Kleinanleger gegen Hedgefonds : Gamestop-Investor Melvin Capital macht Milliarden-Verluste
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Eine Filiale der Einzelhandelskette für Computerspiele Gamestop in New York Bild: Reuters
Wegen des Kaufansturms der Kleinanleger auf die Gamestop-Aktie erleidet der Großinvestor Melvin Capital Milliardenverluste. Demonstranten an der Wall Street fordern derweil eine stärkere Kontrolle von Banken und Hedgefonds.
Der beim Videospiele-Händler Gamestop von Kleinanlegern ausgetrickste Hedgefonds Melvin Capital hat im Januar einem Insider zufolge mehr als die Hälfte seines Vermögens verloren. Das von Melvin Capital investierte Vermögen, das sich zu Jahresbeginn auf 12,5 Milliarden Dollar belaufen habe, habe sich bis Monatsende um 53 Prozent reduziert, sagte eine mit den Zahlen vertraute Person.
Aufgrund der Kapitalspritze von 2,75 Milliarden Dollar, mit der die Hedgefonds Point72 und Citadel ihren Partner vor dem Zusammenbruch gerettet hatten, habe Melvin Capital den Januar mit einem Vermögen von mehr als acht Milliarden Dollar abgeschlossen.
Beim Leerkauf verspekuliert
Melvin Capital hatte mit Leerverkäufen auf einen fallenden Kurs der Gamestop-Aktie gesetzt und sich damit verspekuliert. Denn weil Kleinanleger sich im Internet zu einem Kaufansturm verabredeten, stieg der Aktienkurs, so dass Melvin Milliardenverluste hinnehmen musste.
Für Leerverkäufe leihen sich Investoren Aktien und verkaufen diese in der Erwartung, sie später billiger zurückkaufen zu können, um sie dann an die regulären Inhaber zurückzugeben. Auf der Kursdifferenz basiert ihr Gewinn. Wenn die Wette jedoch schiefgeht und der Kurs steigt, ist ein Leerverkäufer gezwungen, die Aktien um jeden Preis zurückzukaufen.
Am Sonntag haben nach den Kurskapriolen an der New Yorker Börse indes Dutzende Menschen auf der Wall Street für eine stärkere Kontrolle von Banken und Hedgefonds durch die Politik demonstriert. „Spekulanten knöpfen uns Milliarden ab“, sagte Gavin Wax, Chef der Gruppe „New York Young Republicans“, die den Protest organisiert hatte, in einer Ansprache. „Sie machen, was sie wollen, und müssen keine Konsequenzen fürchten.“
Die „New York Young Republicans“ sind eine Nachwuchsorganisation der Republikanischen Partei. Ihre Aktion sollte an die „Occupy Wall Street“-Märsche – auf Deutsch: „Besetzt die Wall Street“ – im Herbst des Jahres 2011 erinnern. Damals zogen Tausende Menschen durch das Finanzviertel im Süden Manhattans und forderten von der amerikanischen Regierung eine strengere Aufsicht über die Bankenindustrie.
Auslöser des Protests unter dem Motto „Re-Occupy Wall Street“ war ebenfalls die Aufregung um die Aktien des Videospielhändlers Gamestop: Der von den Reddit-Usern vornehmlich genutzte Online-Broker Robinhood blockierte am Donnerstag Käufe der Gamestop-Aktie in seiner App und ließ nur noch Verkäufe zu, was einen Sturm der Entrüstung auslöste. Die Kleinanleger fühlten sich ausgebremst und gegenüber den Wall-Street-Investoren benachteiligt. Nachdem ein Kunde in New York eine Klage einreichte, kündigte Robinhood an, die Handelsbeschränkungen wieder zu lockern.