Fondsbericht : Aixtron statt Apple
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Bild: F.A.Z.
Deutsche Technologieaktien sind oft wenig bekannt, aber sie müssen sich gegenüber Aktien von Traditionskonzernen nicht verstecken. Der erfolgreichste deutsche Aktienfonds imitiert den Tec-Dax.
Ach, gäbe es in Deutschland doch Unternehmen wie Apple, Google oder Microsoft. So klagen nicht selten Börsianer, die mit Blick auf die großen deutschen Konzerne zwar viele erfolgreiche Unternehmen, aber mit Ausnahme von SAP eben doch keine Giganten aus der Informationstechnologie finden. Es stimmt: Deutschland beherbergt keine Unternehmen wie Apple, Google oder Microsoft. Aber dafür gibt es in Deutschland Unternehmen wie Aixtron, Software AG oder United Internet. Und mit den deutschen Technologieaktien ließ sich in den vergangenen Jahren an der Börse sehr gutes Geld verdienen.

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Dies zeigt ein Blick auf die Liste der erfolgreichsten Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland. An erster Stelle liegt mit dem iShares Tec-Dax der Fondsgesellschaft Blackrock ein börsennotierter Indexfonds (ETF), der den Tec-Dax nachbildet und auf Sicht von drei Jahren auf einen stolzen Wertzuwachs von 110 Prozent kommt.
Nebenwerte machen den Unterschied
Das ist in vielerlei Hinsicht ein bemerkenswertes Resultat. Zunächst einmal gehört der Blackrock-ETF zu einer Gruppe von Nebenwerten-Fonds, die besser abgeschnitten haben als Fonds, die eher auf Aktien großer Unternehmen setzen. Die Frage, ob ein Anleger eher in Aktien großer oder kleiner Unternehmen investieren soll, ist alt. Gerade auf dem deutschen Aktienmarkt gibt es ein Argument, das eigentlich für die Aktien großer Unternehmen spricht: Ausländische Anleger, die auf dem deutschen Aktienmarkt eine große Rolle spielen, bevorzugen eher die Aktien von großen anstatt von kleinen Unternehmen.
Andererseits wird auch häufig ein Argument zitiert, das für Aktien kleinerer Unternehmen spricht. Hier können findige Fondsmanager vielleicht noch am ehesten Informationen entdecken, die noch nicht im aktuellen Aktienkurs berücksichtigt sind. Dieses Argument ist umso mehr zu beachten, weil das Aktienresearch in vielen Banken heute eine geringere Rolle spielt als früher. Darunter leidet vor allem die Beobachtung kleinerer börsennotierter Unternehmen, deren Aktien von den Bankkunden seltener gekauft werden als die Aktien großer Konzerne.
Dies klingt sehr plausibel. Aber wenn es stimmte, müsste ein aktiv gemanagter Aktienfonds mit Ausrichtung auf Nebenwerte an der Spitze der Rangliste stehen und kein Fonds, der sich darauf beschränkt, passiv die Entwicklung eines bekannten Indes wie des Tec-Dax nachzubilden. Wenn Indexfonds aber nicht nur bei Standardaktien, sondern auch bei Nebenwerten zu einer ernsthaften Konkurrenz für aktiv verwaltete Fonds werden, drohen den aktiven Fondsmanagern noch schwierigere Zeiten.
Immobilien und Internet
Aber vielleicht ist der Wettbewerb für die aktiven Fondsmanager nicht aussichtslos. Denn auf den Plätzen 2 bis 4 der erfolgreichsten Aktienfonds mit Schwerpunkt Deutschland finden sich aktiv gemanagte Nebenwertefonds. Es ist recht interessant, sie etwas näher zu betrachten.
Der Uni Deutschland XS der Fondsgesellschaft Union Investment will seine Rendite mit der aktiven Suche von Aktien interessanter kleiner und mittelgroßer Unternehmen verdienen. Größter Depotwert ist derzeit mit einem Anteil von rund 10 Prozent mit Patrizia Immobilien ein Unternehmen, das zwar nicht zu einer modernen technologielastigen Branche zählt. Aber der Wohnungsmarkt ist derzeit in Deutschland spannend, und daran dürfte sich so schnell nicht viel ändern.
Danach folgen mit Zalando und United Internet zwei Unternehmen aus der digitalen Welt, während der Autovermieter Sixt wiederum eher einer traditionellen Branche angehört. Sehr gut gelaufen ist es in den vergangenen drei Jahren auch für den Fonds Smaller German Champions A der Gesellschaft Lupus Alpha. Sein größter Depotwert ist Airbus, der aber nur auf ein Gewicht von rund 3,5 Prozent erreicht, gefolgt von Sixt, United Internet und Krones.
Wie immer sollten über den Chancen solcher Anlagen nicht die Risiken vergessen werden. Wer höhere Erträge erwartet, muss auch höhere Risiken akzeptieren. Aktien kleinerer deutscher Unternehmen sind weniger riskant als exotische Minenaktien, aber sie sind riskanter als beispielsweise kurzlaufende Wertpapier von Staaten mit sehr guter Bonität.
Das generelle Interesse deutscher Anleger an Investmentfonds bleibt ungebrochen. Nach einer Mitteilung des Bundesverbands der deutschen Investmentfonds flossen den Gesellschaften im Juli neue Mittel über 11,4 Milliarden Euro zu. Im bisherigen Jahresverlauf übertreffen die Zuflüsse mit 124,4 Milliarden Euro den bisherigen Rekordwert aus dem Jahre 2000 von 122,8 Milliarden Euro. Vielen Anlegern wird offenbar deutlich, dass die Niedrigzinsen auf Bankkonten nach Alternativen verlangen.
Besonders beliebt sind unter Privatanlegern die Mischfonds, die überwiegend aus Aktien und Anleihen bestehen und damit durch ihre Konstruktion schon eine gewisse Risikostreuung garantieren. Aber auch die Nachfrage nach Aktienfonds bleibt lebhaft. Aktienfonds, die überwiegend in deutsche Nebenwerte investieren, gehören nicht zu den populärsten Fonds, aber sie sind für Anleger, die ein gewisses Risiko nicht scheuen, als Ergänzung eines Depots sicherlich eine Überlegung wert, zumal nicht wenige dieser Unternehmen international ausgerichtet sind.