Amerikas Banken überraschen : JP Morgan Chase macht in drei Monaten 8 Milliarden Euro Gewinn
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JP Morgan in New York Bild: Reuters
Auch Konkurrent Citigroup schneidet trotz Gewinnrückgang besser ab als erwartet. Das Kapitalmarktgeschäft beider Banken boomt. Überraschender aber ist der abnehmende Vorsorgebedarf für faule Kredite.
Zum Auftakt der Berichtssaison amerikanischer Unternehmen für das dritte Quartal hat die amerikanische Bank JP Morgan Chase am Dienstag für einen Paukenschlag gesorgt. Trotz der Corona-Krise und entgegen der Prognose der Aktienanalysten, die durchschnittlich einen Gewinnrückgang um rund 20 Prozent vorhergesagt hatten, steigerte JP Morgan den Nettogewinn. Mit 9,4 Milliarden Dollar (8,0 Milliarden Euro), lag er im dritten Quartal 2020 um 4 Prozent über dem Nettogewinn des Vorjahresquartals.

Redakteur in der Wirtschaft.
Konkurrent Citigroup dagegen berichtete über einen Rückgang des Gewinns um 34 Prozent auf 3,2 Milliarden Dollar. Aber selbst mit dieser Nachricht überraschte diese stärker im Kreditkartengeschäft vertretene Bank positiv. Denn Aktienanalysten hatten für die Citigroup im Durchschnitt mit einem Gewinnrückgang um 60 Prozent gerechnet.
Warum JP Morgan Citi die Show stiehlt
Gleichwohl stahl JP Morgan Chase der Rivalin Citi mit ihrem fast Zehn-Milliarden-Dollar-Gewinn eindeutig die Show. „Das Investmentbanking ist nach wie vor eine wichtige Triebfeder für unsere Bank“, sagte JP Morgans Vorstandschef Jamie Dimon zu den Geschäftszahlen. Dabei steckt die Überraschung in diesem Quartal sowohl bei JP Morgan als auch bei Citi weniger im Kapitalmarkt- als im Kreditgeschäft. Hier gelang JP Morgan bei der Risikovorsorge für faule Kredite nicht nur im Vergleich zum Vorquartal, als wegen der Corona-Pandemie viele Kredite plötzlich drohten auszufallen, sondern auch im Vergleich zum Vorjahresquartal die Wende zum Positiven. Nicht ganz so gut lief es für Citi, doch auch bei ihr war kaum mehr Risikovorsorge nötig als vor einem Jahr.
Unternehmen brauchen Banken für Kapitalaufnahme
Wie schon im ersten Halbjahr verdienten JP Morgan und Citi auch im dritten Quartal prächtig im Geschäft mit der Plazierung von Aktien und Anleihen und im Wertpapierhandel. Die Erträge im Aktien- und Anleihehandel von JP Morgan legten jeweils verglichen zum Vorjahresquartal um rund 30 Prozent zu, die von Citi immerhin um fast 20 Prozent. Dies war allerdings in etwa auch so erwartet worden, denn viele Unternehmen haben angesichts wegbrechender Umsätze in der Corona-Krise Finanzierungsbedarf, den sie über den Verkauf neuer Aktien und Anleihen mit Hilfe von Banken decken. Und es werden an den Börsen mehr Wertpapiere gehandelt, wenn die Kurse erst wie im März tief fallen und sich dann unterstützt von den gesenkten Zinsen der Notenbanken wie in den vergangenen Monaten geschehen rasant erholen.
Beides lässt die Kassen von Investmentbanken wie JP Morgan und Citi klingeln.
Allerdings gab es in den Vereinigten Staaten im Vergleich zu Europa wenig konjunkturelle Stützungsmaßnahmen für Unternehmen und Verbraucher. Im zweiten Quartal waren schon viele Unternehmen etwa in der Fracking-Industrie insolvent gegangen. Und viele Verbraucher, die wegen der Corona-Krise ihren Arbeitsplatz verloren, konnten ihre Kreditkartenschulden nicht mehr bedienen. Dies führte zu Kreditausfällen der Banken. JP Morgan etwa musste im zweiten Quartal 10,5 Milliarden Dollar an Risikovorsorge für faule Kredite zurück stellen, Citis Risikovorsorge war auf 15 Milliarden Dollar hochgeschnellt.
Im dritten Quartal nun hat sich die Lage für JP Morgan und Citi im Kreditgeschäft spürbar stabilisiert. Für faule Kredite bildete JP Morgan eine Risikovorsorge von 611 Millionen Dollar, das ist sage und schreibe fast eine Milliarde weniger als im dritten Quartal 2019, als von einer Corona-Krise noch niemand ahnte. Und Citi musste nach dem letzten Horrorquartal nur noch 1,9 Milliarden Dollar an Risikovorsorge zurück stellen, kaum mehr als im dritten Quartal 2019.
Gesunkene Zinsen belasten
Belastend im Kreditgeschäft machten sich allerdings die gesunkenen Zinsen bemerkbar. Somit blieben die Gesamterträge von JP Morgan aus Kapitalmarkt- und Kreditgeschäft mit 29,9 Milliarden Dollar in etwa gleich. Citi-Chef Michael Corbat sagte sogar, die negativen Effekte im Kreditgeschäft aus der Corona-Krise schlügen stärker zu als die positiven im Kapitalmarktgeschäft. Tatsächlich sanken Citis Erträge alles in allem um 7 Prozent auf 17,3 Milliarden Dollar.
Auch bei den Kosten gab es gegensätzliche Effekte: Während die geringere Risikovorsorge entlastete, belasteten Rechtsstreitigkeiten beide Banken. Im September hatte die amerikanische Finanzaufsicht JP Morgan wegen angeblicher Preismanipulationen bei Edelmetall- und Anleihekontrakten eine Strafe von 920 Millionen Dollar aufgebrummt. Citi musste für Mängel im Risikomanagement eine Strafe in Höhe von 400 Millionen Dollar hinnehmen.