Asbjörn Trolle Hansen : „Für gute Gewinne muss man nicht spekulieren“
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Asbjörn Trolle Hansen ist ein Star unter den Fondsmanagern. Sein Erfolgsrezept: Nur langweilige Aktien und Anleihen aus Amerika.
Herr Trolle Hansen, die Aktienmärkte haben ihre Kursverluste vom Jahresanfang fast wieder aufgeholt. Geht es so gut weiter? Was bringt 2016?
Ich bin nicht sehr optimistisch. Wir sehen ein ungemütliches Gemisch. Die Firmengewinne in Amerika stagnieren, in Europa fallen sie sogar leicht. Auf der anderen Seite zeigen sich in Amerika bei den Löhnen erste Zeichen einer Inflation. Die amerikanische Notenbank könnte daher gezwungen sein, die Zinsen anzuheben, obwohl die Wirtschaft nicht gut läuft.
In der vergangenen Woche hat sie nichts gemacht.
Ich erwarte zwei Zinsschritte in diesem Jahr, einen im Juni, einen im Herbst.
Was heißt das für Aktien?
Es ist kein gutes Umfeld für Aktien. Vor allem in Amerika.
Und in Europa?
Dort hilft die Europäische Zentralbank. Es war richtig, dass sie vor zwei Wochen die Geldpolitik weiter gelockert hat. Denn die Wirtschaft in Europa läuft schlechter.
Wann wird es endlich besser?
Ich fürchte, wir müssen uns in den Industrieländern auf eine längere Zeit mit geringem Wachstum und niedrigen Zinsen einrichten. Die alten Zeiten sind vorbei, es beginnt eine neue Ära.
Was kommt da auf uns zu?
Die Privathaushalte und die Staaten sind verschuldet. Sie müssen sich erst entschulden, das dauert lange. Und die Alterung der Bevölkerung in den Industrieländern sorgt dafür, dass es weniger Konsumenten und damit weniger Nachfrage gibt. Das Hauptproblem aber sind fehlende qualifizierte Arbeitskräfte.
Wie schlimm wird es werden?
Ich erwarte ein Prozent weniger Wirtschaftswachstum global, also in Europa eher ein statt zwei Prozent. Normal werden dann Zinsen für langfristige Anleihen von höchstens vier Prozent in Amerika und drei Prozent in Europa sein. Und Leitzinsen von maximal zwei Prozent in Amerika und 1 bis 1,5 Prozent in Europa. Früher war es schon mal das Doppelte. Das bedeutet geringere Unternehmensgewinne und damit Aktienkursgewinne - und weniger Ertrag aus Anleihen. Trotzdem gehört beides weiter ins Depot.
Würden Sie derzeit Aktien kaufen oder lieber verkaufen?
Das ist nicht der Ansatz unseres Fonds. Niemand weiß, wann ein guter Zeitpunkt zum Kaufen ist. Wir sind in diesem Punkt nicht schlauer als der Markt, auch wenn das viele Fondsmanager von sich behaupten. Wir fragen uns nicht: Welche Aktie, welche Anleihe wird dieses Jahr besonders viel Gewinn machen? Das ist eine riskante Wette, man liegt schnell daneben. Und die Konkurrenz ist groß, viele Fonds versuchen das. Sie machen das dann auch noch in Märkten, die sehr effizient sind. Dort sind Wetten noch schwerer. Solche Spekulationen sind auch gar nicht nötig, um attraktive Erträge zu erreichen. Wir fragen lieber: Was ist dieses Jahr der beste Weg, die Risiken klein zu halten? Kapitalerhalt ist die beste Strategie, um langfristig attraktive Renditen zu erzielen.
Eine solche Strategie ist selten.
Das stimmt, denn sie verkauft sich nicht so gut, sie klingt langweilig. Verluste vermeiden ist nicht so sexy wie besonders hohe Gewinne zu erzielen. Und wenn wir von stabilem Ertrag und Risikovermeidung reden, wird es schnell technisch. Das versteht nicht jeder Kunde.
Funktioniert denn der Ansatz?
Ja, wir hatten in den zehn Jahren unseres Bestehens nur ein Jahr mit Verlusten. Das war in der Finanzkrise 2008. Und da betrugen die Einbußen nur etwa ein Drittel des Gesamtmarktes, die wir auch schnell wieder aufgeholt haben. Im Schnitt hat der Fonds in den vergangenen fünf Jahren 6,87 Prozent Gewinn pro Jahr gemacht. Vier bis fünf Prozent im Jahr wollen wir auch in den nächsten Jahren erzielen.
Ihre Strategie hat zum Jahresanfang gut funktioniert. Während die Börsen einbrachen, machten Sie Gewinne. Wie ist das gelungen?