Schwellenländer unter Druck : Die türkische Lira reißt Südafrikas Rand mit
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Seitdem Präsidentenwechsel in Südafrika stieg der Rand-Kurs kontinuierlich an. Jetzt sind die Banknoten mit dem Konterfei Mandelas erst einmal weniger wert. Bild: AFP
Der Verfall der Lira macht der südafrikanischen Währung Rand zu schaffen – Analysten prophezeien allerdings nur eine kurze Schwächephase. Dabei steht das Wirtschaftswachstum auf wackligen Beinen.
Die Währungskrise in der Türkei schlägt hohe Wellen bis nach Südafrika. Schon Anfang der Woche wurde auch der Rand in die Tiefe gerissen. Die Währung fiel zeitweise um 6 Prozent auf den tiefsten Wert gegenüber dem Dollar seit zwei Jahren. Bis Dienstagmittag machte sie zunächst einen Teil der Verluste wett, verlor dann aber abermals kräftig. Über mehrere Tage hinweg gesehen zählte der Rand zu den am meisten gebeutelten Währungen nach der türkischen Lira.
Analysten in Johannesburg sprechen von hoher Volatilität an den Märkten. Das zeigt sich nicht zuletzt auch darin, dass der seit Mittwochmittag wieder aufwertet. Die Sorge bestehe darin, dass die Türkei-Krise den Anfang einer allgemeinen Abkehr von Schwellenländern markiere, sagt John Cairns von der Rand Merchant Bank. Die aufstrebenden Märkte haben bisher von den extrem niedrigen Zinsen in den Vereinigten Staaten und in Europa profitiert, doch dies könnte sich bald wandeln. Am Mittwoch dürften auch der Niedergang des Platinpreises und der Kursrutsch der Naspers-Aktie, eines Schwergewichts an der Johannesburger Börse, eine Rolle gespielt haben.
Die Krise in der Türkei
Die Türkei steckt in einer schweren Währungskrise. Die Preise steigen rapide, die Lira sackt ab, die Menschen horten Dollar.
In Südafrika fielen die Reaktionen dennoch verhalten aus. Der Vizegouverneur der Zentralbank, Daniel Mminele, beeilte sich zu betonen, dass die Zentralbank nicht eingreifen werde. Man beobachte die Situation aufmerksam, aber „wir ziehen es vor, den Wechselkurs von den Marktkräften bestimmen zu lassen“. Die südafrikanische Notenbank orientiert sich an einem Inflationskorridor zwischen 3 und 6 Prozent. Aktuell liegt die Teuerungsrate bei 4,6 Prozent. Der Repo-Zins, zu dem sich private Banken bei der Zentralbank Geld leihen, beträgt 6,5 Prozent.
Südafrika ist in einem geringeren Umfang im Ausland verschuldet als beispielsweise die Türkei. Zudem ist das aktuelle Kursniveau von 14,35 Rand zum Dollar für Südafrikaner nicht ungewöhnlich. Der Rand ist nun ungefähr wieder auf dem Niveau von November vergangenen Jahres angelangt, also noch vor dem Amtsantritt des neuen Präsidenten Cyril Ramaphosa. Zum Vergleich: Während der von Skandalen gespickten Präsidentschaft seines Vorgängers Jacob Zuma mussten für einen Dollar zeitweise mehr als 16 Rand gezahlt werden. Nach dem Machtwechsel wertete die Devise bis auf 11,70 Rand für den Dollar auf.
Enteignungen und Misswirtschaft
Trotzdem käme eine Schwellenlandkrise für die führende Volkswirtschaft in Afrika ungelegen. Der neue Staatspräsident wirbt insbesondere im Ausland um Investitionen in einer Höhe von 100 Milliarden Dollar, um die Wirtschaft anzukurbeln. In dieser Woche brachte er außerdem die Gründung eines Staatsfonds ins Gespräch.
Bisher aber ist unklar, woher die Einlagen dafür stammen sollen. 2019 finden in Südafrika Parlamentswahlen statt. Ohnehin belasten einheimische Faktoren den Rand. Südafrikas Wirtschaft befindet sich am Rande einer Rezession. Im ersten Quartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung. Die Zentralbank warnte am Mittwoch, dass die Wirtschaft im Gesamtjahr wohl um weniger als die bisher prognostizierten 1,2 Prozent wachsen werde.
Auch ist die anfängliche Begeisterung über den Präsidentenwechsel verflogen. Vor allem der Plan der Regierungspartei ANC, Enteignungen von Grundbesitzern ohne Entschädigung zuzulassen und dafür die Verfassung zu ändern, sorgt für Nervosität, zumal das Ausmaß der Landreformen und ihre Umsetzung noch unklar sind. Auch befinden sich Staatskonzerne wie der Energieversorger Eskom oder die Fluggesellschaft South African Airways nach Jahren von Korruption und Misswirtschaft in Finanznöten.
Zwei Rating-Agenturen haben noch während der Zuma-Ära die Bonitätsnote des Landes auf Ramschniveau gesetzt. Analysten zeigten sich dennoch zuversichtlich, dass der Rand die Verluste durch das Lira-Drama bald aufholen werde. Es habe sich fundamental schließlich nichts geändert, sagt Cairns. Die Währung werde zum Jahresende wieder auf Kurse zwischen 13 und 14 Rand zum Dollar zurückkehren.