Sparmotive : Die Deutschen werden ängstlicher
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Viele Deutsche, die weniger als 2000 Euro verdienen, sparen nicht mehr als 50 Euro im Monat. Bild: Picture-Alliance
Die Sparmotive der Deutschen erinnern an die Finanzkrise: Der „Notgroschen“ ist gefragt wie nie. Unter der Nullzinspolitik der EZB leiden besonders Menschen mit geringem Einkommen.
Die deutschen Sparer sind verunsichert. Zu diesem Ergebnis kommt der Verband der Privaten Bausparkassen in seiner am Montag veröffentlichten Umfrage zum Sparverhalten der Bundesbürger. Demnach hat der Notgroschen als Sparziel den höchsten Wert bislang erzielt.
Mit 7 Prozent hat er seinen Anteil gegenüber der Frühjahrsumfrage um zwei Prozentpunkte erhöht. Der Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Andreas Zehnder, hält dies für einen Wert, der die Politik nachdenklich stimmen sollte. Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) dürfe nicht als alternativlos in den Raum gestellt werden.
Dagegen verloren die Sparziele, die Ausdruck einer zuversichtlichen Stimmung sind, an Bedeutung. Das Motiv Konsum/langfristige Anschaffungen büßte um fünf Prozentpunkte auf 56 Prozent ein. Für die Altersvorsorge wollen noch 56 Prozent sparen. Das sind drei Prozentpunkte weniger, wie aus der vom Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest bei 2000 Bundesbürgern durchgeführten Umfrage hervorgeht. Die Kapitalanlage gaben 26 Prozent nach zuvor 28 Prozent als Motiv an. Dagegen rückte das Sparziel Wohneigentum um einen Prozentpunkt auf 44 Prozent vor.
Einen gleichzeitigen Rückgang der Sparziele Konsum/langfristige Anschaffungen, Altersvorsorge und Kapitalanlage habe es zuletzt kurz nach dem Höhepunkt der Finanzkrise im Herbst 2008 gegeben, sagte Zehnder. „Die Unsicherheit der Sparer wächst deutlich“ lautet sein Fazit. „Null Prozent Sparzinsen, geringere private Renten aus einer privaten Lebensversicherung, geringere Betriebsrenten, höhere Krankenversicherungsbeiträge und Stiftungen, denen das Geld für wohltätige Zwecke ausgeht – darauf werden die Menschen reagieren“, ist Zehnder überzeugt und fügt hinzu: „Aber so, wie wir uns das nicht wünschen.“
Unter den Niedrigzinsen leiden besonders die Bundesbürger mit geringem Einkommen. Das geht aus einer aktuellen Analyse des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) hervor. Als Grund nennt BVR-Vorstand Andreas Martin die niedrig verzinsten Anlageklassen, auf die sich das Finanzvermögen der Bundesbürger aus der unteren Einkommenshälfte konzentriert.
Sie könnten keiner stärker auf Wertpapiere ausgerichteten Strategie folgen. Das gefährde die finanzielle Absicherung dieser Haushalte im Alter zusätzlich, warnt Martin. Die EZB sollte angesichts der hohen Belastungen durch Niedrigzinsen für die private Altersvorsorge ihre geldpolitische Ausrichtung überdenken, fordert er. 40 Prozent der Bundesbürger mit einen Nettomonatseinkommen von weniger als 2000 Euro sparen nicht mehr als 50 Euro im Monat.