Zinsen sind verboten : Geld anlegen nach Scharia
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Die KT Bank: erste muslimische Bank in Deutschland, die eine BaFin-Lizenz hat. Geld anlegen geht hier ohne Zinsen. Bild: Reuters
Die KT Bank ist die erste lizenzierte Bank in Deutschland, die nach muslimischen Grundsätzen arbeitet – ohne Zinsen. Im Islam sind diese nämlich verboten. Kann das ein Modell für Sparer sein?
Erst vor Kurzem hat Mario Draghi bekannt gegeben, dass die Europäische Zentralbank an ihrer Nullzins-Politik festhalten will. Knappe fünf Kilometer von der Zentralbank, die für Sparer immer noch keine frohe Botschaft hatte, sitzt die KT Bank im 16. Stockwerk des Kastor-Turms im Frankfurter Bankenviertel. Doch unterscheidet sie sich von den anderen: Die einzige Bank Frankfurts und Deutschlands, der das Ergebnis von Draghis Verkündung womöglich gleichgültig war.
Denn die KT Bank arbeitet nach muslimischen Grundsätzen und darf deshalb Zinsen weder verlangen noch zahlen. Wenngleich die Bank selbst muslimisch geprägt ist – so gibt es etwa für die Mitarbeiter einen Gebetsraum – betont sie, grundsätzlich allen Kunden offen zu stehen.
Doch wie verdient eine Bank ohne Zinsen Geld? Für das Girokonto etwa nimmt sie keine Gebühren. Zwar zahlt sie keine Zinsen, doch das fällt ohnehin nicht ins Gewicht. „Durch die Nullzinspolitik der EZB gibt es im Moment sowieso so gut wie keine Zinsen“, sagt Vorstandschef Ahmet Arslan.
Das Hauptprodukt der Bank ist das (zinslose) sogenannte Beteiligungskonto. Die Kunden investieren mit diesem in Sachwerte und Unternehmen – und eben nicht in Finanzprodukte. „Wir finanzieren viele deutsche, regionale Projekte: Immobilien, Nahrungsmittel, oder den Groß- und Einzelhandel. Wir investieren besonders auch in den Mittelstand“, heißt es aus der KT Bank.
Nettogewinn wird zwischen Bank und Kunde aufgeteilt
Anfallende Gewinne teilen sich Bank und Kunde. Die Gewinnbeteiligung des Kunden hängt von der Laufzeit und der Höhe der angelegten Summe ab. Möglich sind Laufzeiten von drei bis 36 Monaten und Einzahlungen ab 1.000 Euro. Bei einer Einlage von 20.000 Euro über eine Laufzeit von drei Monaten können zum Beispiel 75 Prozent des erzielten Überschusses an den Kunden und 25 Prozent an die KT Bank gehen.
Alle Einlagen fließen in einen Pool, aus dem die Bank investiert. Das Risiko teilt die Bank mit dem Kunden. Laut islamischem Recht darf sie aber keine Garantie für ein bestimmtes Risiko geben. Minimiert werden soll es allerdings: Die Höhe der Gewinnbeteiligung werde am Anfang festgelegt. Das soll vor unangenehmen Überraschungen schützen. Die Bank kalkuliert etwaige Kosten für die Risikovorsorge, die sich nach den Sachwerten und Unternehmen und der Höhe und Laufzeit der Einlage richten. So sollen Risiken abgefedert werden. Übrig bleibt dann der Nettogewinn. „Wir streben Renditen für unsere Kunden an, die sich am jeweils aktuellen Marktniveau orientieren“, heißt es aus der KT Bank. Sie ist Mitglied der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB): Die Einlagen der Privatkunden sind bis zu einer Höhe von 100.000 Euro (bei Eheleuten bis zu 200.000 Euro) geschützt.
Islamische Bank als Zwischenhändler
Demnächst will die KT Bank auch ein Standardprodukt muslimischer Banken anbieten, sogenannte „Sukuk“. Das sind Wertpapiere, die wieder zinslos sind und deren Inhaber wieder Erträge aus Beteiligungen erhalten. Es handelt sich damit um eine verbriefte und somit handelbare Form der Geldanlage.
Die KT Bank tritt auch als Finanzierer auf, allerdings auch wiederum nicht auf herkömmliche Art und Weise. Denn im islamischen Finanzwesen sind auch Kredite verboten. Wenn die Bank etwa ein Haus finanziert, muss sie es daher kaufen und an den Kunden weiterreichen. Dabei schlägt das Finanzinstitut derzeit ein Aufgeld von 2,99 Prozent drauf. Auf diese Weise finanziert die Bank den Kauf bestehender Immobilien, indem sie als Zwischenhändler agiert. Baufinanzierungen bietet sie dagegen nicht an.
Die beim Zwischenhändlergeschäft eigentlich doppelte Fälligkeit der Grunderwerbssteuer umgeht die KT Bank geschickt: Sie bildet mit dem Kunden eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) mit einem Eigenkapitalanteil des Kunden von 35 Prozent, die die Immobilie erwirbt. Die Laufzeit der GbR ist auf 10 Jahre begrenzt, während dieser Zeit verkauft die Bank ihre Anteile in Raten an den Kunden. So fällt die Grunderwerbssteuer nur einmal an.