Unabhängige Zahlungskanäle : Iran kündigt Kryptowährung an
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Der iranische Rial hat durch die Sanktionen stark an Wert eingebüßt. Bild: AFP
Die Zentralbank von Iran hat die Einführung einer Kryptowährung in Aussicht gestellt. Das digitale Geld soll helfen, amerikanische Sanktionen zu umgehen. Die bisher namenlose Währung soll mit Rial unterlegt sein.
Während der iranische Präsident Hassan Rohani wegen der schlechten Wirtschaftslage immer stärker unter Druck gerät, hat die Zentralbank des Landes die Einführung einer Kryptowährung angekündigt. Das digitale Geld soll helfen, amerikanische Sanktionen zu umgehen, welche die grenzübergreifende Zahlungsabwicklung immer schwieriger machen. Wie der Computerdienst der Zentralbank (ISC) mitteilte, wird die bisher namenlose Währung mit Rial unterlegt sein. Ihr Umfang sei begrenzt, unterliege einer eigenen Blockchain-Struktur und könne außerhalb nicht geschöpft werden. Nach einer Testphase soll das Zahlungsmittel zwischen Banken und Unternehmen zum Einsatz kommen, später auch in der Öffentlichkeit.

Wirtschaftskorrespondent in Berlin
Zuvor hatte Venezuela als erster Staat eine eigene Kryptowährung namens Petro eingeführt. Washington war im Mai aus dem Nuklearabkommen mit Iran ausgeschieden und hatte im August neue Strafmaßnahmen verhängt. Die zunehmende Isolation setzt Irans Wirtschaft stark zu. Arbeitslosigkeit und Inflation sind gestiegen, der Rial hat stark an Wert eingebüßt.
Rohani musste sich für diese Entwicklung am Dienstag vor dem Parlament verantworten. Diese Einbestellung ist selten und zeigt den wachsenden Widerstand gegen die Regierung. Zuvor hatten die Abgeordneten zwei Minister abgesetzt. Anders als erwartet, hat das Parlament zwar nicht die Justiz eingeschaltet, um Versäumnisse der Regierung zu untersuchen. Aber einige Abgeordnete gingen mit Rohani hart ins Gericht. Der konservative Parlamentarier Mojtaba Zolnouri warf dem Präsidenten vor, „Luftschlösser“ errichtet zu haben. Die Regierung habe das Atomabkommen als Erfolg verkauft, dann aber keine Strategie gehabt, als es Donald Trump „mit einem einzigen Fußtritt zerstörte“.
Bundesaußenminister Heiko Maas bekräftigte am Dienstag die Unterstützung von Unternehmen, die trotz amerikanischer Sanktionen weiter mit Iran Geschäfte machen wollen. Die Bundesregierung setze sich derzeit dafür ein, Iran nicht von Swift, dem vorherrschenden Zahlungssystem der Banken, abzukoppeln. Parallel arbeite man daran, von den Vereinigten Staaten unabhängige Zahlungskanäle einzurichten und einen europäischen Währungsfonds zu schaffen. Maas räumte ein, dass dies nicht einfach sei. Er verwies auf eine Rede von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Montag, die zeige, das Deutschland mit diesen Bemühungen nicht alleine sei. Auch in Frankreich wird ein alternatives Zahlungssystem gutgeheißen. Doch es wird schwierig, den Zahlungsverkehr mit dem Iran aufrechtzuerhalten, ohne dass amerikanische Behörden davon etwas mitbekommen.