Ukraine-Krieg : Russlands Zentralbank kämpft mit Rekordzins gegen Rubelverfall
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Blick auf die Aktien am Montagvormittag in Moskau Bild: Reuters
In Reaktion auf die vom Westen verhängten Wirtschaftssanktionen fällt der Rubelkurs auf ein Rekordtief. Russlands Zentralbank reagiert mit einer massiven Zinserhöhung. Was die Währungshüter damit bezwecken wollen.
Die verschärften Wirtschaftssanktionen des Westens zeigen Wirkung: Der Wert des Rubels ist am Montagfrüh auf ein Rekordtief abgestürzt. Die russische Zentralbank versucht, mit einer massiven Zinserhöhung gegen den Verfall der Währung anzukämpfen. Der Leitzins wird von 9,5 auf 20 Prozent mehr als verdoppelt, wie die Währungshüter am Montag in Moskau ankündigten. Sie signalisierten zugleich ihre Bereitschaft zu weiteren Anhebungen. Die Zentralbank begründete den Schritt laut russischen Medien mit einer „dramatischen Veränderung“ der äußeren Bedingungen für die russische Wirtschaft.
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ZUR SONDERSEITEDer eskalierende Konflikt Russlands mit dem Westen nach dem Einmarsch in die Ukraine brockte der Währung des Landes einen Kurssturz ein. Am Morgen verlor der russische Rubel gegenüber dem US-Dollar etwa acht Prozent an Wert. Ein Dollar kostete im Gegenzug mit rund 90 Rubel so viel wie noch nie. Im sogenannten Offshore-Handel außerhalb Russlands war die Landeswährung zuvor noch stärker abgestürzt. Auf der Handelsplattform EBS verteuerte sich der Dollar im Gegenzug zeitweise um fast 42 Prozent auf ein Rekordhoch von 119 Rubel. An der russischen Börse konnten Devisengeschäfte am Montagvormittag erst mit dreistündiger Verspätung gemacht werden. Höhere Zinsen können den Kurs stabilisieren helfen und auch die Inflation bremsen, machen aber auch Kredite teurer – etwa für Investitionen.
Moskauer Börse bleibt geschlossen
Eine starke Erhöhung des Leitzinses, so erklärte die Zentralbank, würde zu einem ebenso starken Anstieg der Zinssätze für Einlagen bei russischen Banken führen, die die Einleger für „erhöhte Abwertungs- und Inflationsrisiken“ entschädigen sollten. „Dies wird dazu beitragen, die Finanz- und Preisstabilität zu erhalten und die Ersparnisse der Bürger vor Wertverlusten zu schützen“, kommentierte die Zentralbank. Notenbankchefin Elvira Nabiullina will die Maßnahmen im Tagesverlauf in einer Pressekonferenz erläutern.
Auch mit anderen außergewöhnlichen Schritten versuchte Moskau am Montag, den Verfall der Währung zu stoppen und seine Finanzmärkte zu stabilisieren. So blieb die Börse in Moskau am Montag geschlossen. Zunächst war nur von einem späteren Handelsstart die Rede gewesen. Ob der Handel am Dienstag wieder aufgenommen wird, werde am Dienstag entschieden, teilte die Zentralbank mit. Mit Kapitalspritzen und Fremdwährungsgeschäften sollen heimische Geldinstitute gestützt werden. Zudem führte das Finanzministerium eine Pflicht für Unternehmen ein, Teile ihrer Erlöse in Fremdwährung zu veräußern. Die Maßnahme dürfte ebenfalls darauf abzielen, einen Kurssturz des Rubel zu begrenzen.
Die EU hat in der Nacht nach Angaben aus Brüssel und Berlin die angekündigten schwerwiegenden Sanktionen gegen die russische Zentralbank in Kraft gesetzt. Sie umfassen ein Verbot von Transaktionen der Bank in Bezug auf die hohen russischen Währungsreserven in Euro. Zudem wird das Vermögen der Bank in der EU beschlagnahmt. Auch werden russische Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk SWIFT ausgeschlossen. Großbritannien kündigte einen ähnlichen Schritt an, die USA wollen folgen. Japan und Südkorea schlossen sich dem Ausschluss Russland aus dem internationalen Finanzabwicklungssystem SWIFT an. Südkorea verhängte zudem einen Exportstopp für Hochtechnologiegütern an Russland.
Auch an den Rohstoffmärkten sorgt der eskalierende Konflikt zwischen Russland und dem Westen für Verwerfungen. Die Furcht vor Lieferausfällen im Zuge des russischen Angriffs auf die Ukraine beschert Weizen den größten Preissprung seit fast 13 Jahren. Der US-Future stieg um mehr als neun Prozent auf ein Neuneinhalb-Jahres-Hoch von 9,2025 Dollar je Scheffel. Russland und die Ukraine sind wichtige Weizen-Exporteure.