Fondsbericht : Carmignacs Husarentaktik stößt an Grenzen
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Bild: F.A.Z.
Noch immer steht der Patrimoine-Fonds der französischen Fondsgesellschaft Carmignac an der Spitze der besten Fonds. Doch der Spitzenreiter hat, auf ein Jahr gesehen, deutlich Federn lassen müssen.
Was den Erfolg bei den Anlegern angeht, so verläuft der Siegeszug des Carmignac Patrimoine in Europa stürmischer denn je. Auf knapp 16,5 Milliarden Euro ist das Vermögen dieses Ausnahmefonds mittlerweile gewachsen. Zur Erinnerung: Erst vor rund neun Monaten hatte die Pariser Fondsboutique Carmignac Gestion gemeldet, dass der Patrimoine auf mehr als 10 Milliarden Euro gewachsen sei.
Der Erfolg dieses Fonds beruhte auf einer riskanten Wette: 2007 war Edouard Carmignac, Gründer und Kopf der Fondsboutique, zur Überzeugung gekommen, dass es an den Aktienmärkten nach unten gehen werde. Daraufhin sicherte er seine Aktienbestände nicht einfach nur ab, sondern wettete aggressiv auf einen Kursverfall von vier amerikanischen Bankaktien, den er als Schwachpunkt ausgemacht hatte - eine überaus riskante Wette, die den Patrimoine jedoch in der Finanzkrise an die unangefochtene Spitze der Fondsbranche katapultierte.
„Napoléon“ Carmignac
Nicht umsonst wird Edouard Carmignac hin und wieder mit Napoléon verglichen: Genauso wagemutig wie der einstige Kaiser der Franzosen wirft sich Carmignac ins Feuer und eroberte im Handumdrehen den europäischen Fondsmarkt.
Doch nun stößt der Fonds auf Widerstand: Zwar führt der Carmignac Patrimoine mit einer Dreijahresrendite von 31,4 Prozent weiter unsere Rangliste der besten Mischfonds mit stabilem Ertrag an. Doch in den vergangenen zwölf Monaten ist der Fonds ins Mittelfeld zurückgefallen. Auf nur noch 15 Prozent kommt der Patrimoine, während seine Verfolger auf ein Jahr Renditen von 30 Prozent und mehr aufweisen.
Zum langsameren Manövrieren gezwungen
So wie sich Kaiser Franz II. Napoléon in den Weg stellen wollte, kommen auch Carmignacs Widersacher aus Wien: Die Fondsboutique C-Quadrat schnitt gleich mit drei Produkten besser ab, und zwar mit den Varianten Global-Ami, Balanced und Dynamic des Arts Total Return.
Vor allem seine Größe richtet sich nun offenbar gegen den Carmignac Patrimoine, wie schon seit längerem befürchtet wird (vgl. "Wir sind kein Hedge-Fonds"). Denn Carmignac ist jetzt nicht mehr so frei wie früher in der Wahl seiner Investments. Schon beim Einstieg muss er bedenken, wie er aus seinen Engagements wieder herauskommt. Damit stößt Carmignacs Husarentaktik auf den Märkten zunehmend an ihre Grenzen. Doch dieser Rückschlag bedeutet noch lange nicht, dass Carmignacs Vormarsch in einem Waterloo enden muss.