden, die mehr als 500.000 Euro auf dem Tagesgeldkonto haben. Sie sollen künftig 0,2 Prozent im Jahr zahlen. Von der neuen Regelung sollen angesichts des hohen Freibetrags zunächst lediglich rund 100 Kunden betroffen sein, mit denen die Bank schon Gespräche führt.

Redakteur in der Wirtschaft.
Wie berichtet, ist das Hamburger Institut eines von zwei Großstadthäusern, die jetzt Negativzinsen einführen. Die Stadtsparkasse München berechnet von April an Unternehmen und institutionellen Anlegern für Einlagen von mehr als 250.000 Euro ein sogenanntes Verwahr-Entgelt in Höhe von 0,4 Prozent.
Ralf Fleischer, der Vorstandsvorsitzender der SSK München, hat Negativzinsen auch für Privatkunden nicht kategorisch ausgeschlossen: „Sobald der erste große Marktteilnehmer Negativzinsen für Privatkunden erhebt, werden auch wir gezwungen sein, nachzuziehen“, sagte er. Reiner Brüggestrat, der Vorstandssprecher der Hamburger Volksbank, sagte dem „Hamburger Abendblatt“, er sei nicht weniger gereizt als die Kunden über die Negativzinsen. „Schließlich bildet wegen der Negativzinsen unser Betriebsergebnis unseren Markterfolg immer weniger ab – das treibt mich zur Weißglut.“
Insgesamt hätten deutsche Banken im Jahr 2016 rund 1,5 Milliarden Euro an negativen Zinsen an die Europäische Zentralbank gezahlt, was im Schnitt rund sechs Prozent ihrer Vorsteuergewinne entspreche. Vor allem aber stellten die Negativzinsen grundlegende Prinzipien des Geschäftlebens auf den Kopf: „Ich leihe Geld aus, aber anstatt das entlohnt zu bekommen, muss ich für die sichere Verwahrung sogar noch zahlen.“ Das sei eine „perverse Situation“, sagte Brüggestrat, die es in 4000 Jahren Zinsgeschichte noch nicht gegeben habe: „Wenn wir selbst Negativzinsen erheben, ist das also nichts anderes als ein Akt der Selbstverteidigung.“