Deutscher Aktienmarkt : Banken verdienen im Investmentbanking weniger
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Die Anzeigetafel der 30 Dax-Konzerne im Handelssaal der Frankfurter Wertpapierbörse. Bild: dpa
Der deutsche Aktienmarkt koppelt sich auf verblüffende Weise von Trends der internationalen Kapitalmärkte ab. Die Aktienkurse entwickeln sich schlechter, Börsengänge florieren.
Der deutsche Aktienmarkt koppelt sich auf verblüffende Weise von Trends der internationalen Kapitalmärkte ab. Auf der einen Seite entwickeln sich hierzulande die Aktienkurse schlechter: Der Dax hat seit einem Jahr 6 Prozent, seit Januar sogar fast 10 Prozent verloren; dagegen steht der amerikanische Index Dow Jones fast 20 Prozent höher als vor einem Jahr. Auf der anderen Seite floriert gegen den globalen Trend das Geschäft mit Börsengängen, Kapitalerhöhungen und Unternehmenskäufen. Das lässt die Kassen der Investmentbanker klingeln, die für ihre Beratung fürstlich entlohnt werden.
Während die Banken auf der ganzen Welt in den ersten neun Monaten des Jahres 2018 nach Daten von Refinitiv (vormals Thomson Reuters) mit 76,6 Milliarden Dollar (67 Milliarden Euro) 5 Prozent weniger Gebühren im Investmentbanking einstrichen als in der entsprechenden Vorjahresperiode, verdienten sie auf dem deutschen Markt mit gut 2 Milliarden Dollar rund 4 Prozent mehr. Gebührentreiber sind hier vor allem Unternehmenskäufe. Das Volumen der Deals mit deutscher Beteiligung kletterte– etwa durch den Kauf des amerikanischen Telekomkonzerns Sprint durch T-Mobile für fast 59 Milliarden Dollar und durch den Verkauf der RWE-Tochtergesellschaft Innogy an den Versorger Eon für rund 39 Milliarden Dollar – um rund 140 Prozent auf 220 Milliarden Dollar. Führend ist hierzulande die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs, die bei 16 Transaktionen beriet. Die Deutsche Bank belegte mit 13 Transaktionen Platz zwei der Kapitalmarktberater.
Betrachtet man alle Kapitalmarkttransaktionen auf der Welt, liegt in diesem Jahr die amerikanische Investmentbank JP Morgan mit Gebühreneinnahmen von 5,5 Milliarden Dollar vorn, gefolgt wie im Vorjahr von Goldman Sachs. Mehr als 10 Prozent weniger verdienten die amerikanischen Banken Citi und Bank of America sowie die britische Barclays. Die Deutsche Bank nahm im Investmentbanking in den ersten neun Monaten 7 Prozent weniger ein und liegt auf Rang acht.
Der Deutschen Bank hilft der robuste heimische Kapitalmarkt. In der kommenden Woche werden zwei weitere Unternehmen Börsendebüts feiern – darunter mit Knorr-Bremse möglicherweise der größte des Jahres. Am Freitag zahlten Anleger im von Onvista organisierten vorbörslichen Handel zwischen 83,50 und 85,50 Euro für eine Knorr-Bremse-Aktie. Das deutet auf eine hohe, aber nicht überschäumende Nachfrage hin. Knorr Bremses Emissionsvolumen könnte bis zu 4,2 Milliarden Euro erreichen, wenn alle angebotenen Aktien zum höchsten Kurs der von 72 bis 87 Euro reichenden vorbörslichen Preisspanne plaziert werden sollten. Nur dann würde diese Emission die von Siemens Healthineers erreichen. Die Medizintechniksparte von Siemens hatte im März mit 4,2 Milliarden Euro so viel erlöst wie bisher kein anderer deutscher Börsenneuling in diesem Jahr.
Richtig rund läuft offenbar der deutlich kleinere Börsengang von Westwing. Der Online-Anbieter von Möbeln, Textilien und Accessoires hat die Angebotsfrist verkürzt und bietet seine Aktien zur Zeichnung nur noch bis Montag an. Die Preisspanne wurde am oberen Ende auf 26 bis 29 Euro verengt. Dies deutet auf großes Anlegerinteresse hin. Knorr-Bremse und Westwing wären die Börsenneulinge 13 und 14 in diesem Jahr. So einen Boom mit Börsengängen gab es in Deutschland zuletzt am Neuen Markt vor 18 Jahren.