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SEC-Bericht zu Gamestop : Ein nüchterner Blick hinter die Kulissen

  • -Aktualisiert am

Eine Filiale des Videospiele-Einzelhändlers Gamestop in Iowa Bild: AP

Die amerikanische Börsenaufsicht hat ihren Bericht zum Kaufrausch der Gamestop-Aktie Anfang des Jahres veröffentlicht. Direkte Konsequenzen, die aus den Marktturbulenzen folgen, sucht man darin vergeblich.

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          Lange wurde er erwartet, der Bericht der amerikanischen Börsenaufsicht SEC, der sich mit dem Kursrausch der Gamestop-Aktie Anfang des Jahres beschäftigt. Doch er lässt viele Fragen offen, etwa die nach konkreten Konsequenzen. In dem 44-seitigen Papier, das die Finanzaufsicht am Montag veröffentlichte, erhalten Anleger dafür einen Blick hinter die Kulissen des komplexen Börsenhandels in den USA. Der Report liest sich wie ein Versuch, den Gamestop-Hype zu entmystifizieren und das Marktgeschehen zu erklären.

          Hintergrund des Berichts ist das Börsenfieber, das Ende Januar ausbrach. Im Fokus stand vor allem die Aktie eines bis dahin eher unbekannten Videospiele-Einzelhändlers aus Texas. Innerhalb kürzester Zeit schnellte der Kurs der Aktie in die Höhe: Mitte Dezember 2020 kosteten die Papiere noch rund 20 Dollar – rund einen Monat später erreichten sie ein Rekordhoch von 483 Dollar. Vom 13. bis 29. Januar wurden im Schnitt 100 Millionen Gamestop-Aktien am Tag gehandelt, ein Anstieg von 1400 Prozent im Vergleich zum Vorjahresschnitt.

          Leerverkäufer, „Gamifizierung“ und Clearing

          Die extreme und unvorhergesehene Volatilität der „Meme“-Aktien im Januar hätte die Resilienz der Märkte getestet, schreibt die SEC in dem Bericht. Unter die Lupe nehmen will sie daher etwa die „Gamifizierung“ des Handels, welche die Anleger dazu verleiten könne, mehr zu handeln. Die Börsenaufsicht schreibt weiter, dass ein größerer Teil des Handels außerhalb offizieller Börsen abgewickelt werde – und daher weniger transparent sei. Der außerbörsliche Handel unterliege weniger strengen regulatorischen Anforderungen. Dieses Gebiet könnte künftig genauer geprüft werden.

          Nur an zwei Stellen wird die SEC konkreter. So schränkten einige US-Broker den Handel mit Gamestop und anderen volatilen Werten zeitweise ein. Grund dafür waren die gestiegenen Sicherheitsanforderungen der Clearinghäuser, die für die Abwicklung verantwortlich sind. In der Regel dauert diese zwei Tage. Das Risiko kann aus Sicht der SEC minimiert werden, indem der Abwicklungszyklus verkürzt werde. Hinsichtlich der Leerverkäufe schlagen die Aufseher ein besseres Reporting vor, das es der SEC ermögliche, die Preisdynamik besser nachzuvollziehen.

          GAMESTOP CORP. A

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          Auch andere volatile Werte

          Kleinanleger hatten sich in sozialen Medien über den Gamestop-Wert ausgetauscht und massenweise mit den Titeln eingedeckt. Neben fundamentalen Argumenten war ein Grund dafür auch, dass Hedgefonds die Aktie „geshortet“, also leerverkauft, hatten. Das heißt, dass sie die Aktie geliehen, verkauft und auf fallende Kurse gesetzt hatten, um die Titel später günstiger zurückzukaufen. Doch der Preisauftrieb der Gamestop-Aktie machte es für die Leerverkäufer immer kostspieliger, ihre Positionen zu glätten, also die Aktien auf dem Markt zurückzukaufen. Kritiker hatten immer wieder die hohen Short-Positionen in der Game­stop-Aktie beanstandet. Im Januar erreichten sie mehr als 120 Prozent des Aktienstreubesitzes. In dem Bericht schreibt die SEC, dass dieser Anteil bei anderen größeren Werten bei weniger als 2,5 Prozent liege. Und – bei keinem anderen Wert sei jemals eine höhere Short-Position beobachtet worden.

          Doch das Argument, dass der „Short-Squeeze“ die Aufwärtsspirale des Kurspreises ausgelöst hätte, will die SEC nicht gelten lassen. Nicht die Käufe, die nötig waren, um die Short-Positionen zu glätten, seien der Grund für den wochenlang anhaltenden Wertzuwachs gewesen. Stattdessen verweist die SEC auf die positive Marktstimmung. Denn obwohl Gamestop viel Aufmerksamkeit erhielt, war es bei Weitem nicht der einzige volatile Wert in dem Monat. Allein am 27. Januar hätten die Kurse von Koss, einem Hersteller von Kopfhörern, der Kinokette AMC oder der Naked Brand Group, einem Unterwäsche-Unternehmen, einen größeren Kurssprung innerhalb eines Tages verzeichnet als an jedem anderen Gamestop-Handelstag.

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