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Tschechischer Investor : Metro-Vorstand weist Übernahmeangebot zurück

  • -Aktualisiert am

Metro-Markt in Düsseldorf Bild: Reuters

Milliardär Daniel Kretinsky biete zu wenig, erklärt der Düsseldorfer Konzern und rät seinen Aktionären, keine Aktien zu verkaufen.

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          Der tschechische Großinvestor Daniel Kretinsky macht ernst. Über die von ihm kontrollierte Holdinggesellschaft EP Global Commerce will er mit seinem slowakischen Geschäftspartner Patrik Tkac den Düsseldorfer Metro-Konzern übernehmen. Dafür wird den Aktionären ein freiwilliges öffentliches Übernahmeangebot unterbreitet, das den im M-Dax gelisteten Handelskonzern mit rund 5,8 Milliarden Euro bewertet. Das Angebot sieht einen Preis von 16 Euro je Stammaktie vor – gemessen am Kurs von 15,54 Euro bei Handelsschluss am Freitag ist der Aufpreis allerdings nicht sonderlich hoch. Der Metro-Vorstand sieht den Konzern mit diesem Angebot denn auch erheblich unterbewertet.

          Es reflektiere nicht dessen Wertschöpfungsplan, teilte die Gesellschaft am Sonntag mit. Den Aktionären wird geraten, bis zur Veröffentlichung der begründeten Stellungnahme von Vorstand und Aufsichtsrat zum Übernahmeangebot keine Maßnahmen zu ergreifen und keine Aktien an die Bieter zu verkaufen. Im Vergleich zu den vor sich hin dümpelnden Kursen vor dem 24. August vergangenen Jahres beträgt die jetzt gebotene Prämie allerdings mehr als 34 Prozent.

          Damals hatte Kretinsky dem Duisburger Familienunternehmen und Metro-Großaktionär Franz Haniel 7,3 Prozent der Metro-Aktien abgekauft und für die restlichen 15,2 Prozent der Aktien in Haniel-Besitz eine Kaufoption vereinbart. Auch mit der ehemaligen Metro-Schwestergesellschaft Ceconomy wurde zu diesem Zeitpunkt eine Call-Option über deren damals noch rund 9 Prozent an Metro besiegelt. Mit dem potentiellen Zugriff auf mehr als 30 Prozent zeichnete sich das nun erfolgte Übernahmeangebot also schon im vergangenen Sommer ab. EP Global Commerce habe die volle Unterstützung dieser beiden Aktionäre, hieß es.

          Schwieriges Marktumfeld

          Das Metro-Kapital liegt zu knapp 47 Prozent in Streubesitz. Weitere größere Aktionäre sind die Meridian-Stiftung mit rund 14,2 Prozent und die Beisheim-Holding mit 6,6 Prozent. Die Investoren machen kein Hehl daraus, künftig deutlichen Einfluss auf die Strategie und das operative Geschäft zu nehmen. Daher streben sie eine Beteiligungshöhe an, die einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrage mit Metro ermöglicht. Dazu bedarf es einer Hauptversammlungsmehrheit von 75 Prozent.

          METRO AG ST O.N.

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          Metro befinde sich in einem schwierigen Marktumfeld und stehe vor großen Herausforderungen, um den Transformationsprozess einzuleiten, lautet der Befund der in Grünwald bei München residierenden Investmentgesellschaft. Es erfordere die volle operative Kontrolle, wird der avisierte Beherrschungsvertrag begründet. Zwar heißt es, man freue sich auf eine „konstruktive Zusammenarbeit“ mit den Gremien. Für den Vorstand unter Leitung von Olaf Koch dürfte der Wind gleichwohl rauher werden.

          Zentrale soll in Düsseldorf bleiben

          Nach Kochs Bestreben soll sich Metro künftig allein auf das Großhandelsgeschäft konzentrieren. So wurden das Warenhausunternehmen Galeria Kaufhof verkauft und der Einzelhandel mit Konsumelektronik in der börsennotierten Ceconomy-Gruppe verselbständigt. Derzeit laufen Gespräche über den mehrheitlichen Verkauf des China-Geschäfts und die Abgabe der SB-Warenhausgesellschaft Real. Bei letzterem wird exklusiv mit einem Konsortium um den Immobilieninvestor Redos verhandelt. Zwar werden diese Verkaufsabsichten von Kretinsky als „strategisch positiv“ unterstützt. Laut der Nachrichtenagentur Reuters soll es im Fall von Real aber Kritik geben. Demnach sei dessen Firma enttäuscht über den Stand der Transaktion und die im Raum stehenden Bewertungen vor allem der Immobilien.

          Bei den annähernd 150.000 Beschäftigten machen die neuen Metro-Gesellschafter Schönwetter: Man respektiere die Rechte aller Mitarbeiter. Es sei nicht beabsichtigt, die derzeit bestehenden Metro-Märkte in Deutschland und anderen Kernmärkten zu schließen oder Arbeitsplätze in größerem Umfang abzubauen, wird versichert. Auch sei nicht beabsichtigt, bestehende Betriebsvereinbarungen oder Tarifverträge über die Arbeitsbedingungen aufzuheben. Auch soll die Metro-Zentrale in Düsseldorf bleiben. Derzeit betreibt der Konzern rund 770 Großhandelsmärkte in 26 Ländern.

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