Fondsbericht : Erträge europäischer Aktienfonds schmelzen dahin
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Im Vergleich zu anderen Kategorien schlagen sich europäische Aktienfonds gut - vor allem wenn sie auf die zweite Reihe setzen. Unter Profis ist Europa derzeit beliebt.
Sommerzeit ist Ferienzeit. Traditionell gelten denn auch die Sommermonate an den Börsen eher als mau, was die Wertentwicklung der Aktien anbelangt. Auch dieses Jahr bildet hiervon bislang keine Ausnahme. Viele Marktteilnehmer sind in dieser Zeit verreist, die Handelsumsätze sind in der Regel geringer als üblich. Deswegen können auch schon kleinere Nachrichten zu größeren Kursausschlägen führen. Langfristig gelten die Monate August und September für den Dax als enttäuschende Börsenmonate, die beide - betrachtet man den Zeitraum von 1965 bis 2014 - durchschnittlich ein leichtes Minus aufweisen.

Redakteurin in der Wirtschaft.
Ein Blick auf verschiedene Indizes zeigt, wie die Märkte im Jahresverlauf an Schwung verloren haben. Ein Marktbarometer wie der Dax lag in diesem Jahr zeitweise um bis zu 26 Prozent im Plus. Nun ist noch ein Wertzuwachs von gerade einmal vier Prozent übrig geblieben. Auch der Eurostoxx-50, der Auswahlindex für den Euroraum, hat in ähnlicher Höhe zugelegt.
Doch es gibt in Europa auch deutlich bessere Indizes. So weist zum Beispiel der italienische FTSE MIB einen Aufschlag von 15 Prozent auf. Noch besser abgeschnitten hat aus Sicht eines europäischen Anlegers der dänische OMX Index in Kopenhagen mit einem Plus von 22 Prozent.
Fondsmanager setzen auf Europa
War zunächst Griechenland das marktbeherrschende Thema, sind schließlich China und die dortigen Marktturbulenzen sowie die Unsicherheit über die Lage der Schwellenländer insgesamt an dessen Stelle getreten. Diese Gemengelage hat vor allem in den jüngeren Vergangenheit die Aktienkurse auch in Europa unter Druck gesetzt. Die Unsicherheit der Marktteilnehmer und ihre Risikoaversion ist inzwischen denn auch deutlich höher als noch zu Jahresbeginn.
Schenkt man Umfragen Glauben, dann sind viele Anleger derzeit vor allem in Europa investiert, belastet doch die Aussicht auf steigende Zinsen in den Vereinigten Staaten auch den Ausblick für die dortigen Aktien. Von einem Investment in den Schwellenländern raten die meisten Fachleute ohnehin ab.
Nach den Ergebnissen einer Umfrage von Bank of America/Merrill Lynch sind europäische Fondsmanager in diesem Umfeld vor allem in Europa engagiert - und das stärker als in jeder anderen Region der Welt. Dabei beabsichtigen diese Fondsmanager netto zu 48 Prozent, europäische Aktien in ihren Portfolios überzugewichten. Das heißt: der Anteil der Optimisten übertrifft um diesen Wert denjenigen der Pessimisten.
Netto 44 Prozent dieser Fondsmanager glauben zudem, dass europäische Unternehmen über den besten Gewinnausblick verfügen. Und rund 28 Prozent sind der Ansicht, dass europäische Aktien am deutlichsten unterbewertet sind. Befragt wurden insgesamt 202 Fondsmanager mit einem Anlagevolumen von 574 Milliarden Dollar.
Dabei haben sich die Bewertungen der europäischen Aktien im Jahresverlauf durch Kursrückgänge verbessert. Denn viele Unternehmen profitieren weiterhin von dem schwächeren Euro - vor allem die exportstarke europäische Wirtschaft ist im Vorteil. Allein seit Jahresbeginn hat der Euro zum Dollar mehr als sieben Prozent an Wert verloren.
Die Kursrückgänge schlagen sich freilich auch in der Bilanz der Fonds nieder, wie in der jüngsten Rangliste zu sehen ist, die das Analysehaus Lipper regelmäßig für die F.A.Z. erstellt. Auf Sicht von drei Jahren haben Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Europa deutlich an Wertzuwachs eingebüßt. Zuletzt lag dieser Ertrag im Durchschnitt bei 60 Prozent, vor zwei Monaten, als die letzte Rangliste dieser Art erschien, stand unter dem Strich noch ein Plus von 77 Prozent. In der Jahresbilanz ist der Wertzuwachs hingegen von 15 auf 25 Prozent gestiegen.
Ein deutliches Minus gibt es in der kürzeren Frist. So liegen die 407 Aktienfonds dieses Anlageuniversums auf Sicht von sechs Monaten nur noch 6 Prozent im Plus. Das sind 14 Prozentpunkte weniger als im Juni, als der durchschnittliche Ertrag bei 20 Prozent lag. Gleichwohl können sich Aktienfonds Europa im Vergleich zu anderen Fondskategorien immer noch sehen lassen. Rentenfonds Europa lagen zuletzt in der Dreijahresfrist 15 Prozent im Plus.
Mit Nebenwerten zum Erfolg
Der beste Aktienfonds Europa binnen drei Jahren ist weiterhin der BSF European Opportunities Extension. Gleichwohl hat sich auch sein Wertzuwachs von zuletzt 156 auf 134 Prozent verschlechtert. Auch auf dem zweiten Platz hat sich nichts verändert. Dort befindet sich weiterhin der Alken Fund - Small Cap Europe mit einem Plus von 127 Prozent. Beim letzten Mal war für die Silbermedaille noch ein Wertzuwachs von rund 148 Prozent vonnöten. Der SEB European Equity Small Caps ist vom vierten auf den dritten Rang aufgestiegen. Der zuvor drittplazierte Fonds, der Waverton European B wurde am 30. Juni mit dem Odey European Focus zusammengelegt.
Acht Aktienfonds sind neu mit dabei und haben ebenso viele von der Bestenliste verdrängt. Der höchste Aufsteiger ist der Henderson Gartmore Pan European Smaller Companies. Dieser Fonds investiert in ganz Europa, Großbritannien eingeschlossen. Ende Juni war der Fonds zu 17 Prozent in Deutschland investiert, zu 16 Prozent in Frankreich und zu 15 Prozent in Italien. Zu den größten Aktienpositionen des Portfolios gehörten OC Oerlikon (Anteil 3,1 Prozent), Nexity (1,9) sowie TKH Group, OVS, Areal Bank und Kion Group (jeweils 1,7).
Der höchstplazierte Neuling ist der CS (Lux) Small and Mid Cap Europe, der auf dem 17. Platz in die Bestenliste eingestiegen ist. Auch viele der übrigen Neulinge sind auf Aktien von Gesellschaften mit geringerer oder mittlerer Marktkapitalisierung spezialisiert. Von den 30 besten Aktienfonds Europa haben im Übrigen inzwischen schon 26 Fonds einen solchen Fokus. Auch dies ist ein Spiegel der Aktienmärkte. So liegt der M-Dax seit Jahresbeginn rund 15 Prozent im Plus. Damit hat er vor seinem großen Bruder Dax rund 11 Prozentpunkte Vorsprung.