Trump und die Investmentbanker : Goldman Sachs regiert die Welt
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Steven Mnuchin sitzt bald an Trumps Kabinettstisch. Bild: AFP
Keine Bank ist so mächtig wie Goldman Sachs. Frühere Goldman-Partner haben auf der ganzen Welt höchste Ämter inne. Bald sitzen sie auch am Kabinettstisch von Donald Trump.
Zum Abschluss seines Präsidentschaftswahlkampfs veröffentlichte der New Yorker Milliardär Donald Trump einen bösen Werbefilm. Dort war die Rede von „Establishment und globalen Machtstrukturen“, die die amerikanische Arbeiterklasse beraubten. Ein Foto, mit dem er dieses Unheil illustrierte, war das von Lloyd Blankfein, dem Vorstandsvorsitzenden der Investmentbank Goldman Sachs. Das Foto musste nicht weiter erläutert werden. Goldman Sachs und das Konterfei des seit 2006 amtierenden Blankfein sind seit der Finanzkrise in der amerikanischen Öffentlichkeit bekannt. Die Bank war zwar vergleichsweise gut durch die Krise gekommen. Aber sie wurde danach dennoch zur Zielscheibe harscher Kritik. In stundenlangen Anhörungen wurden Blankfein und andere Spitzenmanager vor Kongressabgeordneten dubioser Geschäftsmethoden bezichtigt. Die Bonuszahlungen bei Goldman wurden zum Symbol ungebremster Gier.
Im Wahlkampf war Goldman für den Republikaner Trump daher ein willkommenes Thema, um seiner Konkurrentin Hillary Clinton eine zu große Nähe zur Finanzbranche zu unterstellen. Clinton hatte nach ihrer Zeit als amerikanische Außenministerin mit Reden bei Goldman Sachs sechsstellige Summen verdient. Und Trump wusste natürlich, dass Blankfein seit langem Clinton und die Demokraten unterstützte.
Nun hätte man nach dem Wahlsieg Trumps erwarten können, dass er Leute mit Beziehungen zu Goldman Sachs auf Distanz hält. Aber so ist es keineswegs. Nicht nur ein ehemaliger Goldman-Mitarbeiter gehört zum engsten Kreis von Donald Trumps zukünftiger Regierung. Nein, es sind gleich drei – und aller Voraussicht nach wird noch ein vierter hinzukommen.
Steven Mnuchin, ein ehemaliger Partner von Goldman Sachs, der sich schon im Wahlkampf um die Finanzen Trumps kümmerte, soll amerikanischer Finanzminister werden. Mnuchin hatte 17 Jahre lang für Goldman gearbeitet, wie schon sein Vater. Trumps Chefstratege Stephen Bannon, davor Wahlkampfmanager und Herausgeber der umstrittenen Publikation Breitbart, arbeitete einst als Investmentbanker für Goldman an Fusionen und Übernahmen. Der Hedgefonds-Manager Anthony Scaramucci, einer der engsten Berater von Trump, begann seine Karriere ebenfalls bei Goldman Sachs. Zu dem Trio wird wohl noch Gary Cohn stoßen, die Nummer zwei bei Goldman hinter Blankfein. Cohn verbrachte kürzlich eine Stunde im Trump Tower an der Fifth Avenue, wo der designierte Präsident die Vorstellungsgespräche mit den Kandidaten führt. Laut Medienberichten wird Cohn den Nationalen Wirtschaftsrat leiten. Damit wäre er der wichtigste Wirtschaftsberater des Präsidenten.
Von wegen, die große Zeit der Investmentbanker sei vorbei
Goldman Sachs scheint nach jahrelanger Durststrecke mit einem Schlag wieder im politischen Geschäft etabliert, zumindest was öffentliche Ämter mit hohem Ansehen angeht. Hinter den Kulissen war Goldman als führende Investmentbank der Wall Street in den vergangenen Jahren wohl kaum weniger einflussreich als vorher. Aber die Risiken bei öffentlichen Auftritten waren gestiegen: Blankfein wollte Clinton lange nicht öffentlich unterstützen, weil er fürchtete, ihr dadurch zu schaden.