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Neuer Aufsichtsratsvorsitz : Fosun verschärft Kontrolle über Tom Tailor

Tom Tailor kämpft in schwerer See mit dem Großaktionär. Bild: dpa

Das Verhältnis zwischen dem Management der Modekette Tom Tailor und dem Großaktionär Fosun war in jüngster Zeit nicht ungetrübt. Nun aber verschärfen die Chinesen die Kontrolle.

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          Die deutsche Modebranche befindet sich seit einiger Zeit, scheint es, im Ausverkauf. Ausländische Investoren übernehmen die Kontrolle über ein Unternehmen nach dem anderen.

          Martin Hock
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Das gilt auch für die Handelskette Tom Tailor. Diese vermeldete am Mittwochmorgen, das ihr  Aufsichtsratsvorsitzender, Thomas Tochtermann, spätestens zum 25. Juni zurücktreten wird. Diese Entscheidung sei „auf Bitten“ des Großaktionärs Fosun erfolgt.

          In der „derzeitigen Sondersituation der Gesellschaft“ strebe Fosum eine stärkere Repräsentanz im Aufsichtsrat an und habe dies zur Voraussetzung für seine weitere Teilnahme an Finanzierungsgesprächen gemacht.

          Tochtermann soll das bisherige Aufsichtsratmitglied Junyang Shao nachfolgen, für die dann Michael Chou, Finanzvorstand der Fosun Fashion Group in den
          Aufsichtsrat nachrücken soll.

          Es wurde kein Wertpapier gefunden!

          Er bedauere den Rücktritt Tochtermanns und danke diesem für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und kompetente Begleitung, wird der Vorstandsvorsitzende Heiko Schäfer zitiert.

          Interessant ist die Wortwahl der Meldung. Einerseits ist von „Bitten“ die Rede, andererseits von einer „Bedingung“, was doch letztlich einen gewissen Widerspruch darstellt. Wer Bedingungen stellt, bittet nicht, er fordert.

          Es zeigt, dass wie schon bei anderen Mode-Unternehmen zuvor, auch die Zusammenarbeit zwischen dem chinesischen Investor und dem deutschen Unternehmen nicht eben reibungslos vonstatten geht. Das ist zwar in vergleichbaren Fällen wohl auch selten der Fall. Aber das es so kaum verhohlen nach außen dringt, sagt auch schon eine ganze Menge.

          Widersprüchliches Bild

          Fosun hatte sich in den jüngsten Verhandlungen mit Banken zuletzt unwillig gezeigt, einen Finanzierungsbeitrag zu leisten. Auch das ist dem Vernehmen nach kein Einzelfall. Auch bei anderen Mode-Unternehmen sollen ausländische Investoren zugesagte Finanzierungsbeiträge nicht erbringen zu  wollen oder zu können.

          Auch hinsichtlich der geplanten Übernahme ergibt sich ein ähnlich widersprüchliches Bild. Im Februar bot Fosun den Tom-Tailor-Aktionären mit 2,26 Euro je Aktie knapp fünf Prozent mehr als den aktuellen Kurs an und legte später noch einmal ganze 5 Cent oder 2 Prozent drauf. Doch da lag der Kurs schon 5 Prozent über dem Angebotspreis. Gleichzeitig wurde das Angebot an keinerlei Bedingungen geknüpft, insbesondere nicht an das Erreichen einer Mindestannahmeschwelle. Zudem erklärte Fosun, das Angebot ziele nicht darauf ab, unmittelbar und mittelbar mehr als 50 Prozent an Tom Tailor zu erwerben.

          Damals hieß es, der Investor beabsichtige keine Veränderungen mit Blick auf Geschäftstätigkeit, Standorte und Mitarbeiter, wolle keinen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrags und keinen Squeeze-out. Wenn etwas zu schön ist, um wahr zu sein, ist es das meist auch nicht.

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