Nebenwerte : Fünf starke Neuzugänge im M-Dax
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Messplatz für Siliciumwafer von Siltronic in Freiberg. Bild: dpa
Der M-Dax wird größer. Künftig wird die zweite Börsenliga 60 Mitglieder haben. Wir präsentieren die interessantesten Neulinge.
Spannender als die Telekom
Der Telekommunikationsanbieter United Internet und seine Tochtergesellschaft 1&1 Drillisch sind der Favorit der Analysten unter den Neulingen im M-Dax. 65 Prozent der professionellen Beobachter empfahlen in den vergangenen 30 Tagen United zum Kauf, bei Drillisch sogar 71 Prozent. Dabei haben beide Aktien in diesem Jahr ihren Anlegern kräftige Kursverluste eingebrockt. Das sei übertrieben gewesen, urteilen viele Analysten. Die Aktien seien nun günstig zu haben.
Beide Unternehmen wollen sich zum Konkurrenten der Platzhirsche Telekom und Vodafone im Internet- und Handymarkt entwickeln. Geplant ist eine Teilnahme an der Versteigerung von Lizenzen für den schnellen Mobilfunkstandard 5G. Die beiden würden damit erstmals Netzbetreiber. Zudem wollen sie mit der Telekom zusammen den Glasfaserausbau vorantreiben. Auf allen Telekommunikationsaktien lastet allerdings der hohe Preiskampf, der weiter andauern dürfte und den Kursrutsch ausgelöst hatte. Beide Unternehmen haben zwar günstige Aktien, sind aber in einem schwierigen Markt aktiv.
Reich werden mit Medikamenten
Wer ein neues Arzneimittel auf den Markt bringt, kann damit reich werden. Doch der Weg dahin ist teuer und riskant – die Hoffnungen auf neue Wirkstoffe zerschlagen sich oft im Lauf ihrer Erprobung an Patienten. Das überfordert die meisten Start-ups. Das Hamburger Biotech-Unternehmen Evotec, das mit 71 Prozent Kaufempfehlungen in den vergangenen 30 Tagen zu den Favoriten der Analysten gehört, hat einen Ausweg aus diesem Dilemma gefunden.
Die Firma treibt ihre eigenen Forschungsprojekte zur Therapie von Diabetes, Krebs und anderen Leiden seit einiger Zeit nur noch zusammen mit größeren Pharmakonzernen wie Bayer und Sanofi voran, für den Erfolgsfall sind Umsatzbeteiligungen vereinbart. Außerdem hat Evotec ein zweites Standbein aufgebaut: Das Unternehmen übernimmt Forschungsaufträge von Kunden aus der Pharmabranche, aber auch für die Wissenschaft. Die Kombination hat sich als einträgliches Geschäftsmodell erwiesen: Innerhalb von vier Jahren hat sich der Umsatz auf rund 260 Millionen Euro vervierfacht, der Jahresüberschuss lag zuletzt bei 24 Millionen Euro.
Verdienen mit der Cloud
Was genau macht ein IT-Systemanbieter? Mit dieser Frage sollten sich Anleger beschäftigen, wenn sie eine Aktie kaufen wollen, die bei Analysten derzeit sehr populär ist: 50 Prozent der Experten raten zur Aktie des Unternehmens Bechtle aus Neckarsulm. Bechtle berät insbesondere mittelständische Firmen beim Aufbau sogenannter IT-Systeme. Das Unternehmen hilft bei der Auswahl der richtigen Computer sowie der passenden Software und errichtet ganze Rechenzentren. Auch Cloud-Computing, also das Anbieten von Speicherplatz über das Internet, gehört zum Geschäft.
Bechtle verdient seit Jahren gut am großen Trend der Digitalisierung, Umsatz und Gewinn wachsen üblicherweise zweistellig. Der Vorstandsvorsitzende Thomas Olemotz, seit 2009 im Amt, erhält von den Analysten exzellente Noten, zahlreiche Zukäufe kleinerer Konkurrenten hat er gekonnt vollzogen. Einziger Wermutstropfen: Legt man die erwarteten Gewinne für 2019 zugrunde, ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 23,5 nicht gerade billig.
Ein Hoch auf die Halbleiter
Die Aktie von Siltronic hatte 2017 ihren großen Auftritt. Ihr Kurs hat sich mehr als verdoppelt. Seit August schwächelt sie. Analysten deuten das als Verschnaufpause nach dem Anstieg. Denn die Aussichten sind gut. Siltronic ist Nummer vier der Welt unter den Herstellern von Wafern, aus denen Computerchips produziert werden. Es beliefert alle wichtigen Hersteller und hat sich ein Image als zuverlässiger Produzent erarbeitet.
Seit Ende 2016 hat Siltronic jedes Quartal die Umsätze zweistellig gesteigert und die Profitabilität auf ein Rekordniveau heben können. Dabei helfen voll ausgelastete Werke und steigende Verkaufspreise. Es wird erwartet, dass die Preise wegen der hohen Nachfrage und der begrenzten Produktionskapazitäten weiter steigen werden. Neue Industriedaten aus Japan zeigten einen höheren Absatz der Branche. Nach überraschend guten Zahlen zum zweiten Quartal wird erwartet, dass Siltronic im Oktober den Ausblick für die kommenden Monate weiter anhebt. Nach dem jüngsten Kursrutsch ist die Aktie für viele Analysten günstig geworden.
Profitieren vom Immobilienboom
Alstria Office ist ein besonderer Neuling im M-Dax. Das auf deutsche Büroimmobilien konzentrierte Unternehmen ist das einzige, das aktuell den Aufstieg aus dem S-Dax in den Index der mittelgroßen Werte geschafft hat. Vom 24. September an wird Alstria das siebte Immobilienunternehmen im M-Dax sein. Der Hamburger Anbieter ist zwar kein so großer Börsenstar wie die Wohnimmobilienkonzerne. Alstria profitiert aber davon, dass auch der deutsche Büromarkt solide wächst.
Die Analysten heben hervor, dass die Firma mit ihren 116 Bürogebäuden in Spitzenlagen deutscher Großstädte weniger vom Konjunkturzyklus abhängig sei als ihre Wettbewerber. Das Management hat seine Prognose für das laufende Jahr angehoben, vor allem wegen steigender Mieten und Neuakquisitionen, und will weiter expandieren. Alstria ist für Anleger auch interessant, weil es zu den sogenannten Reits (Real Estate Investment Trusts) gehört, einer speziellen Art von Immobilen-AG, die sich durch vergleichsweise hohes Eigenkapital sowie hohe Ausschüttungen – die Dividendenrendite beträgt rund 4 Prozent – auszeichnet.