Bereits seit Monaten : Goldreserven der Türkei sinken deutlich
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Eigentlich verfolgte der türkische Präsident Erdogan bisher eine eher Rücklagen-orientierte Wirtschaftspolitik. Doch seit dem Frühjahr scheint sich das geändert zu haben. Bild: Reuters
Die türkische Notenbank meldet 118 Tonnen Gold weniger als im Frühjahr. In den Zahlen sind auch schon die Reserven der Banken enthalten. Unklar ist bisher, wo die Rücklagen hin verschwunden sind.
Die Goldreserven der Türkei, einschließlich der Reserven der Geschäftsbanken, sind offenbar deutlich zurückgegangen. Das geht aus Zahlen hervor, die von der türkischen Notenbank im wöchentlichen Rhythmus veröffentlicht werden. Noch im April betrugen diese Goldreserven den Angaben zufolge mehr als 19,1 Millionen Unzen (zu 31,1 Gramm) oder 594 Tonnen Gold. Ende August waren es nur noch 15,3 Millionen Unzen oder 476 Tonnen Gold. Innerhalb weniger Monate gab es also einen Rückgang um 3,8 Millionen Unzen oder 118 Tonnen Gold.
Der stärkste Rückgang der Goldreserven war nach Angaben von Jan Edelmann, Analyst der Landesbank Baden-Württemberg, in der Woche vom 10. bis 17. August zu beobachten, einer Woche mit starken Turbulenzen der türkischen Lira. Frank Schallenberger, Rohstoffanalyst der HSH Nordbank, spricht von einem Rückgang der Goldreserven um gut 6 Milliarden Dollar innerhalb von zweieinhalb Monaten.
Zuvor hatte die Türkei seit etwa zwei Jahren ihre Goldreserven deutlich aufgestockt. Die türkische Notenbank hatte neben der russischen Notenbank und China zu den wichtigsten Goldkäufern der Welt gehört. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan wollte offiziellen Angaben zufolge die Währungsreserven des Landes diversifizieren.
Wo ist das Gold hin?
Im Mai hatte es auch – allerdings nicht offiziell bestätigte – Berichte gegeben, dass die Türkei einen Teil ihres Goldes, der bislang in der Tresoren der Fed in New York gelagert worden war, in die Türkei geholt habe. Es soll sich um 28 Tonnen gehandelt haben.
Wie sich der jüngste Rückgang der Goldreserven der Türkei auf die Notenbank und die Geschäftsbanken aufteilt, ist bislang allerdings nicht im Detail veröffentlicht worden. Es gehört zu den Besonderheiten der Türkei, dass die Geschäftsbanken dort im Rahmen des sogenannten „Reserve Options Mechanism“ (ROM) einen Teil ihrer Reserven bei der Notenbank in Gold halten dürfen.
Für die Monate bis Juli hat das „World Gold Council“, eine Lobbyorganisation der Goldbranche, detailliertere Zahlen veröffentlicht. Die türkische Notenbank kam demnach ohne Geschäftsbanken im Juli auf Goldreserven in Höhe von 240,2 Tonnen.
Einen Rückgang gab es bis dahin ausschließlich bei den Reserven der Geschäftsbanken. Das könnte auch für den weiteren Rückgang der Reserven seither eine Rolle gespielt haben. Eugen Weinberg jedenfalls, Gold-Fachmann der Commerzbank, sagte auf Anfrage, er halte es für unwahrscheinlich, dass die türkische Notenbank sich jetzt mit ihren Goldreserven gegen den Niedergang der Lira stemme.
Zum einen seien die Goldreserven trotz ihrer Aufstockung in den vergangenen Jahren zu klein, um hier etwas bewirken zu können. Zum anderen könnte es ein schlechtes Zeichen für Investoren sein, wenn der Eindruck entstehe, die Türkei müsse „ihr Tafelsilber verkaufen“, um die Lira zu stützen.