Finanzmarktbericht : Europas Banken planen neuartige Anleihen
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Credit Suisse und die Coco-Bonds Bild: dpa
Die Credit Suisse will mitten im Sommer weitere Coco-Bonds verkaufen. Banken in der Währungsunion werden im Herbst folgen. Der Bericht vom internationalen Finanzmarkt.
Die Credit Suisse hat sich an diesem Montag auf Road Show begeben. Gleich drei Managerteams schwärmten aus, um gleichzeitig in Asien, Amerika und Europa Anleger zu umwerben, heißt es in Frankfurter Finanzkreisen. Die Credit Suisse in Zürich kommentiert dies nicht. Anscheinend geht es um den Verkauf neuer Coco-Bonds im Volumen von mindestens 1,5 Milliarden Dollar. Wegen des im Vergleich zu normalen Anleihen höheren Risikos dürfen Anleger von Coco-Bonds auch deutlich höhere Kupons erwarten. Die Credit Suisse emittierte im Jahr 2011 Coco-Bonds, die jährlich einen Zinsertrag von 11 Prozent abwerfen. Diesmal dürfte je nach Laufzeit ein Kupon zwischen 8 und 10 Prozent herausspringen.
Coco-Bonds sind eine britische und Schweizer Bankanleihenspezialität. Sie sollen eine Bankinsolvenz abwenden. Denn Coco-Bonds wandeln sich dann in Aktien, wenn der Emittent eine bestimmte Eigenkapitalquote unterschreitet. Die Schweizer Bankenaufsicht, vermutlich die schärfste der Welt, verlangte diese Risikopuffer nach der Schieflage der UBS im Jahr 2009 zügig. In Frankfurter Emissionsabteilungen wird aber erwartet, dass im zweiten Halbjahr 2013 auch andere europäische Banken und sogar im großen Stil Hybridkapital, also eine Mischung zwischen Eigen- und Fremdkapital, plazieren werden. Denn die von den -20-Staaten im Juni vereinbarten Kapitalregeln „Basel III“ dürften im September endlich in nationales Recht umgesetzt sein.
Darauf wartet auch die Deutsche Bank. Auch sie will mehr Hybridkapital emittieren, das dann aber wohl kaum Coco-Bond heißen wird. Denn diese Gattung gibt es im Regeluniversum der G20 von Basel nicht. Vielmehr tragen hierzulande die neuen Kapitalien, die zwischen Cocos angesiedelt sind, die sperrigen Namen Additional Tier-1 und Tier-2. Im Mai hat die Deutsche Bank schon 1,5 Milliarden Dollar Tier-2-Kapital aufgenommen. Bald dürfte Additional Tier 1 folgen. An diesem Dienstag aber, wenn Deutschlands größte Bank ihre Quartalszahlen bekanntgibt, dürfte es vor allem um die Verkleinerung der Bilanz gehen.
Schlechter Start in Deutschland
Dem Vernehmen nach beugt sich die Deutsche Bank den amerikanischen Aufsehern und senkt ihren Verschuldungsgrad, indem sie ihre Bilanz um rund 20 Prozent schrumpft. Das wäre ein Abbau um 400 Milliarden Dollar, mehr als jede Landesbank in Gänze auf die Waage bringt. Finanzvorstand Stefan Krause wird erläutern müssen, inwiefern dieser Abbau auch das Ertragspotential der Deutschen Bank angreift. In diesem Quartal war das noch kein Thema. Analysten erwarten, dass die Deutsche Bank zwischen April und Juni rund 1 Milliarden Euro verdient hat. Die Erwartungen sind gestiegen, weil die amerikanischen Banken und auch Credit Suisse im Investmentbanking gut verdient haben.
Während schon die Hälfte der 500 größten Aktiengesellschaften in Amerika über das zweite Quartal berichtet hat, erreicht die Quartalsberichtssaison in Europa erst in den kommenden beiden Wochen ihren Höhepunkt. Aus Amerika gab es bisher zu 70 Prozent positive Überraschungen, vor allem Apple, Facebook, Starbucks und Visa übertrafen die Gewinnerwartungen. Dagegen ging in Deutschland der Start daneben. Allen voran Siemens und BASF enttäuschten. Auch deshalb beendete der amerikanische Aktienindex S&P 500 die Woche am Freitag fast unverändert mit 1691 Punkten und liegt damit nur 5 Punkte von seinem Rekord entfernt. Der Deutsche Aktienindex Dax hingegen verlor im Wochenvergleich fast 1 Prozent und schloss am Freitag mit 8245 Punkten knapp 300 Punkte unter seinem Rekord von Mitte Mai.
Der Dax-Rückgang wäre womöglich noch stärker ausgefallen, wenn nicht der Ifo-Geschäftsklimaindex zum dritten Mal hintereinander gestiegen wäre. Auch auf diese positive Konjunkturumfrage gründet die Prognose der Investmentbank Goldman Sachs, dass die deutsche Wirtschaft nach einem Wachstum von 0,2 Prozent in diesem Jahr im Jahr 2014 mit 1,9 Prozent beschleunigt wachsen wird. Für die amerikanische Wirtschaft erwartet Goldman allerdings 2014 sogar 3,8 Prozent Wachstum, während der gesamte Euroraum nur 0,8 Prozent wachsen dürfte. Daher kommt für Europa, anders als für Amerika, die Zinswende zu früh.
Im Zentrum des zweiten Halbjahres dürften daher an den Kapitalmärkten die Versuche der Europäischen und vermutlich auch der englischen Zentralbank stehen, mit Hilfe langfristiger Festlegungen zum kurzfristigen Leitzinsniveau auch die langfristigen Zinsen tief zu halten. In Amerika dagegen dürfte sich die Zinswende fortsetzen, und es wird spannend sein, ob die derzeit mit 2,6 Prozent einen vollen Prozentpunkt höher als im Mai rentierenden amerikanischen Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit zu einer größeren Konkurrenz für Aktien werden. In der kommenden Woche aber wird am Aktienmarkt zunächst die Unternehmensberichterstattung im Vordergrund stehen. Neben der Deutschen Bank berichten ab Dienstag weitere zehn Dax-Konzerne und zehn europäische Großbanken über ihr Geschäft im zweiten Quartal.