Starinvestor : Warren Buffett wettert gegen Fondsmanager
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Branche im Wandel: Starinvestor Warren Buffett Bild: Reuters
Warren Buffett kritisiert Fondsmanager wegen zu hoher Gebühren bei geringer Leistung. Der Starinvestor empfiehlt daher kostengünstige Indexfonds. Damit unterstützt er Veränderungen in der Branche.
Der Starinvestor Warren Buffett verschärft seine Attacken auf Fondsmanager an der Wall Street wegen hoher Gebühren und schlechter Leistung. „Wenn Billionen von Dollar von Wall-Street-Managern verwaltet werden, die hohe Gebühren verlangen, werden es in der Regel die Vermögensverwalter sein, die enorme Gewinne machen, und nicht die Kunden“, schrieb Buffett im jüngsten Brief an die Aktionäre seiner Gesellschaft Berkshire Hathaway. Buffett, der selbst mit der geschickten Auswahl einzelner, unterbewerteter Aktien zum mehrfachen Milliardär wurde, empfiehlt Privatanlegern, aber auch Institutionen wie Pensionskassen dagegen die Anlage in Indexfonds.
Die in den vergangenen Jahren populärer gewordenen passiven Indexfonds bilden einfach ein Marktbarometer wie den amerikanischen Aktienindex S&P 500 ab. Das ist für Anleger wesentlich günstiger, weil im Gegensatz zu traditionellen, aktiv gemanagten Fonds keine Kosten für die Vergütung von Fondsmanagern oder Analysten anfallen. Dazu gelingt es den meisten Fondsmanagern nicht, mit der Auswahl einzelner Aktien den jeweiligen Vergleichsindex zu schlagen.
Buffett propagiert Indexfonds schon seit Jahren als beste Anlage für Leute, die nicht die Zeit und die Expertise haben, Aktien auf professionelle Art zu bewerten. In seinem am Wochenende veröffentlichten Aktionärsbrief griff er traditionelle Fondsgesellschaften und Hedgefonds aber in ungewöhnlicher Ausführlichkeit an. Anlass war seine vor neun Jahren abgeschlossene Wette über 1 Million Dollar, dass ein Indexfonds auf den S&P 500 über einen Zeitraum von 10 Jahren besser abschneiden werde als Hedgefonds, also Investmentvehikel für vermögende Privatanleger und Institutionen, die flexibler agieren als herkömmliche Investmentfonds und ihre hohen Gebühren damit rechtfertigen, in allen Marktlagen Gewinn zu machen. Hedgefonds können beispielsweise mit sogenannten Leerverkäufen auf fallende Kurse wetten. Buffetts Wettpartner ist die Hegdefondsgesellschaft Protégé Partners, die fünf Dach-Hedgefonds gegen den Indexfonds ins Rennen schickte. Dachfonds investieren nicht direkt in Wertpapiere, sondern investieren ausschließlich in andere Fonds. Die fünf ausgewählten Dachfonds streuten die Anlagen über mehr als 100 einzelne Hedgefonds.
Hedgefonds verlangen hohe Gebühren
Ein Jahr vor dem Ende der Wette, deren Gewinn in jedem Fall an eine wohltätige Organisation geht, liegt der Indexfonds uneinholbar vorn. Der Fonds kam in den vergangenen neun Jahren auf einen durchschnittlichen Jahresgewinn von 7,1 Prozent, die Dach-Hedgefonds nur auf 2,2 Prozent. Anders gerechnet: Wer vor neun Jahren 1 Million Dollar in die Dachfonds gesteckt hätte, wäre um 220.000 Dollar reicher. Anleger des Indexfonds hätten im gleichen Zeitraum 854.000 Dollar verdient und ihren Einsatz damit fast verdoppelt.
Trotz dieser schwachen Leistung verlangen Hedgefonds immens hohe Gebühren. In einem Modell, das im Jargon der Branche als „2 und 20“ bekannt ist, kassieren die Fonds in der Regel 2 Prozent Verwaltungsgebühr auf die angelegte Summe und dazu 20 Prozent vom erzielten Gewinn. In Verlustjahren erhalten die Fonds zwar keine Gewinnbeteiligung, sie erstatten ihren Kunden aber auch nicht die Gewinnbeteiligung aus dem Vorjahr zurück. Die Dachfonds nehmen in der Regel ein weiteres Prozent der angelegten Summe als Verwaltungsgebühr. „Ich schätze, dass über den Zeitraum von neun Jahren ungefähr 60 Prozent – schluck – aller von den fünf Dachfonds erzielten Gewinne in die zwei Management-Ebenen umgeleitet wurden“, schreibt Buffett. Für Kleinanleger sind solche Dachfonds die einzige Möglichkeit, in Hedgefonds zu investieren, weil die Mindestanlagesumme bei regulären Hedgefonds sehr hoch ist.
Die Botschaft ist angekommen
Buffett empfiehlt günstige Indexfonds nicht nur für Kleinanleger, sondern auch für reiche Anleger oder Pensionsfonds, die nicht nur teure Fondsmanager bezahlen, sondern zusätzlich auch Berater anheuern. „Können Sie sich einen Anlageberater vorstellen, der seinen Kunden Jahr um Jahr empfiehlt, mehr Geld in einen Indexfonds anzulegen, der den S&P 500 nachbildet. Das wäre beruflicher Selbstmord“, schreibt Buffett. Für öffentliche Pensionskassen hatte das dramatische Folgen, weil es mit zu deren Unterfinanzierung beitrug. Buffett glaubt dass „Finanzeliten“ – vermögende Privatanleger, Pensionsfonds oder Stiftungsvermögen von Universitäten – auf der Suche nach überlegener Anlageberatung im vergangenen Jahrzehnt, konservativ geschätzt 100 Milliarden Dollar verschwendet haben.
Es scheint allerdings, als ob die Botschaft mittlerweile angekommen ist. Im vergangenen Jahr haben Anleger nach Angaben des Informationsdienstes Morningstar netto 342 Milliarden Dollar aus aktiv gemanagten Investmentfonds abgezogen. Passive Fonds meldeten dagegen Rekordzuflüsse von 506 Milliarden Dollar. Hedgefonds verbuchten nach Angaben der Gesellschaft E-Vestment im vergangenen Jahr Abflüsse von 106 Milliarden Dollar – der stärkste Abfluss seit dem Finanzkrisenjahr 2009. E-Vestment spricht von einer „Branchenkrise“. Einige prominente Hedgefonds wie Perry Capital haben zuletzt aufgegeben. Andere wie Tudor Investment haben ihre Gebühren gesenkt. Buffett verwaltet bei Berkshire Hathaway ein Aktienportfolio im Wert von mehr als 120 Milliarden Dollar. Die größten Beteiligungen sind die Bank Wells Fargo, der Getränkekonzern Coca-Cola, der Technologiekonzern IBM und der Finanzdienstleister American Express.