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Geschäftszahlen : Googles teure Spekulationen auf die Zukunft

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Das Google-Logo am Sitz in London Bild: Reuters

Der Google-Mutterkonzern Alphabet konnte seinen Gewinn deutlich um mehr als sechs Prozent steigern. Aber hohe „Wetten“ auf Zukunftstrends machen die Anleger nervös.

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          Der Google-Mutterkonzern Alphabet hat zum Jahresende dank sprudelnder Werbeeinnahmen im Weihnachtsgeschäft weiter prächtig verdient. Doch dem hohen Gewinn und einem satten Umsatzplus stehen auch kräftig gestiegene Kosten gegenüber. 2018 investierte der Online-Riese mehr als doppelt so viel Geld in seine Infrastruktur wie im Vorjahr. Ziel ist es zwar, auch in Zukunft starkes Wachstum zu liefern. Dennoch bereiten die hohen Ausgaben Anlegern Sorgen.

          Im vierten Quartal steigerte Alphabet den operativen Gewinn verglichen mit dem Vorjahreswert um 6,5 Prozent auf 8,2 Milliarden Dollar (7,2 Mrd Euro), wie der Internetkonzern am Montag nach amerikanischem Börsenschluss mitteilte. Das Nettoergebnis betrug sogar 8,9 Milliarden Dollar, hier war im Vorjahr noch ein großer Verlust wegen einer hohen Abschreibung aufgrund der Steuerreform in Amerika angefallen.

          Der Umsatz legte um 22 Prozent auf 39,3 Milliarden Dollar zu. Damit konnte Alphabet die Erwartungen der Wall Street insgesamt übertreffen. Dennoch geriet die Aktie nachbörslich deutlich ins Minus und büßte zeitweise mehr als drei Prozent ein. Denn noch stärker als das Betriebsergebnis und die Erlöse kletterten die Ausgaben, hier gab es einen Anstieg um über ein Viertel auf 31,1 Milliarden Dollar. 

          Alphabet

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          Mit dem Geld baute Alphabet vor allem sein Cloud- und Youtube-Geschäft aus, das sich noch nicht so stark rentiert wie die Suchmaschine Google. Finanzvorstand Ruth Porat sagte in einem Interview mit Bloomberg TV, dass sie mit einem globalen Anstieg bei den Ausgaben für Anzeigen, Suchanfragen, Youtube und Cloudservices rechne.

          Aber Alphabet lässt sich auch seine Spekulationen auf Zukunftstrends, die getrennt vom Suchmaschinengeschäft der Tochterfirma Google unter der Bezeichnung „andere Wetten“ geführt werden, immens viel Geld kosten. Der operative Quartalsverlust der Sparte, zu der beispielsweise der Roboterwagen-Entwickler Waymo zählt, wurde um über 77 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar ausgeweitet. Dabei stiegen die Erlöse hier lediglich um 17 Prozent an und trugen mit 154 Millionen Dollar nach wie vor kaum nennenswert zum Gesamtumsatz des Konzerns bei.

          Bislang spielt Googles Werbegeschäft mit rund 86 Prozent weiterhin den Großteil der Erlöse des Konzerns ein. Zwar hatte Google-Chef Sundar Pichai die jüngste Hardware-Generation als „unsere beste“ bezeichnet, doch bei den Verbrauchern kommen Produkte wie das Pixel-Smartphone schlecht an. Alphabet setzt denn auch zunehmend auf Alternativen wie den boomenden Markt für Cloud-Services mit Speicherplatz und IT-Diensten im Netz. Um hier nicht von den Rivalen Amazon und Microsoft abgehängt zu werden, fließt viel Geld etwa in Datenzentren und andere Tech-Infrastruktur. Das trug 2018 zu einem massiven Anstieg der Investitionsausgaben um 102 Prozent auf 25,1 Milliarden Dollar bei. 

          Alphabets Umsatz wuchs im vergangenen Geschäftsjahr um 23 Prozent auf 136,8 Milliarden Dollar. Der Überschuss stieg von 12,7 Milliarden auf 30,7 Milliarden Dollar. Finanzchefin Ruth Porat freute sich über das starke Wachstum und kündigte zugleich an, angesichts „großartiger Gelegenheiten“ auch künftig „fokussierte Investitionen“ in Talente und Infrastruktur zu tätigen, um Nutzern, Werbekunden und Partnern weltweit weiter „außergewöhnliche“ Produkte zu liefern. In einer Konferenzschalte mit Investoren versicherte sie nach Vorlage der Bilanz aber, die Ausgaben aufmerksam im Blick zu behalten.

          Am Jahresende beschäftigte Alphabet 98.771 Mitarbeiter, 23 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Den größten Zuwachs an Personal verzeichnete die Cloud-Sparte. Die liquiden Mittel und sonstigen kurzfristigen Positionen von Alphabet beliefen sich Ende 2018 auf 109,14 Milliarden Dollar. Die Messlatte, Geld für eine Firmenübernahme auszugeben, liege aber sehr hoch, sagte Google-Chef Pichai bei der Vorlage der Geschäftszahlen. „Wir wägen immer Möglichkeiten ab. Aber mir geht es darum, etwas passendes zu finden und nicht etwas bestimmtes zu erzwingen.“ Medienberichten zufolge stand Alphabet in der Vergangenheit schon mit dem Snapchat-Konzern Snap und Twitter in Gesprächen. 

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