Verschuldungsboom : Die jetzige Generation beleiht ihre Kinder
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Sind körperlich schwer Arbeitende wie Dachdecker wirklich das Muster für die Bestimmung des Rentenalters? Bild: dpa
Schuldenmachen ist in. Aber das sei eine Belastung kommender Generationen, sagt SALytic-Chef Wolfgang Sawazki und empfiehlt auch ein flexibleres Renteneintrittsalter.
Wenn der als weise geltende biblische König Salomon ein Analysehaus eröffnet hätte, wäre dessen Name womöglich SALytic gewesen. So aber entschied sich das ehemalige Landert Family Office für diesen Namen, nachdem Namensgeber Gerhard Landert ausschied. Der Name SALytic ist insofern Programm, als man den Anspruch habe, auf analytischer Basis intelligente Anlageentscheidungen zu treffen, erklärt es Vorstand Wolfgang Sawazki gegenüber der F.A.Z. Vom Family Office ist SALytic zum bankenunabhängigen Vermögensverwalter von liquiden Wertpapieren für institutionelle Investoren geworden.
Grundlage der Anlageentscheidungen sind ein hauseigenes Unternehmensresearch und eine eigene Makrodatenbank. Mit deren Hilfe will man beim „Blick auf die Bäume den Wald erkennen“, formuliert es Sawazki. Aktuell beschäftigt auch ihn das Thema Inflation, vor allem die Möglichkeit einer Lohn-Preis-Spirale, die er aber nicht so hoch einschätzt. Selbst in den USA, wo diese schon teilweise begonnen habe, dürfte die Rückkehr von Arbeitnehmern im Niedriglohnsegment die Situation künftig entspannen. „Allerdings entfällt ein Teil des früheren deflationären Szenarios“, sagt Sawazki. „Es gibt eine Tendenz zu lokaler Produktion. Das mindert den Lohndruck und die Import-Preiskonkurrenz.“ Zudem werde sich durch die globale Energiewende die Produktion von Energie wohl verteuern.
Für die kommenden zehn Jahre rechnet Sawazki mit höheren nominalen, aber weiter negativen Realzinsen. Ein höheres reales Zinsniveau sei wegen der hohen Schulden, nicht nur der Staaten, nicht machbar. „Schuldenmachen ist allgemein zu etwas Positivem geworden. Heraus kommt man nur über längerfristig negative Realzinsen. Damit nimmt die jetzige Generation einen Kredit bei ihren Kindern auf“, warnt er.
Im besten Fall lasse künftig eine höhere Produktivität infolge der zunehmenden Digitalisierung höhere Löhne und mehr Wachstum zu. Aber selbst dann müsse das Rentenalter steigen, sagt Sawazki und rät zu mehr Flexibilität. „In einer digitalen Dienstleistungsgesellschaft kann sich das Rentenalter nicht nach Arbeitnehmern richten, die aufgrund ihrer Tätigkeit frühzeitig aus dem Arbeitsleben ausscheiden müssen, wie etwa Dachdecker oder Fliesenleger. Es ist notwendig, politisch allerdings nicht eben einfach.“
Im schlimmsten Fall gerate die Wirtschaft indes in eine Stagflation, in der die Preise steigen, ohne dass die Wirtschaft wächst. „Jedenfalls sollten Anleger Sachwerte bevorzugen, die Mittelzuflüsse bringen, also Aktien. Allerdings müssen sie sich bewusst sein, dass die realen Portfoliorenditen in der Summe sinken“, meint Sawazki.