Staaten, Firmen, Banken : Ein Schuldenberg von 233 Billionen Dollar
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Die öffentliche Schuldenuhr des Bundes der Steuerzahler im Dezember – seit Jahresbeginn läuft sie erstmals rückwärts! Bild: dpa
Die Verschuldung in der Welt wächst weiter. Doch es gibt auch eine erfreuliche Nachricht!
Wie viel sind 233 Billionen Dollar? Eine Billion hat zwölf Nullen und setzt sich aus 1000 Milliarden zusammen. Diese für den einzelnen unvorstellbare Summe steht für den Schuldenberg auf der Welt. Auf 233 Billionen Dollar beziffert das Institute of International Finance (IIF), der Weltbankenverband, die Schulden aller Staaten, Unternehmen, Banken und Haushalte zum Ende des dritten Quartals 2017. Damit sind nach den Berechnungen des IIF die Schulden zwischen Januar und Ende September 2017 um 16,5 Billionen Dollar gestiegen.
Doch gleichzeitig hat sich die Schuldentragfähigkeit verbessert, weil auch die Wirtschaft gewachsen ist. Das Verhältnis der Schulden zur wirtschaftlichen Leistung, dem Bruttoinlandsprodukt (BIP), belief sich zum Stichtag 30. September 2017 auf 318 Prozent gegenüber 321 Prozent zwölf Monate zuvor. Neben dem Wachstum nennt das IIF auch die steigende Inflation wie zum Beispiel in China oder der Türkei sowie die ebenfalls in China ergriffenen Maßnahmen gegen die Schuldenblase als weitere Ursachen für die verbesserte Schuldenquote.
Seit Finanzkrise um 56 Billionen Dollar gestiegen
Die meisten Verbindlichkeiten weisen die Unternehmen mit 68 Billionen Dollar auf. Danach folgen die Staaten mit 63 Billionen Dollar vor den Banken und anderen Finanzdienstleistern mit 58 Billionen Dollar. Die Haushalte haben sich mit 44 Billionen Dollar verschuldet. Die Verschuldung in den Schwellenländern, von denen China mit Abstand die wichtigste Volkswirtschaft darstellt, nahm in den ersten neun Monaten 2017 um 11 Prozent auf 62 Billionen Dollar zu. In den Industrieländern stiegen die Schulden um knapp 8 Prozent auf 172 Billionen Dollar.
Die Bank der Zentralbanken, die in Basel ansässige Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ), hat in der Vergangenheit regelmäßig die Schuldenblase der Weltwirtschaft scharf kritisiert. In den vergangenen 20 Jahren hat sich die Schuldenlast fast vervierfacht. Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass die Verbindlichkeiten des einen die Forderungen des anderen sind. Der Anstieg der Schulden geht also einher mit höheren Geldvermögen. Aber die Überschuldung kann zu Kreditausfällen führen und damit diese Vermögen vernichten, wenn die Forderungen abgeschrieben werden müssen. Das Beispiel Griechenland hat gezeigt, dass selbst Forderungen gegenüber Euroländern zu Ausfällen führen können.
Die vom IIF verwendeten Zahlen und Schuldenquoten zum BIP fallen deutlich höher aus als zum Beispiel in den Statistiken der Europäischen Kommission. Das IIF nennt für den Euroraum eine Schuldenquote von 104 Prozent, während die Kommission 90 Prozent ausweist. Der Bankenverband IIF verwendet für seine Schuldenstudie Zahlen der BIZ, die sich auf den Marktwert beziehen. Diese Schulden können zum Beispiel für den deutschen Staat höher ausfallen als der Nominalwert. Die BIZ nennt für Ende Juni 2017 einen Marktwert der deutschen Staatsschulden von 2,6 Billionen Dollar gegenüber einem Nominalwert von 2,4 Billionen Dollar. Während die Schuldenquote zum Nominalwert 66 Prozent des BIP beträgt, steigt sie zum Marktwert auf 72 Prozent. Doch der Marktwert der Schulden dürfte den Bundesfinanzminister nur am Rande interessieren. Denn der Nominalwert spiegelt die zu tilgende Schuldenlast wider.
Auf der anderen Seite gibt es auch Schuldner, deren Kreditwürdigkeit sich verschlechtert hat und deren Schulden am Markt mit einem Kursabschlag gehandelt werden. Dazu können Unternehmen wie der angeschlagene Möbelkonzern Steinhoff zählen. Dessen in drei Jahren fällige Anleihe wird gegenwärtig nur noch mit 63 Prozent des Nominalwerts gehandelt. Deshalb gibt es Befürworter wie das IIF, die den Marktwert der Schulden für aussagekräftiger halten.
Die Weltfinanzkrise vor zehn Jahren wird immer wieder mit der Schuldenblase in Zusammenhang gebracht. Auch die Anleihekäufe und extrem lockere Geldpolitik der Notenbanken wird darauf zurückgeführt, den Abbau der Schuldenlast abzufedern. Laut IIF sind die Schulden seit der Finanzkrise um 56 Billionen Dollar gestiegen. Unternehmen haben seitdem um 26 Billionen Dollar mehr Verbindlichkeiten und Haushalte um 9 Billionen Dollar. Nach Ansicht des internationalen Bankenverbandes kann die hohe Schuldenlast das Tempo der geldpolitischen Straffung bremsen und die Notenbanken zu einem vorsichtigen, das Wachstum nicht beeinträchtigenden Vorgehen zwingen.