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Anlegen in Ackerland : Goldene Scholle

Mit Wald funktioniert Geschäft nach ähnlichen Modell

Platzt da bald die nächste Blase? Er sehe dafür keine Anzeichen, sagt Makler Meyer, der vor allem Flächen an der Rheinschiene zwischen Bonn und Duisburg vermittelt. „Die Nachfrage ist ungebremst, das Angebot gering. Der Verkäufer sucht sich den Käufer aus.“ Haben sich beide auf den Preis geeinigt, ist der Handel allerdings noch nicht perfekt. Das Grundstückverkehrsgesetz enthält eine Klausel zum Schutz der bäuerlichen Landwirtschaft:

Die Behörden können einen Verkauf annullieren, wenn der Preis weit über allen Vergleichswerten liegt - und wenn der Käufer über keine Qualifikation als Landwirt verfügt. Der übliche Ausweg ist, dass die Anleger einen langjährigen Pachtvertrag mit einem ansässigen Landwirt schließen und diesem die Bewirtschaftung überlassen. Meist kommen die Verpächter damit auf eine Rendite zwischen einem und zwei Prozent.

Im Wald funktioniert das Geschäft nach einem ähnlichen Modell. Dort können Käufer, die keine Ahnung oder keine Zeit haben, sich eigenhändig um ihre Bäume zu kümmern, gegen eine Gebühr die staatlichen Forstämter oder andere Dienstleister beauftragen. Die wickeln auch gleich noch den Holzverkauf ab. „Keiner muss selbst mit der Kettensäge ran“, beruhigt Holger Meyer. Viele Besitzer begnügten sich damit, einmal im Jahr zu entscheiden, welche Bäume gefällt und verkauft werden sollen.

Weniger als 100.000 Euro? Keine Chance

Sind es beim Ackerland außer der Lage vor allem die Bodenqualität und die Niederschlagsmenge, die eine Fläche besonders wertvoll machen, zählen beim Wald andere Kriterien. Welche Bäume stehen darin? Wann können sie geschlagen werden? Und: Ist das Stück groß genug, um es zur Jagd zu nutzen?

Man muss dafür kein Milliardär sein, aber für Kleinanleger kommen Acker und Forst als Anlageklasse eher nicht in Frage - es sei denn, sie vertrauen ihr Geld einem Fonds oder einem Agrarkonzern an. Wohin das führen kann, hat in diesem Jahr allerdings die spektakuläre Insolvenz des größten deutschen Anbieters KTG Agrar gezeigt.

Wer weniger als 100.000 Euro mitbringe, warnt der Makler Claus Voß aus Ludwigslust in Mecklenburg-Vorpommern, habe keine Chance auf eine attraktive Fläche, deren Bewirtschaftung sich lohnt. Er rechnet damit, dass die Preise künftig nicht mehr so stark steigen werden wie in der Vergangenheit. Hier und da gebe es sogar schon Schnäppchen: Weil die Milchpreise zuletzt deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt lagen, seien manche Milchviehhalter darauf angewiesen, Flächen zu verkaufen, um Geld in die Kasse zu bekommen. Da lasse sich mit Erfolg verhandeln.

Deutlich günstiger als in Deutschland ist Ackerland in Mittel- und Osteuropa zu haben. Allerdings lauern dort auch Fallstricke. In einigen Ländern sind die Eigentumsrechte stark eingeschränkt, das hat sich herumgesprochen. Deshalb gebe es kaum noch Interesse an Äckern in Polen oder Ungarn, berichtet Claus Voß. Vergleichsweise sicher und liberal sei Lettland, wo der Hektar Ackerland zurzeit rund 5000 Euro kostet.

Zwei Szenarien würden den Markt umkrempeln

Wie sich die Preise dort entwickeln werden, ist noch schwieriger einzuschätzen als in Deutschland. Hier wie dort spricht ein Faktor dafür, dass sich die Geldanlage in Ackerland immer noch auszahlt: Solange die Städte wachsen, werden die verfügbaren Flächen stetig weniger, weil Jahr für Jahr Wiesen und Felder zu Bauland umgewidmet werden.

Zwei Szenarien allerdings gibt es, die den Markt umkrempeln würden. Dazu müssten sich die Fürsprecher der traditionellen, familiären Landwirtschaft gegen die Acker-Investoren durchsetzen. Sie sind dafür, den Landkäufern künftig vorzuschreiben, an Ort und Stelle zu wohnen.

Das würde manche Großstädter abschrecken. Außerdem wollen die Bauernvertreter die staatlichen Agrarbeihilfen, ohne die viele Höfe nicht existieren könnten, an die Betriebsgröße koppeln. Das würde sowohl den Großagrariern à la Fielmann und Rethmann als auch den Verpächtern den Wind aus den Segeln nehmen. Allzu große Sorgen müssen sie sich allerdings nicht machen. Bis jetzt waren die Politiker immer gut darin, den Familienbetrieben viel zu versprechen. Geändert hat sich jedoch kaum etwas.

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