Gesundheitsbranche : Montagu gewinnt Bieterkampf um Beiersdorf-Sparte
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Beiersdorf und Smith & Nephew verkaufen den Medizinproduktehersteller BSN Medical für gut eine Milliarde Euro an die britische Beteiligungsgesellschaft Montagu Private Equity.
Die Beteiligungsgesellschaft Montagu Private Equity, ehemals ein Teil der HSBC-Bank, übernimmt BSN Medical Care. Dies hat Beiersdorf am Freitag offiziell bestätigt. Der Medizinproduktehersteller war bislang ein Gemeinschaftsunternehmen des Hamburger Körperpflegekonzerns Beiersdorf und der Londoner Smith & Nephew plc. Montagu zahlt gut 1,03 Milliarden Euro für den Hersteller von Medizinprodukten, also das Dreizehnfache des für dieses Jahr erwarteten Ergebnisses von 78 Millionen Euro. Der Umsatz des Gemeinschaftsunternehmens der Briten und Hanseaten, das sich auf Produkte der Wundversorgung und Bandagen spezialisiert, wird für 2005 mit rund 525 Millionen Euro beziffert.
Fachleute erwarten eine weitere Konsolidierung im Markt der Medizinprodukte für den Krankenhausbedarf. Branchenkenner glauben, daß BSN noch Potential hat, den Unternehmenswert zu steigern. Krankenhäuser fragen verstärkt Produkte aus einer Hand nach, so daß weitere Zukäufe und das Schmieden eines Komplettanbieters als sinnvoll angesehen werden.
Spielwiese der Beteiligungsgesellschaften
Der Markt für Medizinprodukte ist derzeit ein attraktives Feld für Beteiligungsgesellschaften. So hat Apax vor kurzem den schwedischen Anbieter Mölnlycke erworben. Apax galt zeitweilig als Favorit im Rennen um BSN Medical. Bei einer Zusammenführung von BSN und Mölnlycke hätte Apax als einziger Bieter Synergien erzielen können. Auch der Finanzierungsspielraum der Beteiligungsgesellschaft schien weitaus höher zu sein. Deshalb war damit gerechnet worden, daß Apax als Sieger aus dem Rennen hervorgehen würde. Möglicherweise will sich Apax schneller von Mölnlycke trennen, als es mit dem Erwerb von BSN Medical realisierbar gewesen wäre, vermuten Branchenkenner.
Zum Schluß boten nur noch Montagu und CVC um BSN Medical. Zunächst schien CVC die Nase vorn zu haben. Doch Montagu erhöhte das Angebot nochmals und gewährte obendrein weitreichende Zugeständnisse für den Erhalt der Arbeitsplätze in Hamburg. Dort sind 350 Mitarbeiter von insgesamt 3400 Mitarbeitern beschäftigt.
Kriegskasse aufgefüllt
Beiersdorf wie auch Smith & Nephew fließen durch den Verkauf jeweils rund eine halbe Milliarde Euro zu. Der Körperpflegekonzern, an dem neben dem Hauptaktionär Tchibo auch die Stadt Hamburg beteiligt ist, stockt mit dem Verkauf des als Finanzbeteiligung in der Bilanz geführten Tochterunternehmens seine Kriegskasse weiter auf. Der seit gut einem halben Jahr amtierende Vorstandsvorsitzende Thomas B. Quaas plant Zukäufe in Asien oder Südamerika. Bislang haben die Hamburger aber keinen geeigneten Übernahmekandidaten gefunden. Die Verwendung der Mittel zum Schuldenabbau ist aus Sicht von Finanzexperten angesichts der günstigen Kreditkonditionen weniger sinnvoll. Die britische Smith & Nephew will sich künftig ganz auf klassische Medizintechnik konzentrieren, stufte BSN Medical aber nur als Randaktivität ein und hat deshalb den Verkauf forciert.