Rohstoffe : Ölpreis und Ölaktien korrelieren deutlich
- Aktualisiert am
Bild: Bloomberg
Der Ölpreis scheint zur Zeit keine Grenze zu kennen, der Trend zeigt weiterhin nach oben. Davon profitieren die Aktien der Ölunternehmen, allerdings nicht alle. Eine sorgfältige Auswahl ist nötig.
Der hohe Ölpreis und die damit verbundenen Schlagzeilen lassen auch das Interesse an Ölunternehmen zunehmen. Und tatsächlich haben viele Aktien der in diesem Bereich tätigen Unternehmen in den vergangenen sechs Monaten deutlich zugelegt, im Gegensatz zu den Märkten. Das legt die Vermutung nahe, Ölaktien korrelierten mit dem Ölpreis.
Kurzfristig und mit Blick auf einzelne Unternehmen mag das nicht immer der Fall sein. Längerfristig läßt sich allerdings alleine schon mit dem Blick auf einen Chart ein gewisser Zusammenhang herstellen.
So korreliert etwa der Preis der Ölsorte Brent stark mit dem Branchenindex S&P/TSX Composite Oil & Gas. Auffällig ist dabei, daß sich die Ölaktien auch in der Phase fallender Ölnotierungen von Mitte des Jahre 2000 bis Ende 2001 vergleichsweise gut geschlagen und insgesamt weiter an Wert gewonnen haben. Auffällig ist aber auch die Tatsache, daß Ölwerte im Juli den kurzen heftigen Preisanstieges des Öls im Vorfeld des zweiten Golfkrieges im vergangenen Jahr nicht mitmachten. Im Gegensatz zur aktuellen Preisentwicklung.
Ölpreis wichtiger Kursfaktor
„Der Ölpreis ist ganz klar der Haupteinflußfaktor für die Ölwerte“, bestätigen Analysten den Zusammenhang. Dabei sei dieser Einfluß um so höher, je höher der Anteil des so genannten Upstream-Geschäfts, also der Ölexploration und Ölförderung, sei.“ Dieser Anteil sei etwa bei BP und TotalFina relativ hoch, und bei Royal Dutch, das stark in der Weiterverarbeitung -oder dem so genannten Downstream-Geschäft - positioniert sei, geringer.
Diesen engen Zusammenhang nutzen auch branchenorientierte Händler: In Zeiten erhöhter Spannung im Nahen und Mittleren Osten und daraufhin steigender Ölpreise wird Ölaktien die Rolle eines „natürlichen Hedges“, also eine Absicherungsfunktion für das Portfolio zugeschrieben. Dieses Phänomen dürfte sich auch auf andere „Krisenszenarien“ übertragen lassen. Beispielsweise auf die Sorgen über die hohen Geldmengen weltweit und damit möglicherweise verbundenen Inflationsgefahren.
Kein „gesetzmäßiger“ Zusammenhang
Doch wie so oft an der Börse, von einem gesetzmäßigen Zusammenhang sind diese Relationen weit entfernt. „Weitere Einflußfaktoren sind selbstverständlich die Volumina und die Margen im Raffineriegeschäft, die von der Konjunktur abhängen“, erläuterte eine Analystin. Und auch der Kurs des Dollars als Abrechnungswährung dürfte natürlich eine Rolle spielen. Die Zusammenhänge sind nicht immer gleich eng. Tendierte der Dollar in der Vergangenheit in Phasen steigender Ölpreise zu einer gewissen Stärke, so schien sich diese Beobachtung in der jüngeren Vergangenheit ins Gegenteil verdreht zu haben. Abgesehen von der jüngsten Korrekturbewegung konnte in den vergangenen Jahren der Euro trotz steigendem Ölpreis an Wert gewinnen.
Auch der Zusammenhang zwischen Ölaktien und dem Ölpreis ist nicht immer gleich eng. In der Vergangenheit schnitten Ölunternehmen im Verhältnis zum Ölpreis immer dann vergleichsweise schlecht ab, wenn die Weltkonjunktur schlecht lief. Im Moment dürfte eher das Gegenteil der Fall sein. Denn auf Grund des extrem stimulativen Umfeldes brummt die Konjunktur in weiten Teilen der Welt. Neu ist im Gegensatz zu früher der massive Hunger nach Rohstoffen in Asien, vor allem in China und auch Indien.
Differenzierung notwendig
Läßt sich auf breiter Basis ein gewisser Zusammenhang zwischen Ölpreis und der Kursentwicklung von Ölunternehmen herstellen, so gilt das nur bedingt für Einzelwerte. Der Ölpreis selbst verliert bei der Frage, wer die Gewinner und Verlierer der Branche sein werden, immer mehr an Bedeutung. Denn dort spielen die bekannten Ölreserven und die Kostensituation eine entscheidende Rolle. Daher ist eine differenzierte Betrachtungsweise unabdingbar, um einzelne Papiere und deren unterschiedliche Chancen und Risiken einschätzen zu können. Die größten Chancen dürften jene Unternehmen haben, deren Bilanzen stark genug sind, um Nutzen aus dem vorgezeichneten Wachstum ziehen zu können. Ein Blick auf die Performance der Unternehmen der Branche in den vergangenen sechs Monaten zeigt, daß die Differenzierung dringend notwendig ist. Nicht nur an den Beispielen Yukos und Sibneft.