Neue Anleihen : EU und Banken bieten in Euro nur geringe Renditen
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Euro-Skulptur: Die europäische Gemeinschaftswährung wirft meist nur wenig Zinsen ab. Bild: Laila Sieber
Für Anleger gibt es höhere Zinsen nur gegen die Inkaufnahme höherer Risiken. Unsere Tabelle mit Frendwährungsanleihen und Euro-Anleihen erstklassiger Schuldner wie KFW, EIB, Rentenbank und EBRD zeigt dies.
Viele Großanleger müssen sich am Anleihemarkt mit wenig zufriedengeben. Die zweite Welle von Anleihen, die von der EU-Kommission zur Finanzierung ihres 750 Milliarden Euro schweren Wiederaufbaufonds nun auf den Markt geworfen wurde, ist dafür ein gutes Beispiel. Für die zwei EU-Anleihen mit Fälligkeit im Jahr 2026 und im Jahr 2051 gaben Anleger zusammen Kaufaufträge für 130 Milliarden Euro ab. Eine ganze Armada aus beratenden Banken, darunter federführend Crédit Agricole, Deutsche Bank, J.P. Morgan, Unicredit und Goldman Sachs, sorgte dafür, dass die EU nur 15 Milliarden Euro aufnahm. Das knappe Angebot drückte die Einstiegsrenditen für die Anleger: Sie betrugen 0,73 Prozent für die 30 Jahre laufende Anleihe mit 0,7 Prozent Kupon und minus 0,34 Prozent für die in fünf Jahren fällige Anleihe mit Null-Prozent-Kupon.
Die zweite EU-Emission zeigt: Die Gemeinschaft aus 27 Mitgliedsstaaten muss für die Schuldenaufnahme etwas mehr zahlen als Deutschland. Die dreißig Jahre laufende Bundesanleihe rentiert derzeit mit rund 0,3 Prozent – rund 0,4 Prozentpunkte niedriger als die EU-Anleihe, bei fünfjähriger Fälligkeit beträgt der EU-Aufschlag gut 0,2 Prozentpunkte. Aber in keinem Fall gelingt Anlegern, die diese Anleihen bis Fälligkeit halten, damit ein Ausgleich der Inflation, die derzeit für eine Geldentwertung von 2 Prozent jährlich sorgt.
Hohe Renditen bringen hohes Risiko mit sich
Der Ausweg für Anleger, die nach mehr Rendite streben, weist unweigerlich zu mehr Risiko. Man kann sein Geld bonitätsschwächeren Schuldnern leihen oder Zins und Rückzahlung nicht in Euro, sondern in einer anderen Währung vereinbaren. Dann wird die Höhe der Rückflüsse unsicherer, und für das Eingehen dieser Risiken gibt es zumindest in der Theorie höhere Renditen. Eine ganze Reihe deutscher Banken bekam von der Ratingagentur S&P vor Kurzem eine höhere Risikoeinstufung verpasst, darunter der genossenschaftliche Bankensektor mit seinem Spitzeninstitut DZ Bank sowie die hessische Sparkassengruppe mit der Landesbank Hessen-Thüringen. Die genossenschaftliche Kirchenbank Liga aus Regensburg und die Landesbank Baden-Württemberg, die ihre Bonität nicht von S&P bewerten lassen, mussten für ihre Schuldenaufnahme in Euro anschließend nur Kupons von 0,65 Prozent und 0,25 Prozent bieten.
An den neuen Anleihen der LBBW sieht man indes, dass in anderen Währungen höhere Zinsen möglich sind: in australischen Dollar 1 Prozent, in norwegischen Kronen 1,3 Prozent. Allerdings: Zins und vor allem die volle Rückzahlung der Anleihe erfolgen eben in der anderen Währung, deren Kurs zum Euro schwankt. Wertet die Anleihewährung auf, erhält der Geldverleiher sogar mehr, wertet sie ab, bekommt er in Euro gerechnet weniger zurück. Dieses Währungsrisiko wird, je schwankungsanfälliger und vor allem je schwächer eine Währung zu sein scheint, mit höheren Zinsen vergütet – zumindest in der Theorie. Die neuen Anleihen der in der Schuldnerqualität erstklassigen staatlichen Förderbanken aus Asien, von KfW, Rentenbank, Osteuropabank (EBRD) und Europäischer Investitionsbank (EIB) in Euro und eben Währungen wie Hongkong-Dollar, rumänischem Leu und ukrainischer Griwna zeigen den Zusammenhang: Hohe Zinsversprechen gibt es nur für die Inkaufnahme hoher Währungsrisiken.