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Lebensversicherung : Teure Angelegenheit

  • -Aktualisiert am

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Die Provisionen für Vermittler von Versicherungen sind horrend. Ein neues Gesetz bringt das ans Licht. Doch viele andere Kosten bleiben im Dunkeln.

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          Wenn jemand mit der Taschenlampe in den Wald geht, dann tappt er vielleicht nicht mehr so im Dunkeln. Aber er leuchtet nur die Strecke bis zum nächsten Baum aus. Dahinter ist der Wald so schwarz wie die Nacht. So ähnlich fühlen sich Verbraucher, wenn Lebensversicherer ab sofort vorrechnen werden, welche Kosten tatsächlich in ihren Policen stecken.

          Auf Euro und Cent müssen Versicherer nun offenlegen, welche Kosten in den Verträgen stecken. Dazu verpflichtet sie das Versicherungsvertragsgesetz, das die Verbraucher stärker schützen will. Denn diverse Gerichte hatten immer wieder angemahnt, dass sich Kunden in den bisherigen Vertragswerken fühlen müssten wie im Dickicht des tiefsten Urwalds: Die Kosten einer Lebens- oder Rentenversicherung konnten nicht einmal vereidigte Versicherungsgutachter problemlos ermitteln, geschweige denn Otto Normalsparer. Dass sich so keine Preis-Leistungs-Vergleiche anstellen ließen, lag auf der Hand. Jetzt soll alles besser werden - heißt es.

          Mehr Transparenz, doch wenig Vergleichbarkeit

          Nun steht zwar in den Verträgen genau, welche Abschlusskosten die Unternehmen und ihre Vermittler kassieren und welche „sonstigen Kosten“ noch vom Kundengeld einbehalten werden. Aber ob das wirklich zur Erleuchtung beiträgt? Es darf bezweifelt werden.

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          Denn erstens haben die Unternehmen viele Möglichkeiten, Kosten zu verstecken oder ihre ausgewiesenen Kosten mit komplizierten Angaben gehörig schönzurechnen. Zweitens werden die interessanten Vergleiche - etwa die von fondsgebundenen Versicherungen mit Fondssparplänen - auch mit der Offenlegung nicht wirklich einfacher. Denn während die einen jetzt ihre Kosten in Eurobeträgen angeben, rechnen die anderen weiter in Prozentzahlen.

          Und deren Wirkung ist schwer abzuschätzen: „Ein Prozent Gebühr für die Verwaltung eines Fonds oder einer Versicherung klingt ja nach nichts“, sagt Versicherungsmathematiker Peter Schramm, „aber den wenigsten ist klar, dass damit über 30 Jahre gesehen ein Drittel ihres Vermögens weg ist.“ Deshalb tobt jetzt ein bizarrer Streit zwischen den Anbietern. Die fürchten vor allem eines: dass die Kunden bald ihre Produkte durchschauen.

          4000 Euro für eine Beratung und eine Briefmarke

          Denen wird demnächst ganz schön die Kinnlade runterklappen, wenn sie lesen, dass sie für den Abschluss einer Lebensversicherung gut 4000 Euro hinblättern - für nichts weiter als ein Beratungsgespräch mit dem Vertriebsmitarbeiter und die Zusendung des Versicherungsantrags. Oder dass die Kosten bei einer Rürup-Rentenversicherung über 150.000 Euro satte 10.000 Euro betragen, bei manchen Anbietern sogar 16.700 Euro.

          Das ist der Moment, in dem die Versicherungen sich beeilen zu sagen, dass diese Zahlen alleine ja nicht sehr aussagekräftig seien. Man müsse auch bedenken, dass der Kunde dafür - im Gegensatz zu einem Fondssparplan - einen Zusatznutzen erhalte: So bekomme er eine lebenslange Rente, egal wie lange er lebe. Oder seine Familie eine Zahlung im Todesfall.

          Das stimmt, aber sie müssten auch sagen, dass die wenigsten Kunden wirklich ausgezahlt bekommen, was sie sich erhoffen. Am Ende stehen nämlich ganz andere Summen, als die hohen Überschussprognosen versprechen.

          Zuschlag bleibt versteckt

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