Versorger : RWE erhöht Kapital
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Kohlekraftwerk von RWE Bild: AFP
Der Stromkonzern RWE hat mit einer Kapitalerhöhung brutto zwei Milliarden Euro eingenommen. Die angebotenen Aktien seien für 32,55 Euro je Stück verkauft worden.
Der Energiekonzern RWE hat sich binnen weniger Stunden zwei Milliarden Euro frisches Geld für den Ausbau des Geschäfts mit Erneuerbaren Energien besorgt. Eine Kapitalerhöhung um 61,5 Millionen Aktien - das sind zehn Prozent des Grundkapitals - sei bei institutionellen Investoren plaziert worden, teilte RWE am Dienstagabend mit.
Der Preis lag mit 32,55 Euro fünf Prozent unter dem Xetra-Schlusskurs von 34,24 Euro und am unteren Ende der von den begleitenden Banken festgesetzten Spanne. Im späten Handel hatte die Aktie des Essener Konzerns bereits gut vier Prozent eingebüßt.
Mit einem Teil der Einnahmen will RWE den Kauf von Windpark-Projekten vom Windturbinenbauer Nordex refinanzieren. RWE hatte Ende Juli angekündigt, Projekte in einem Volumen von 2,7 GW für rund 400 Millionen Euro von Nordex zu übernehmen.
Den restlichen Erlös will RWE in den zusätzlichen, kurzfristigen Ausbau des Portfolios an Erneuerbare Energien, in die Weiterentwicklung der Projektpipeline und in weiteres Wachstum stecken. Die Pläne gingen über das Ziel hinaus, bis Ende 2022 die installierte Leistung auf mehr als 13 Gigawatt (GW) zu erhöhen und rund fünf Milliarden Euro in Erneuerbare Energien zu investieren.
Für die lange Zeit als Kohle-Dino verschriene RWE zahlt sich der beschlossene Abschied von Atom und Kohle und der Wandel zum Ökostrom-Erzeuger immer mehr aus. Im ersten Halbjahr steigerten die Essener den bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 18 Prozent auf 1,8 Milliarden Euro. Doch der Konkurrenzkampf im Geschäft mit Strom aus Wind, Sonne oder Wasser nimmt zu. Immer mehr Firmen, darunter Öl-Multis wie BP, drängen in den Markt für Erneuerbare Energien und lassen die Preise steigen.
Der Aktienkurs zeigt sich am Mittwoch davon wenig bewegt. Die Kapitalerhöhung komme überraschend, sollte von Investoren aber positiv aufgenommen werden, sagte Analyst John Musk von der Bank RBC. Die gestärkte Bilanz werde für mehr Wachstum und größere Flexibilität sorgen. Mit dem frischen Geld könne RWE die jüngst von Nordex übernommenen Projekte rascher umsetzen und zugleich das eigene Portfolio an Erneuerbaren Energien ausbauen. Die neuen Papiere seien am Vorabend in nur 30 Minuten gezeichnet worden.
Die Investmentbank Goldman Sachs beließ die Einstufung für RWE auf "Conviction Buy List" mit einem Kursziel von 38,50 Euro. Sollte der Energiekonzern mit dem eingenommenen Geld seine Kapazitäten, gerechnet auf die kommenden zehn Jahre, jährlich um rund 500 Megawatt erhöhen, dann könnte RWE damit rund zwei Milliarden Euro zusätzlichen Wert schaffen, schrieb Analyst Alberto Gandolfi in einer am Mittwoch vorliegenden Studie. Dies entspräche zusätzlichen 3 Euro je RWE-Aktie.