Aktienfonds : Technologiefonds entfernen sich vom Jammertal
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Der Begriff „Technologiefonds“ dürfte unzähligen Anlegern so lieb sein wie Zahnschmerzen. Haben sie doch seit 2000 besonders an Wert verloren. Doch es geht wieder etwas aufwärts mit solchen Titeln.
„Wie können Sie ein kleines Vermögen machen? Indem Sie uns ein großes anvertrauen“ - bei diesem alten Bankerwitz dürfte besonders Anlegern, die ihr Geld in Technologiefonds gesteckt haben, das Lachen im Halse stecken bleiben. Es sei denn, sie mögen Galgenhumor. Denn diese Produkte haben besonders unter der Börsen-Baisse seit 2000 gelitten. Die Anteile haben den Großteil ihres einstigen Wertes eingebüßt, zum Teil haben Anleger mehr als 70 Prozent des investierten Kapitals bis dato verloren.
Wer nicht rechtzeitig ausgestiegen ist, dürfte halb resigniert, halb fatalistisch der Dinge harren, die da kommen. Dabei warten die Technologiefonds in den vergangenen Wochen wieder mit besseren Nachrichten auf: Sie haben im Zuge des Stimmungswandels an den Börsen und guter Quartalszahlen von Branchenriesen wie Ebay merklich an Wert zugelegt. Doch sind sie von den einstigen Höhen meilenweit entfernt - und diese Spitzen bleiben traumhaft.
Manager: „Ich habe auch in diesen Fonds eingezahlt“
„Wenn der Fonds 50 Prozent verloren hat, muß er anschließend um 100 Prozent zulegen, um die alten Werte wieder zu erreichen“, meint Michael Beyer-Enke, der den Deka Technologie-Fonds managt. Dieser Titel wurde im Januar 2000 aufgelegt, als der Tech-Boom schon fast vorbei war. Seitdem hat dieser Fonds rund 77 Prozent verloren. Oder anders: Von 100 Euro Startkapital hat der Anleger noch gut 22 Euro übrig.
Wie sich das anfühlt, weiß Beyer-Enke selbst. „Ich habe auch in diesen Fonds eingezahlt“, sagte er im Gespräch mit FAZ.NET. Für die die vom Technologieboom profitierten wollten, sind die Kursverluste ernüchternd. Dabei habe sich das Produkt im Vergleich zur bisherigen Benchmark, dem Financial Times Technology World Index, gut geschlagen. Und sich an einer Benchmark zu orientieren, sei Hauspolitik bei Deka.
Binnen Jahresfrist fast die Hälfte an Wert verloren
Andererseits habe er die erlaubte Barmittel-Quote, mit der ein Fonds gegen Verluste ein Stück weit angesichert werden kann, nicht komplett ausgenutzt: 15 Prozent cash dürfte er halten - höchstens 13 Prozent seien es zeitweise gewesen.
Außer dem Deka Technologie wurden auch verwandte Produkte anderer Anbieter arg gebeutelt: So hat der DIT-Technologiefonds seit August 2000 rund 68 Prozent und binnen Jahresfrist 46 Prozent verloren. Der Technologiefonds von DWS weist ein Jahresminus von 45,4 Prozent auf. Wenn Fondsmanager aus der Börsen-Baisse etwas gelernt hätten, dann die Tatsache, daß im schlimmsten auch die Aktie des besten Technologieunternehmens, die über die Hälfte ihres Wertes eingebüßt habe, sich trotzdem nochmals halbieren könne, so Beyer-Enke.
Seit März kann er mit seinem Technologiefonds TF (ohne Ausgabeaufschlag) aber ein Plus von 11,6 Prozent vorweisen und beim Typ CF (mit Ausgabeaufschlag) einen Kursgewinn von 13 Prozent. Das Konkurrenzprodukt von DWS hat sich in dieser Zeit um 12,9 Prozent, der DIT-Fonds um 12,7 Prozent verbessert.
Abschied von der Benchmark genommen
Seit Jahresbeginn gilt für die beiden Deka Technologie-Fonds die alte Benchmark nicht mehr. Der Grund: Die Portfolios sind nicht länger mehr oder weniger vollständig auf Internettitel sowie Aktien der Informationstechnologie ausgerichtet. Mittlerweile entfallen jeweils fünf Prozent des Fondskapitals auf Konsumelektroniker wie Philips und Sony, Medizintechik-Titel wie Medtronic und Zimmer sowie Aktien aus der Luft- und Raumfahrttechnik. Weniger als zwei Prozent entfallen auf Barmittel.
Der größte Wert im Fonds von Beyer-Enke ist derzeit Nokia mit 5,7 Prozent, für den die gute Positionierung im Markt und die Technik bei Infrastruktur und Endgeräten (Handys) spreche. Dieser Wert ist auch bei den Konkurrenzprodukten von DWS und DIT stark gewichtet. Gleiches gilt für die Nummer zwei im Deka Technologie, Cisco Systems, der darin 4,9 Prozent ausmacht, während er bei DIT 6,6 Prozent des Fondskapitals darstellt. Dieser Titel glänze durch einen enormen Ertrag, allerdings stagniere der Umsatz.
Lob für Ebay, USA Interactive und T-Online
0,8 Prozent des von Beyer-Enke gemanagten Protfolios macht Ebay aus. Der Betreiber der Internet-Tauschbörse sei konkurrenzlos. Andere Netzgrößen hätten versucht, Ebay Marktanteile streitig zu machen - ohne Erfolg. Ebay wachse von Monat zu Monat und sei einer der wenigen Titel, der halte, was man sich einst vom Internet versprochen habe. Der Manager lobt auch Amazon, dessen Aktie er seit der ersten Gewinnmeldung im Januar 2002 im Fonds hat, sowie USA Interactive, dem Marktführer beim interaktiven Handel, dessen Börsenwert seit Februar um 54 Prozent gestiegen ist.
Als Zukauf-Kanidaten gelten Beyer-Enke AOL und T-Online, die gute Erfolge besonders beim Geschäft mit dem schnellen Internetzugang DSL vorweisen könne.
„Zehn Prozent Wertzuwachs im Jahr möglich“
Mit Blick auf die Perspektiven äußert sich der Fondsmanager vorsichtig optimistisch. Bei einem allgemeinen Wachstum von drei Prozent und mutmaßlich doppelt so hohen Investitionen in Informationstechnologien sei binnen Jahresfrist ein Zuwachs von zehn bis zwölf Prozent bei Technologiefonds durchaus möglich.
Damit bleiben aber die alten Höhen in weiter Ferne. Anleger sollten aus der Börsen-Baisse gelernt habe, gerade Technologietitel regelmäßig in Auge zu behalten. Und zwar, um im Zweifelsfall rechtzeitig aussteigen und Verluste minimieren zu können.