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Bank-Kollaps in den USA : Zu früh für die Finanzkrise 2.0

Im Fokus der Aufmerksamkeit: Sitz der Silicon Valley Bank in San Francisco, Kalifornien Bild: Imago/Xinhua

Der Untergang der Silicon Valley Bank in den USA weckt Erinnerungen an die Finanzkrise der Jahre 2007 und 2008. Der Kollaps ist ein Warnsignal, ein Grund für Panik ist er nicht.

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          Vor mehr als 15 Jahren platzte in den USA die Immobilienblase. In der Folge geriet das globale Finanzsystem ins Wanken. Es brauchte Milliarden an Steuergeldern, um Banken zu retten und Stabilität zurückzuerlangen – auch hierzulande.

          Der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) lässt die Erinnerungen an diese Zeit wiederaufleben. Wenig überraschend rauschten nach dem Bekanntwerden der Schieflage Bankaktien weltweit in den Keller – das Beben erreichte auch Deutschland. Ist ausgerechnet ein Kreditinstitut aus dem hippen Silicon Valley der USA der Ausgangspunkt einer neuen Finanzkrise? Nach gegenwärtigem Stand lautet die Antwort: Nein.

          Sicher, die SVB hat vornehmlich junge Wachstumsunternehmen fi­nanziert und auch digitale Kryptoanlagen für ihr Geschäftsmodell eingesetzt. Die Innovations- und Disrup­tionsskeptiker werden sich in ihrer Meinung bestätigt fühlen, dass ein solcher Mix zwangsläufig zu einem Zusammenbruch führen muss. Doch mit ihrem Misstrauen gegenüber allem Neuen sind sie auf dem Holzweg.

          Der Kollaps der SVB geht auf eine fundamentale Fehleinschätzung seitens des Managements zurück. Die Idee war bestechend: Einlagen wurden in lang laufende Anleihen gesteckt, die in Zeiten von Niedrigzinsen attraktiv erschienen. Das Geschäft ging nicht auf, denn mit den schnell aufeinanderfolgenden Zinserhöhungen musste diese Wette verloren gehen. Der Marktwert der Anleihen fiel. Die Bank bekam ein Liquididätsproblem, Anleger zogen in Panik ihre Einlagen ab, was die Krise verschärfte – ein „Bankrun“ wie aus dem Lehrbuch.

          Wäre es klug, das Versagen des Management als Einzelphänomen abzutun? Auch hier lautet die Antwort: Nein. Es wird sich bald zeigen, welche Bank in ihren Büchern ähnlichen Zinssprengstoff bereithält. Die Antwort auf die Frage, ob die aus der Finanzkrise entstandene, oft als zu hart kritisierte Regulierung wirklich streng genug war, wird den Weg weisen, ob eine Finanzkrise 2.0 droht.

          Inken Schönauer
          Redakteurin in der Wirtschaft, verantwortlich für den Finanzmarkt.

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