Französische Banken : „Bei der Bankenunion sind wir ein bisschen deutsch“
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La Défense: Die Pariser Skyline mit starken Bankentürmen. Bild: EPA
Bei den Banken sind nicht die deutschen, sondern die französischen Geldhäuser die Musterschüler in Europa. Ihr Verband will die Bankenunion dennoch ausbauen – weil sie allen nütze.
Frankreichs Privatbanken sind in Europa das, was Deutschland für viele Beobachter auf der Staatenebene repräsentiert: die Führungsmacht, der Musterschüler. Vorrangig sehen das besonders die Anleger so: Die drei größten französischen Banken BNP Paribas, Crédit Agricole und Société Générale kommen auf eine gemeinsame Börsenkapitalisierung von rund 130 Milliarden Euro. Wenn man die Investmentbank Natixis aus der Volksbanken- und Sparkassengruppe BPCE hinzurechnet, ist schon fast die Marke von 150 Milliarden Euro erreicht.
In Deutschland dagegen erreichen die beiden einzigen großen börsennotierten Banken, die Deutsche Bank und die Commerzbank, nur rund ein Fünftel dieses französischen Wertes. Auch beim Vergleich der Bilanzsummen liegen die Franzosen mit ihren größeren Unternehmen deutlich vorne. So stellt sich im Zuge der europäischen Bankenunion die Frage, ob die französischen Finanzhäuser auch die Zahlmeister eines Systems sein wollen, das gemeinsame Töpfe für den Krisenfall aufbaut.
Die Antwort ist ein klares Nein, wie die Generaldirektorin des französischen Bankenverbandes im Gespräch mit der F.A.Z. klarmacht. „Wir sind in dieser Hinsicht ein bisschen deutsch. Die französischen Banken haben auch keine Lust, für alle anderen zu zahlen“, sagt Marie-Anne Barbat-Layani. „Erst muss man die Risiken abbauen, dann kann man in einen Mechanismus der Solidarität eintreten. Jeder muss erst einmal eigene Anstrengungen erbringen.“
Kein uneingeschränkter Wohlstand für Deutschland
Doch die Französin macht fast im gleichen Atemzug eine wichtige Einschränkung: „Gleichzeitig wollen wir, dass wir uns alle weiterentwickeln. Es liegt nicht in unserem Interesse, dass größere Teile der europäischen Währungsunion zurückbleiben. Diese Feststellung gilt sowohl für die Banken als auch für ganze Staaten“, sagt die Französin, die vor ihrer Verbandstätigkeit lange Zeit als Regierungsberaterin sowie als Topmanagerin bei Crédit Agricole tätig war. „Die Deutschen haben recht, wenn sie von allen Anstrengungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit erwarten. Aber die Deutschen können nicht im Wohlstand leben, wenn ihre Nachbarn arm sind. Der Großteil der Austauschbeziehungen findet ja innerhalb der Eurozone statt“, sagt Barbat-Layani.
Vor diesem Hintergrund haben die Fédération Bancaire Française (FBF) und der Bundesverband der deutschen Banken, der die Privatbanken vertritt, im Juni in einer gemeinsamen Erklärung „eine Vollendung der Bankenunion und eine starke europäische Kapitalmarktunion“ gefordert. Weitere Schritte für größere „ökonomische Solidität und Solidarität“ seien nötig, „ehrgeizige Reformen und neue Instrumente der Solidarität“ würden gebraucht. Die beiden Verbände erkennen dabei ausdrücklich die Beschlüsse des deutsch-französischen Gipfeltreffens in Meseberg an und versprechen die Mitarbeit der Banken.
Deutsche Sparkassen wollen sich der europäischen Aufsicht entziehen
Anders als in Deutschland umfasst der französische Bankenverband FBF alle Banken des Landes, also auch die französischen Sparkassen, die allerdings nicht öffentlich-rechtlich organisiert sind. Die Franzosen beobachten den Widerstand des deutschen Sparkassenlagers gegen etliche Elemente der Bankenunion mit wenig Wohlgefallen: „Man sieht genau, dass in einem Teil des deutschen Bankensektors die Versuchung herrscht, außerhalb jeder europäischen Reglementierung und Aufsicht zu bleiben“, sagt Barbat-Layani.
Das sei „etwas problematisch“, denn es sei wichtig, „die Solidarität innerhalb der Eurozone aufrechtzuerhalten“. Umso „beunruhigender“ sei es, dass es im Euroraum zu einer „Rückkehr zur Fragmentierung“ komme. „Es gibt immer mehr Regeln und Ausnahmen der nationalen Aufseher, die immer weniger Vertrauen in ein globales System haben.“