Gespräch mit Fondsmanager : Nestor setzt voll und ganz auf Marken
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Mit dem Modelabel Moncler konnte an der Börse zuletzt gutes Geld verdient werden. Bild: Reuters
Warum gedeihen manche Unternehmen auch in einem schlechten Umfeld? Weil sie einiges besser machen. „Margen und Management müssen überzeugen“, ist das Credo von Fondsmanager Dirk Stöwer.
Börsengehandelte Indexfonds (ETF) sind eine gute und preiswerte Möglichkeit, an einem positiven Trend des Finanzmarktes teilzuhaben. Aber was, wenn der Markt keinen positiven Trend hat? Muss man sich dann seinem Schicksal fügen?
Dirk Stöwer ist Manager des Nestor Europa-Fonds, und seine Antwort ist ein klares Nein. „Auch in einem ungünstigen Umfeld gibt es Unternehmen, die gedeihen und Geld verdienen. Die Frage ist: Was machen die anders?“
Stöwer misst Erfolg vor allem an der Rentabilität in Bezug auf das Eigenkapital. Diese muss über Jahre hinweg hoch sein, dann hat ein Unternehmen die Chance, auf seiner Auswahlliste zu landen. Danach kommt die Einzelbetrachtung: „Ich schaue mir jeden Kandidaten genau an. Wichtig ist mir dabei internationaler Erfolg und eine langjährige Dynamik. Im Endeffekt möchte ich ein überragendes Chance-Risiko-Profil finden.“
Manchmal hilft der Zufall
Erfolgreich ist Stöwer dabei vor allem im Bereich der hochwertigen Konsumgüter. Dafür gibt es mehrere Gründe. „Marken sind erfolgreich. Wenn man beantworten kann, welche Unternehmen ganz besonders in den Köpfen der Konsumenten verankert sind, hat man die wertvollsten Unternehmen gefunden. Denn die sind es, die das Geld ausgeben, und gerade bei jungen Leuten verschiebt sich die Preis-Messlatte für Statussymbole immer weiter nach oben.“
Manchmal hilft Stöwer hier der Zufall – wie etwa beim italienischen Mode-Unternehmen Moncler, bekannt vor allem für wattierte Daunenjacken im oberen Preissegment. Das Unternehmen, dessen Aktienkurs in den vergangenen zwei Jahren um rund 140 Prozent gestiegen ist, hat es ihm angetan. In Gesprächen hatte er davon erfahren, wie angesagt die Jacken mit einem Preis ab etwa 1000 Euro unter Vermögenderen sind, und hatte dann verstärkt darauf geachtet.
„Astronomisch“ sei die Rentabilität, und zuletzt habe Moncler diese noch weiter steigern können. Nun wolle das Management auch in den internationalen Modehimmel. Das sei zwar nicht ohne Risiko, aber Stöwer ist optimistisch.
Auch sonst setzt Stöwer auf Markenunternehmen. Fenix Outdoor etwa, einen schwedischen Hersteller von dem, was man früher einmal als Wanderbekleidung bezeichnet hätte, und dessen Kurs in den vergangenen beiden Jahren um 60 Prozent stieg. Die wohl bekanntesten Marken sind Fjällräven und der Filialist Globetrotter.
Wichtig ist auch, rechtzeitig zu verkaufen
Insgesamt war Stöwer zuletzt mit 13 Prozent des Fonds in der Textilbranche investiert. Aber auch der griechische Spielzeughändler Jumbo oder der Werkzeughersteller Einhell gehören zu seinen Investments. Oft werde ihm vorgehalten, er setze vorwiegend auf „One-trick-Ponys“, die von einem Geschäftsfeld abhängig seien. „Aber wenn Margen und Management überzeugen, sollte man daran nicht vorbeigehen.“
Dabei ist Stöwer sehr zufrieden, dass sein Fonds mit einem Volumen von gerade einmal rund zehn Millionen Euro sehr klein ist. Unter Euro-Fonds auf europäische Aktien gehört der Nestor-Fonds größenmäßig zum untersten Achtel. „Das macht uns flexibler, wenn wir einen Wert übergewichten wollen.“ Allerdings achte man schon sehr darauf, keine Liquiditätsrisiken einzugehen. „In manche Werte kaufen wir uns langsam und mit Kauflimits ein. Wir wollen keine Preisbewegungen auslösen und schon gar keine illiquiden Positionen im Portfolio haben.“
Wichtig sei auch, rechtzeitig zu verkaufen. „Wenn die Margen erodieren, ist das ein Grund, sich von einem Investment zu trennen. Meist gibt es im Vorfeld Warnzeichen. Dazu gehören etwa Änderungen in der Bilanzierung, aber auch schlechtes Krisenmanagement.“
Auch wenn sich viele der Unternehmen auch in einem schlechten Marktumfeld zu behaupten vermöchten, könne man sich nicht ganz vom Umfeld abkoppeln, meint Stöwer. „Die globale Handelspolitik trifft uns nicht so sehr, aber Einschränkungen im Reiseverkehr bekämen wir schon zu spüren.“ So etwa wie man immer merke, ob die Börse gut laufe, die Investmentbanker ihre Boni bekämen und so mehr ausgäben. Im vergangenen Jahr habe er sich auch von vielen IT-Investments getrennt. Nicht wegen der Unternehmen, sondern weil die Branche konjunkturell überhitzt und zu hoch bewertet gewesen sei.
Der Nestor Europa-Fonds belegte unter den außerhalb Großbritanniens investierenden Fonds in den vergangenen Jahren stets vordere Plätze. Der Branchendienstleister Morningstar erkennt ihm ein unterdurchschnittliches Risiko zu.