Nachhaltigkeit : Für das gute Gewissen der Anleger
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Ölförderung in Norwegen: Einnahmequelle des größten Staatsfonds der Welt Bild: Reuters
Immer mehr deutsche Großanleger investieren nachhaltig, wie eine Studie nun festgestellt hat. Privatbesitzer hingegen besitzen vor allem Aktienfonds - doch das könnte sich mit einem Qualitätssiegel für Nachhaltigkeit ändern.
Ein gutes Gewissen hat fast jeder gerne. Zumindest lässt es sich damit in der Regel ruhiger und besser schlafen. Und auch wenn es ums Geld geht, spielen Nachhaltigkeit oder das sogenannte grüne Investieren eine immer größere Rolle. Das Interesse an diesen Kapitalanlagen wächst. Jüngstes Beispiel für einen inzwischen auf den ersten Blick etwas grüneren Investor ist der norwegische Staatsfonds, der sich allerdings seit Jahrzehnten aus den Öleinnahmen des Landes speist. Anfang Juni beschloss das Parlament in Oslo einstimmig, dass der Ölfonds künftig nicht mehr in Kohleunternehmen investieren soll.

Redakteurin in der Wirtschaft.
Immer mehr deutsche Großanleger investieren nachhaltig – wie Versicherer, Pensionskassen, Unternehmen oder Stiftungen. Dies hat die Fondsgesellschaft Union Investment nun in einer Studie festgestellt. Demnach berücksichtigen 58 Prozent dieser Investoren Nachhaltigskeitskriterien bei der Kapitalanlage. Im Vorjahr lag der Anteil bei 56 Prozent und im Jahr 2013 noch bei 48 Prozent. Und das Interesse an der Nachhaltigkeit scheint nachhaltig zu sein: Ein Ausstieg aus dieser Art der Kapitalanlage ist demnach für 80 Prozent der Investoren undenkbar. Trotz mancher Vorbehalte wachse die Akzeptanz nachhaltiger Investmentstrategien, sagt Alexander Schindler, der im Vorstand von Union Investment für das Geschäft mit institutionellen Kunden zuständig ist. Nachhaltigkeit habe inzwischen einen festen Platz in den Portfolios vieler institutioneller Investoren.
Qualitätssiegel für Nachhaltigkeit
Auch Privatanleger könnten „guten Gewissens“ investieren. Zumindest finden sie immer mehr Möglichkeiten, ihr Geld nachhaltig anzulegen. Gleichwohl ist die Auswahl des richtigen Investments kein Kinderspiel. Einheitliche Kriterien oder Regeln für Nachhaltigkeit fehlen bislang. Künftig soll es immerhin eine Art Qualitätssiegel vom Fachverband für Nachhaltige Geldanlagen (FNG) geben. Nach Daten des Sustainable Business Institute (SBI) waren in Deutschland, Österreich und der Schweiz zuletzt fast 400 nachhaltige Publikumsfonds zum Vertrieb zugelassen. Ende März hatten Anleger dort 47 Milliarden Euro investiert. Zum Vergleich: Vor fünf Jahren waren es noch 330 Fonds mit einem Volumen von rund 31 Milliarden Euro. Das SBI berücksichtigt Fonds, die in besonderer Weise soziale, ökologische oder ethische Kriterien verfolgen. Das Verfahren basiert auf den Angaben der Fondsgesellschaften.
Doch für Privatanleger sind nachhaltige Investments noch immer ein Nischenprodukt. Nach Daten des Fondsverbandes BVI betrug das Vermögen aller Publikumsfonds Ende April hierzulande 883 Milliarden Euro – ohne Österreich und die Schweiz. Nur etwa 1,4 Prozent dieses Fondsvermögens sei in Produkten für das gute Gewissen investiert gewesen.
Privatanleger wählen für ihre verantwortungsbewussten Geldanlagen vor allem Aktien aus. Nach Berechnungen des SBI waren Ende März rund 25 Milliarden Euro in 205 nachhaltigen Aktienfonds angelegt. 9,5 Milliarden Euro lagen in 76 Rentenfonds und 8,5 Milliarden in 75 Mischfonds. Freilich gibt es auch zu diesem Anlagethema passive börsengehandelte Indexfonds (ETF), in denen zuletzt 1,6 Milliarden Euro investiert waren.