Umfrage : Die Fondsmanager werden „euroskeptisch“
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Bank of America Merrill Lynch Bild: AP
Wachstums- und Gewinnerwartungen der Fondsmanager gehen zurück, zeigt die monatlich einmal stattfindende Umfrage von BofA Merrill Lynch für den Monat Mai. Sie betrachten vor allem Europa und damit auch den Euro mit zunehmender Skepsis.
Professionelle Anleger schrauben ihre Wachstums- und Gewinnerwartungen zurück, so das Ergebnis der Maiausgabe der einmal monatlich stattfindenden Umfrage von BofA Merrill Lynch unter 157 Fondsmanagern mit einem verwalteten Vermögen von 401 Milliarden Dollar weltweit.
Gerade noch zehn Prozent der Befragten rechnen damit, dass sich das Wirtschaftwachstum in den kommenden zwölf Monaten verbessern wird. Im April waren 27 Prozent und im Februar sogar 58 Prozent sehr wachstumsoptimistisch gewesen. Der abnehmende Optimismus schlägt sich auch in den Gewinnerwartungen nieder: Nur noch netto neun Prozent der Fondsmanager rechnen damit, dass die Unternehmen ihre Gewinne auf hohem Niveau noch weiter steigern können.
Die Fondsmanager rechnen mit abflauender Wirtschaft in Europa
Die zunehmende Skepsis wird besonders evident in Europa. Dort sind die Erwartungen inzwischen sogar negativ geworden. Netto acht Prozent der befragten Fondsmanager rechnen in Europa mit abflauendem Wachstum. Noch vor zwei Monaten hatten netto 32 Prozent mit zunehmendem Wachstum gerechnet. Die europäische Schuldenkrise scheint sich als größtes Wachstumsrisiko weltweit herauszukristallisieren, erklärten im Mai 36 der Fondsmanager - nach 21 Prozent im April.
Mit zurückgehenden Wachstumserwartungen gehen immerhin auch die Inflationssorgen zurück. Die professionellen Vermögensverwalter gehen davon aus, dass die nächste Zinserhöhung in den Vereinigten Staaten später kommen wird als bisher erwartet. Netto 73 Prozent der Befragten denken, sie werde frühestens im kommenden Jahr kommen. Diese Erwartung hat dazu beigetragen, dass der Risikoappetit der Fondsmanager nur leicht zurückgegangen ist. Sie reduzierten ihre Aktien- und Rohstoffanlagen leicht und erhöhten ihre Liquiditäts- und Anleihebestände leicht. Auf der anderen Seite schichteten sie ihre Aktienportfolios deutlich um und kauften mehr Aktien von Unternehmen aus dem Verbrauchsgüter- und Pharmabereich, während sie zum Verkauf in wachstumssensitiven Branchen tendierten.
Mit Blick auf die Schwellenländer rechnen netto 28 Prozent der Fondsmanager mit schwächerem künftigem Wachstum in China und sind weniger überzeugt von der Robustheit der Entwicklung der so genannten BRIC-Staaten wie Brasilien als in der Vergangenheit. Trotzdem jedoch investieren sie immer mehr Gelder in diesen Regionen. Netto 29 Prozent von ihnen haben Schwellenländeranlagen in ihren Depots inzwischen übergewichtet. Vor zwei Monaten waren sie diesbezüglich noch neutral eingestellt gewesen. Nun jedoch gehen 19 Prozent der Befragten davon aus, dass Unternehmen aus den Schwellenländern am besten - hinter jenen der Vereinigten Staaten! - positioniert seien um, ihre Gewinne weiter steigern zu können. Inzwischen wetten 42 Prozent der Fondsmanager auf die wachsende Nachfrage in den jeweiligen Binnenmärkten. Im März hatten gerade einmal neun Prozent der Befragten damit gerechnet, dass solche Impulse die Aktienkurse beflügeln könnten.
60 Prozent der Befragten halten den Euro für überbewertet
Zwei Monate nach dem Erdbeben und dem Tsunami in Japan sind negative Schocks optimistischen Erwartungen gewichen. 59 Prozent der Fondsmanager gehen davon aus, dass die japanische Wirtschaft in den kommenden zwölf Monaten wachsen wird. 38 Prozent bauen auf steigende Gewinne bei japanischen Unternehmen auf Sicht eines Jahres. Allerdings nimmt die Untergewichtung japanischer Aktien in den Depots nur langsam und leicht ab. Lag sie im April noch bei minus 18 Prozent, so ging sie bis Mai gerade einmal um einen Prozentpunkt zurück. Die Fondsmanager meiden vor allem auch den Yen als Währung. Nach wie vor halten ihn netto 64 der Befragten für überbewertet.
Ähnliches gilt auch für den Euro. Die Meinung, der Kurs des Euro sei überbewertet, hat sich verstärkt. Netto 60 Prozent der Fondsmanager sind dieser Ansicht, nach 40 Prozent noch vor einem Monat und 25 Prozent im Februar. Die „Euroskepsis“ hat damit den höchsten Stand seit Dezember des Jahres 2009 erreicht. Dagegen sind netto 48 Prozent der Ansicht, der Dollar sei unterbewertet - nach 36 Prozent im April. Dieser „Dollaroptimismus“ korrespondiert mit dem Optimismus, nach welchem die amerikanischen Unternehmen ihre Gewinne künftig weiter steigern könnten. Er macht die Vereinigten Staaten zur bevorzugten Anlageregion für die kommenden Monate.