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Umfrage : Die Deutschen sparen wieder mehr

Eine Studie der Postbank zeigt: Im Durchschnitt 80,4 Prozent der Bundesbürger legen Geld auf die hohe Kante. Bild: dpa

Trotz der niedrigen Zinsen legen die Deutschen wieder mehr Geld zur Seite. Außerdem sind Sparer die glücklicheren Menschen, zeigt eine neue Umfrage.

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          Anleger bekommen zwar schon seit längerem kaum noch Zinsen für ihr Gespartes. Viele geben das Geld daher lieber gleich aus und nicht erst später. Doch inzwischen sparen wieder mehr Deutsche - und das trotz des mageren Zinsumfeldes.

          Kerstin Papon
          Redakteurin in der Wirtschaft.

          Dies hat die Postbank nun in einer repräsentativen Umfrage festgestellt, die der Frankfurter Allgemeinen Zeitung exklusiv vorliegt. Demnach legen in diesem Jahr im Durchschnitt 80,4 Prozent der Bundesbürger Geld auf die hohe Kante nach 75,8 Prozent im Vorjahr. In jüngerer Vergangenheit ist der Anteil der Sparer nach Daten der Postbank nur vor fünf Jahren höher gewesen, als die Umfrage erstmals durchgeführt wurde.

          Und warum sparen wieder mehr Deutsche? „Der positive Trend auf dem Arbeitsmarkt ist ungebrochen, die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen ist auch in diesem Jahr gestiegen“, sagt Marco Bargel, Chefvolkswirt der Postbank. Ein regelmäßiges Einkommen ermögliche es daher einer wachsenden Zahl von Deutschen, Rücklagen zu bilden. Gleichzeitig gingen die Konjunkturerwartungen der Bundesbürger seit dem Votum der britischen Bevölkerung für einen Ausstieg aus der Europäischen Union kontinuierlich zurück.

          Sparer sind glücklicher

          Zudem werde die Terrorgefahr in Deutschland bewusster wahrgenommen, sagt Bargel. Dies steigere die Verunsicherung und veranlasse mehr Menschen, zu sparen statt zu konsumieren. Ohnehin scheinen viele Bundesbürger ängstlich, was ihre Zukunft anbelangt und zweifeln daran, dass sie ihren bisherigen Lebensstandard bewahren können. Dabei belief sich das Geldvermögen der Deutschen nach Angaben der Deutschen Bundesbank im ersten Quartal auf rekordhohe 5,3 Billionen Euro.

          Sparer sind zudem glücklicher. Dies sagen zumindest die Anlageexperten der Postbank. Denn Geldreserven schüfen Sicherheit und machten die Erfüllung langersehnter Wünsche möglich. Dabei sei es gleichgültig, ob die regelmäßigen Rücklagen aus einem guten Einkommen finanziert würden oder durch Disziplin in den Ausgaben entstünden - 44 Prozent der Befragten sparen dabei jeden Monat. Beides mache stolz und steigere die Zufriedenheit, was die Umfrage bestätige, sagt die Postbank.

          Mehr Sparer - Weniger Geld

          Während im Durchschnitt fast 80 Prozent der Sparer mit ihrer finanziellen Situation zufrieden seien, blicke von den Nichtsparern nur jeder Zweite wohlwollend auf seine Finanzen. Und diese Differenz ließe sich nicht allein durch Einkommensunterschiede erklären. Insgesamt sind drei Viertel der Befragten mit ihrer Finanzsituation zufrieden.

          Zwar steigt nach den Ergebnissen der Umfrage der Anteil der Sparer, doch viele Befragte legen weniger Geld zur Seite. Demnach haben im Durchschnitt gut 11 Prozent der Bundesbürger aufgrund der aktuellen Wirtschaftslage ihre Sparleistung in den vergangenen sechs Monaten reduziert. Im Vorjahr taten dies rund 9 Prozent.

          Alter beeinflusst das Sparverhalten

          Auch geschlechterspezifische Besonderheiten sind zu beobachten. Denn 14,5 Prozent der befragten Frauen sparen laut Postbank aktuell gar nichts mehr, von den Männern verhalten sich nur 8 Prozent so. Das Alter beeinflusst das Sparverhalten ebenfalls. Junge Deutsche sparten derzeit gegen den Trend, heißt es von der Postbank. Im Durchschnitt lege jeder Vierte im Alter von 16 bis 29 Jahren aufgrund der Wirtschaftslage mehr in den Sparstrumpf als noch vor einem Jahr. Insgesamt tun dies 10 Prozent der Befragten.

          Junge Deutsche sparen derzeit gegen den Trend. Jeder Vierte zwischen 16 und 29 legt mehr in den Sparstrumpf als im Vorjahr.
          Junge Deutsche sparen derzeit gegen den Trend. Jeder Vierte zwischen 16 und 29 legt mehr in den Sparstrumpf als im Vorjahr. : Bild: dpa

          Die immer weiter fallenden Anlagezinsen scheinen sich gleichwohl deutlich niederzuschlagen. Denn die Art des Sparens hat sich verändert. Haben laut der Umfrage im Jahr 2015 noch fast 40 Prozent der Anleger Geld auf Tagesgeldkonten angelegt, so tun dies nun nur noch rund 26 Prozent. Der Anteil der Sparer, die so Geld auf die hohe Kante legen, hat sich also deutlich reduziert. Kein Wunder: Nach Angaben der FMH-Finanzberatung gibt es im Bundesdurchschnitt derzeit nur noch einen Zins von rund 0,2 Prozent für Tagesgeld - Tendenz fallend. Im Jahr 2008 waren es noch mehr als 5 Prozent.

          Sinkendes Interesse an Festgeld oder Lebensversicherungen

          Das Interesse an Festgeld lässt ebenfalls spürbar nach. Es ist das Schlusslicht in der Umfrage der Postbank. Nur 13 Prozent der Befragten nennen Festgeld als mögliche Sparform nach noch 22 Prozent im Vorjahr. Dies ist der niedrigste Wert in der Geschichte der Umfrage. Auch dies wirkt verständlich, beträgt doch der Zins für sechsmonatiges Festgeld im Durchschnitt laut FMH nur noch gut 0,1 Prozent. Die Beliebtheit von Lebensversicherungen schwindet angesichts des sinkenden Garantiezinses ebenfalls fortgesetzt.

          Und wo fließt das Geld nun hin? Rund die Hälfte der Befragten parkt das Geld auf dem Girokonto, ein gutes Drittel hat ein klassisches Sparkonto - beides ein leichter Anstieg. Im Durchschnitt fast jeder Vierte verwahrt sein Geld nach Daten der Postbank zu Hause. Das ist der höchste Wert seit dem Jahr 2011. Deutlich an Beliebtheit hat zuletzt wieder der Bausparvertrag gewonnen. Denn die niedrigen Kreditzinsen haben das Interesse an den eigenen vier Wänden steigen lassen. Derzeit besparen 27,5 Prozent der Befragten einen Bausparvertrag nach fast 20 Prozent im Vorjahr. Befragt wurden 1000 Deutsche im Alter von 16 Jahren an.

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