Geldanlage : ETF-Anleger sollten auch ans Verkaufen denken
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Die „Exchange Traded Funds“ (ETFs) sind momentan sehr beliebt, wenn es darum geht das eigene Geld möglichst gut anzulegen. Bild: dpa
Wie gut sich Anteile an Indexfonds wieder veräußern lassen, entscheidet mit über ihren Ertrag. Einige Kennzahlen helfen bei der Auswahl.
Der 24. August des vergangenen Jahres war für viele ETF-Anleger in den Vereinigten Staaten ein Albtraum. Denn nach einem schwachen Börsenstart rauschten plötzlich die Kurse einiger dieser passiven Indexfonds kräftig in den Keller – weit stärker als die Indizes, die sie abzubilden vorgaben. Dabei sind die passiven Indexfonds, die ohne Fondsmanager im Hintergrund einfach den Kursverlauf eines Börsenindizes wie dem Dax nachzeichnen sollen, auch deshalb so beliebt geworden, weil Anleger ihre Anteile jederzeit wieder verkaufen können sollten.
Gerade das ist aber nicht immer so einfach wie gewünscht. Auch wenn die Hintergründe des „verrückten Montags“ noch immer nicht ganz geklärt sind, war einer der Gründe für den plötzlichen Kursverfall, dass verkaufswillige ETF-Anleger keine Käufer fanden. Das Problem wird weithin auf Besonderheiten in den Regeln der New Yorker Börse zurückgeführt. In Deutschland versichert die Deutsche Börse, dass auf ihren Systemen vergleichbare Abstürze nicht möglich seien.
Doch auch am europäischen Markt gibt es bei der Liquidität in den einzelnen ETF große Unterschiede – und damit bei der Möglichkeit für Anleger, ihre Anteile zur gewünschten Zeit und zum gewünschten Preis wieder loszuwerden. Schon beim Kauf ist eine wichtige Voraussetzung für günstige Preise ein liquider Sekundärmarkt, auf dem die Anteile direkt von einem anderen Anleger übernommen werden können – denn teuer wird es, wenn der Anbieter die Aktien, die in dem Fonds liegen sollen, erst neu zusammenkaufen muss – womöglich noch in verschiedenen Ländern und Währungen.
Je größer der Fond, desto einfacher lassen sich Anteile verkaufen
Wenn Anleger sichergehen wollen, dass ihnen bei der Veräußerung ihrer ETF-Anteile keine allzu hohen Kosten durch mangelnde Liquidität entstehen, können sie auf Kennzahlen achten, die Stephan Kraus aus der Marktentwicklung der Deutschen Börse am Dienstag vor Journalisten vorstellte. Sie lassen sich auf deren Internetseite leicht finden, wenn man dort den Namen des jeweiligen Produktes eingibt.
Ein guter und einfach zu findender Hinweis für die Handelbarkeit von Fondsanteilen ist das Volumen des jeweiligen ETF. In die großen Fonds etwa auf den Dax oder den MSCI World haben Anleger meist mehrere Milliarden Euro investiert. Wer seine Anteile daran loswerden will, dürfte in normalen Zeiten keine Schwierigkeiten damit haben. Bei kleineren Fonds, die nur einige hundert Millionen Euro umfassen, könnte es schon schwieriger sein, gerade zur rechten Zeit einen Interessenten zu finden.
Allerdings verweist die Deutsche Börse darauf, dass sie für solche Fälle sogenannte Designated Sponsors verpflichtet hat, die zu jeder Zeit Liquidität im Handel bereitstellen sollen. In den großen Produkten können das zehn und mehr Händler sein, in kleineren ist es manchmal nur einer. Je mehr solcher Designated Sponsor im Wettbewerb um den besten Abnahmepreis zueinander stehen, desto eher bekommt der Anleger den gewünschten Preis für seine ETF-Anteile.
Eine Nische im gesamten Fondsmarkt
Die Deutsche Börse errechnet darüber hinaus auch eine eigene Kennzahl, das Xetra Liquiditätsmaß (XLM), die Aufschluss über die impliziten Transaktionskosten des Handels von Fondsanteilen gibt. Darin werden zum Beispiel die Spanne zwischen Kauf- und Verkaufspreisen der Anteile einbezogen, aber auch wie viele solcher Orders es gibt. Bei besonders großen ETF auf Indizes wie den Dax oder den MSCI World führen viele Orders zu verschwindend geringen Preisspannen, so dass sie auf ein XLM von nur 3 Basispunkten kommen. Weniger oft gehandelte Produkte kommen laut Kraus schon einmal auf ein XLM von 45 Basispunkten, was für niedrigere Liquidität spricht.
Dass sich Indexfonds-Anteile einmal gar nicht mehr verkaufen lassen, weil das zum Beispiel bei einem Börsencrash sehr viele Anleger gleichzeitig machen wollen, hält Simon Klein von der Deutschen Asset Management, für ausgeschlossen. Schließlich bildeten die ETF trotz ihres starken Wachstums der vergangenen Jahre immer noch eine Nische im gesamten Fondsmarkt – sie haben ihm zufolge nur einen Marktanteil von 3 Prozent. Im Anleihemarkt lägen sogar nur 0,3 Prozent des gesamten Volumens in ETF. Selbst wenn alle ETF-Anleger gleichzeitig verkaufen wollten, sollte es seiner Ansicht nach keine Schwierigkeiten geben.
Marktvolumen von 511 Milliarden Euro
Die Deutsche Bank hat mit ihrer ETF-Marke db X-trackers ihren Marktanteil in Europa 2015 ausgebaut. 11 Milliarden Euro neuer Mittel sind in die Indexprodukte der Frankfurter geflossen, so dass sie mit 12,8 Prozent Marktanteil weiterhin die Nummer 2 in Europa sind. Unangefochtener Marktsführer bleibt aber die amerikanische Investmentgesellschaft Blackrock mit ihrer ETF-Marke ishares und einem Marktanteil von 45,6 Prozent.
Das Marktvolumen in Europa lag Ende Dezember 2015 den Daten von Blackrock zufolge bei 511 Milliarden Euro. Klein, der den Vertrieb der passiven Produkte bei der Deutschen Asset Management leitet, kündigte an, dass die Deutsche-Bank-Einheit in diesem Jahr vor allem mit neuen ETF auf Anleihen „angreifen“ wolle. Auch in den Vereinigten Staaten bietet sie inzwischen ihre Produkte an und gehört dort nach eigenen Angaben zu den am schnellsten wachsenden Anbietern.