World Gold Council : Nachfrage nach Goldbarren und -münzen steigt um 36 Prozent
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Goldbarren bleiben gefragt: Viele Anleger fürchten sich offenbar vor Inflation nach der Pandemie. Bild: dpa
Während Wertpapiere auf Gold zuletzt weniger gefragt waren als im Vorjahr, ist der Ansturm auf physisches Gold in den ersten drei Monaten dieses Jahres sogar noch gestiegen. Das World Gold Council sieht dafür einen Grund: Angst vor Inflation.
Die Nachfrage nach Goldbarren und Goldmünzen ist in den ersten drei Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum nochmal deutlich gestiegen. Das geht aus Zahlen der Branchenorganisation World Gold Council hervor, die der F.A.Z. vorab vorlagen. Demnach stieg der Absatz von physischem Gold an Privatanleger nochmal um 36 Prozent auf 339,5 Tonnen. Neben dem zuletzt wieder etwas günstigeren Goldpreis, den viele Privatanleger zum Kaufen nutzten, nannte Louise Street vom World Gold Council im Gespräch mit der F.A.Z. vor allem einen Grund für die starke Nachfrage nach Barren und Münzen: die Angst vieler Anleger vor Inflation.
Im vergangenen Jahr war Deutschland nach China der größte Käufer für physisches Gold auf der Welt gewesen. Auch im ersten Quartal dieses Jahre habe sich dieses starke Interesse hierzulande nach Berichten von Händlern fortgesetzt, führte das Council aus. Weltweit betrachtet war es das stärkste Quartal für die Nachfrage nach physischem Gold seit dem Jahr 2016.
Erhebliche Abflüsse gab es dagegen aus Wertpapieren, die mit Gold besichert sind, wie börsengehandelten Indexfonds (“Exchange Traded Funds“, ETF). Hier mache sich bemerkbar, dass die Kapitalmarktzinsen in Amerika gestiegen seien, sagte Street. Anders als die Privatanleger reagierten die institutionellen Anleger in den Vereinigten Staaten darauf deutlich und schichteten um. Die Abflüsse aus den ETFs zwischen Januar und März in aller Welt entsprachen 177,9 Tonnen. Das hatte zur Folge, dass die globale Goldnachfrage insgesamt lediglich auf dem Niveau des Vorquartals verharrte und im Vergleich zum Vorjahresquartal um 23 Prozent zurückging.
Die Nachfrage nach Goldschmuck erholte sich nach dem Krisen-Schock des vergangenen Jahres zum Teil wieder, die gehandelte Menge stieg im Jahresvergleich um 52 Prozent auf 477,4 Tonnen. „Dies ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem extrem schwachen ersten Quartal 2020“, kommentierte das World Gold Council.
Auch Notenbank kaufen Gold
Der Anstieg der Verbrauchernachfrage sei durch die rückläufige Entwicklung des Goldpreises im Vergleich zu seinem Rekordhoch im August 2020 begünstigt worden, meinten die Goldfachleute. Der Goldpreis sank im Laufe des ersten Quartals um rund 10 Prozent. Das habe zusammen mit der globalen wirtschaftlichen Erholung die „prozyklischen Elemente der Goldnachfrage“ verstärkt.
Die Nachfrage nach Gold zur Verwendung in der Technologie-Branche stieg im ersten Quartal um 11 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Hintergrund sei, dass sich das Verbrauchervertrauen weiter erhole, meinten die Gold-Fachleute. Diese Technologie-Nachfrage von 81,1 Tonnen habe sogar knapp über dem Fünf-Jahres-Durchschnitt von 80,9 Tonnen gelegen.
„Während sich die weltweite Erholung fortsetzt, haben die Volkswirtschaften damit begonnen, vorsichtig wieder zu öffnen“, sagte Street. Dies führe zu einer „ermutigenden Rückkehr“ des Verbrauchervertrauens im ersten Quartal, was sich für das Gold vor allem im steilen Anstieg der Schmucknachfrage zeige.
Auch die Zentralbanken haben im ersten Quartal wieder netto Gold gekauft, wenn auch weniger als im Vorjahreszeitraum. Die Goldvorräte der Notenbanken in aller Welt seien unter dem Strich um 95,5 Tonnen gestiegen. Allein Ungarn erwarbt den Angaben zufolge 63 Tonnen. Eine stärkere Orientierung der Notenbanken am Gold sei aber in ganz Ost- und Mitteleuropa zu beobachten, sagte Goldanalystin Street. Auch Polen und Serbien kauften Gold. Der Aspekt eines „sicheren Hafens“ für die Währungsreserven spiele dabei eine Rolle. Die Türkei hingegen hat sich von größeren Teilen ihrer Goldreserven getrennt.
Eine Goldpreis-Prognose gibt das World Gold Council nicht ab. Street zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass auch nach der Pandemie die Bedingungen für die Anlageklasse Gold günstig seien. Wenn die Zinsen weiter niedrig blieben, die Menschen Angst vor Inflation hätten und die Schmucknachfrage weiter anziehe, seien die Aussichten für Gold nicht schlecht.