Schwache Entwicklung : Fondsmanager versagen an der Wall Street
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Überblick über den Fondsmarkt in komprimierter Form: Ein in die Lektüre seiner Zeitung vertiefter Flugpassagier Bild: vario images
Die meisten aktiv verwalteten Aktienfonds in Amerika entwickeln sich schwächer als Indexfonds. In diesem Jahr ist der Rückstand besonders hoch.
Amerikanische Aktienfondsmanager müssen sich am Ende des Jahres besonders gute Ausreden einfallen lassen. Nach Angaben der Investmentbank Goldman Sachs haben bisher nur 23 Prozent aller Investmentfonds, die auf große amerikanische Standardwerte spezialisiert sind, den breitgefassten Aktienindex S&P 500 geschlagen. Dies ist eines der schlechtesten Ergebnissen der vergangenen zehn Jahre. Seit 2003 war es im Durchschnitt 37 Prozent der Fondsmanager gelungen, mit der geschickten Auswahl einzelner Aktien besser abzuschneiden als Fonds, die den Index passiv abbilden. „Die meisten Fondsmanager werden gezwungen sein, ihre Portfolios zu überprüfen oder sich mit der Wahrscheinlichkeit anzufreunden, sehr enttäuschende Jahresberichte abzuliefern“, sagte David Kostin, der bei Goldman Sachs die Anlagestrategie für amerikanische Aktien verantwortet.

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Die schwache Entwicklung gilt als überraschend, da das Marktumfeld für die Fondsmanager besonders günstig war. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren bewegten sich die Aktienkurse nicht mehr im Gleichschritt mit den globalen Konjunkturtrends. Das gibt Fondsmanagern theoretisch die Möglichkeit, durch die Auswahl potentiell stärkerer Unternehmen im Vergleich zu Indexfonds überdurchschnittlich hohe Renditen zu erzielen. Auch Hedgefonds, die damit werben, wegen ihrer vergleichsweise flexibleren Anlagestrategien in allen Marktlagen gut abschneiden zu können, haben ihre Anleger bisher enttäuscht. Nach Angaben des Informationsdienstes HFR liegen Hedgefonds in diesem Jahr im Durchschnitt um nur 2 Prozent im Plus. Der S&P 500 hat einschließlich der Ausschüttung von Dividenden um rund 10 Prozent zugelegt.
Überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum
Nach Ansicht des Marktstrategen Kostin könnte sich die schwache Leistung der Fondsmanager positiv auf die weitere Kursentwicklung des S&P 500 auswirken. Der Grund: Fondsmanager dürften auf die bisherigen Gewinner setzen, um die Kursrally nicht zu verpassen. Das könnte die Kurse insgesamt nach oben treiben. Kostin prognostiziert, dass der S&P 500 bis zum Ende des Jahres auf 2050 Punkte klettern wird. Das entspräche auf Basis des aktuellen Marktniveaus einem weiteren Gewinn von 3 Prozent. Für deutsche Anleger spielt dazu die Entwicklung des Dollarkurses eine wichtige Rolle. Sollte der Dollar gegenüber dem Euro abwerten, würden die Renditen geschmälert. Umgekehrt kann ein steigender Dollarkurs das Endergebnis verbessern.
Für ein Anhalten des Aufwärtstrends sprächen nach Einschätzung von Kostin zudem das überdurchschnittliche amerikanische Wirtschaftswachstum, robuste Gewinne amerikanischer Unternehmen und die lockere Geldpolitik der Notenbank Fed. Amerikanische Privatanleger haben die schwache Entwicklung der aktiv gemanagten Aktienfonds offenbar zur Kenntnis genommen. Fondsgesellschaften wie Vanguard, die auf passive Indexfonds spezialisiert sind, haben starke Mittelzuflüsse verzeichnet. Vanguard profitierte besonders, weil der berühmte Investor Warren Buffett die Produkte des Indexfonds-Pioniers im März in seinem vielbeachteten Brief an die Aktionäre seines Konglomerats Berkshire Hathaway empfohlen hatte.
Buffett, dessen Vermögen auf 66 Milliarden Dollar geschätzt wird, hatte seinen Nachkommen empfohlen, den größten Teil ihres Erbes in günstige Indexfonds zu stecken. „Legt 10 Prozent der Barmittel in kurzlaufende Staatsanleihen und 90 Prozent in einem S&P 500 Indexfonds mit sehr günstigen Gebühren an. (Ich rate zu Vanguard.)“ Die langfristigen Renditen dürften die der meisten anderen Investoren übertreffen, die Fondsmanager mit hohen Gebühren beschäftigen – gleichgültig ob es sich um Pensionfonds, Institutionen oder Privatleute handelt. Schon 2013 hatten Investoren 336 Milliarden Dollar in passiven Aktien- und Anleihefonds angelegt, berichtete der Fondsinformationsdienst Morningstar. Traditionelle, aktive gemanagte Investmentfonds, verbuchten dagegen nur Zuflüsse von 53 Milliarden Dollar.
Seit Anfang des Jahres belaufen sich die Zuflüsse in Indexprodukte auf 177 Milliarden Dollar. Aktive gemanagte Fonds nahmen aber immerhin 73 Milliarden Dollar an neuem Geld ein. Der Unterschied bei den Gebühren wirkt sich langfristig stark auf die Renditen aus. Die Kostenquote des durchschnittlichen Aktienindexfonds von Vanguard beläuft sich auf 0,1 Prozent. Das liegt deutlich unter den Gebühren aktiver Aktienfonds, die auf 1,3 Prozent kommen, wie Morningstar ausgerechnet hat. Diese Kosten werden jetzt auch von der amerikanischen Börsenaufsicht SEC ins Visier genommen. Die Behörde prüft, ob Fondsgesellschaften ihre Gebührenpolitik stärker offenlegen müssen.