Aktie legt zu : Tesla verdreifacht den Verlust
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Im Weltall gibt es schon einen roten Tesla, auf Erden gibt es allerdings immer wieder Probleme mit der Produktion des Model 3. Bild: AP
Der Hersteller von Elektroautos bleibt defizitär und hat noch immer Schwierigkeiten in der Produktion. Aber er sagt, 2018 werde ein „Jahr der Verwandlung“.
Dem Elektroautohersteller Tesla ist in dieser Woche ein Marketing-Coup gelungen. Ein Roadster-Sportwagen des Unternehmens spielte eine prominente Rolle beim Start einer neuen Rakete des Raumfahrtunternehmens Space X. Die Rakete beförderte das Auto als eine Art Testfracht ins All, wo er nun in einer Umlaufbahn um die Sonne schwebt. Die spektakulären Fotos des roten Flitzers im Weltraum sind jetzt allgegenwärtig. Und Elon Musk, der sowohl Space X als auch Tesla führt, hat damit wieder einmal sein Geschick als Vermarktungskünstler unter Beweis gestellt.
Hier auf der Erde muss er sich aber jetzt erst einmal mit weniger glamourösen Herausforderungen heraussetzen. Tesla meldete am Mittwoch nach Börsenschluss abermals einen stattlichen Verlust. Und die Schwierigkeiten in der Produktion des neuen „Model 3“ dauern an. Die gute Nachricht war, dass Tesla seine Zielgrößen für die Produktionsraten nicht ein weiteres Mal revidiert hat.
Weitere Verzögerungen nicht ausgeschlossen
Gleichzeitig warnte das Unternehmen aber, dass weitere Verzögerungen nicht auszuschließen seien. Die bisherige Erfahrung mit dem Model 3 habe gezeigt, wie schwer es sei, spezifische Produktionsraten zu bestimmten Zeitpunkten vorherzusagen. Das hat Tesla freilich bislang nicht abgehalten, genau das zu tun. In einer Telefonkonferenz zeigte sich Musk jedenfalls optimistisch, die Schwierigkeiten in den Grif zu bekommen – und führte dafür den Erfolg seines Weltraumunternehmens als Indiz an: „Wenn wir einen Roadster zum Asteroidengürtel schicken können, können wir wahrscheinlich auch die Produktion des Model 3 lösen.“
Das Model 3 ist von enormer Bedeutung für Tesla. Das Unternehmen hat bislang nur die beiden Premiummodelle Model S und Model X, die nur für ein begrenztes Publikum erschwinglich sind. Das Model 3 soll dagegen in seiner Basisversion schon für 35.000 Dollar (knapp 29.000 Euro) zu haben sein, und mit ihm will Tesla von einem Nischenanbieter zu einem Massenhersteller werden. Das neue Auto wurde im vergangenen Juli erstmals ausgeliefert, und damals stellte Tesla in Aussicht, bis zum Jahresschluss 5000 Exemplare je Woche produzieren zu können.
Stattdessen hat das Unternehmen im gesamten vierten Quartal nicht einmal 2500 Autos dieses Modells hergestellt. Das Ziel einer Produktionsrate von 5000 Fahrzeugen je Woche wurde mehrmals nach hinten geschoben und soll nun erst Ende des zweiten Quartals erreicht werden. Tesla zeigte sich jetzt bei der Vorlage von Quartalszahlen aber zuversichtlich, dass das Hochfahren der Produktion des neuen Modells 2018 zu einem „Jahr der Verwandlung“ für das Unternehmen machen werde. Außerdem wurde in Aussicht gestellt, dass im Laufe des Jahres positive Betriebsgewinne ausgewiesen werden.
Analysten hatten schlimmeres erwartet
Bislang bleibt der Autohersteller aber defizitär. Im vierten Quartal gab es einen Betriebsverlust von fast 600 Millionen Dollar, der Nettoverlust betrug 771 Millionen Dollar – das ist mehr als im kompletten Jahr 2016. Der Verlust je Aktie von 3,04 Dollar war aber immerhin um acht Cent niedriger als von Analysten vorhergesagt. Der Umsatz stieg um 44 Prozent auf 3,3 Milliarden Dollar und lag im Rahmen der Erwartungen. Im Gesamtjahr hat Tesla jetzt mit einem Nettoverlust von 2,2 Milliarden Dollar den Vorjahresverlust von 750 Millionen Dollar ungefähr verdreifacht.
Als positiv wurde auch gewertet, dass das Liquiditätspolster weniger geschrumpft ist als erwartet. Der Aktienkurs von Tesla notierte am Mittwoch im nachbörslichen Handel zunächst leicht im Minus, drehte dann aber ins Plus.
Tesla wird derzeit an der Börse mit rund 58 Milliarden Dollar bewertet und lässt damit manche deutlich größeren Autohersteller wie Ford hinter sich, aber das Unternehmen sieht offenbar noch viel Luft nach oben. Es hat erst kürzlich einen neuen Gehaltsplan für Elon Musk beschlossen, der an ehrgeizige Vorgaben geknüpft ist. Musk soll demnach weder ein Grundgehalt noch Bonuszahlungen bekommen, sondern nur Aktienoptionen, und deren Volumen ist allein von der Marktkapitalisierung und Zielmarken für Umsätze und Ergebnisse abhängig.
Der Börsenwert von Tesla muss zum Beispiel 100 Milliarden Dollar erreichen, damit Musk überhaupt Aktienoptionen bekommt, und weitere Tranchen gibt es, wann immer die Bewertung um weitere 50 Milliarden Dollar steigt. Die Maximalzahl von Optionen soll er dann erhalten, wenn der Börsenwert 650 Milliarden Dollar erreicht. Und Musk hält offenbar nicht einmal das für zu hoch gegriffen. Er hat gesagt, Tesla habe das Potential, in zehn Jahren eine Billion Dollar wert zu sein.