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Schweizer Großbank : Credit Suisse schockt die Börse – bis zu 31 Prozent Kursverlust

  • Aktualisiert am

Die Schweizer Großbank Credit Suisse steht unter Druck. Nun verliert auch der Aktienkurs deutlich. Bild: EPA

Wiederholt kommt es zu einem automatischen Handelsstopp der Papiere des krisengeplagten Geldhauses, um Schlimmeres zu verhindern. Und auch die Kurse anderer Großbanken fallen deutlich.

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          Nächster Bankenalarm an der Börse: Der Aktienkurs der Credit Suisse hat sich im Handelsverlauf um bis zu 31 Prozent vermindert und wiederholt zu einem Handelsstopp für die Aktien der Großbank an der Schweizer Börse SIX geführt. Eine Suspendierung des Börsenhandels wurde indes nicht beantragt. Dies sagte ein SIX-Sprecher auf Anfrage: „Das ist nicht der Fall.“

          Der Handel wird von der Börse automatisch gestoppt, wenn ein angefragter Kurs um mehr als 1,5 Prozent von der zuletzt ausgeführten Notierung abweicht. Die Pause kann bis zu fünf Minuten betragen. Mit der Maßnahme soll ein sogenannter Flash-Crash verhindert werden.

          Der Wert der Credit-Suisse-Anteile stürzte am Vormittag erstmals unter zwei Franken ab. Danach weiteten sich die Kursverluste dramatisch aus. Am Nachmittag grenzten sie ihre Verluste dann auf einem Niveau von minus 11 Prozent ein. Gleichzeitig verteuerten sich die Absicherungen gegen Zahlungsausfälle bei Anleihen der Bank wieder: Fünfjährige Kreditausfallversicherungen für Schuldpapiere, sogenannte Credit Default Swaps (CDS), stiegen auf ein Rekordhoch von 574 Basispunkten, wie Daten von S&P Market Intelligence zeigten. Das bedeutet, dass ein Anleger 574.000 Euro bezahlen muss, um Anleihen im Volumen von 10 Millionen Euro zu versichern.

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          Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat nach dem Kursabsturz der Credit Suisse eine Stellungnahme zur Lage der Großbank abgelehnt. Der größte Anteilseigner, die Saudi National Bank, hatte erklärt, dass er der Credit Suisse kein weiteres Geld zur Verfügung stellen könne, weil aus aufsichtsrechtlichen Gründen eine Beteiligung von mehr als 10 Prozent nicht möglich sei.

          Deutsche Bank unter Druck

          Infolge des Kursrutsches der Credit Suisse verminderten sich auch die Börsenwerte anderer Großbanken deutlich, zumal sie in den vergangenen Tagen schon durch die Turbulenzen rund um die Insolvenz der amerikanischen Sillicon Valley Bank (SVB) unter Druck geraten waren. Die Titel der Deutschen Bank und der Commerzbank verloren zeitweise rund 8 beziehungsweise 10 Prozent im Kurs. Der deutsche Standartwertindex Dax gab um bis zu 3,5 Prozent auf 14.703 Punkte nach. Später lag der Index noch 2,5 Prozent im Minus. Das europäische Pendant, der Euro Stoxx 50, büßte bis zu 3,9 Prozent auf 4018 Punkte ein. „Die Themen sind noch nicht ausgestanden“, sagte ein Händler mit Blick auf die Furcht auch vor den Folgen des Zusammenbruchs der amerikanischen Silicon Valley Bank. Der europäische Bankenindex büßte mehr als sechs Prozent ein.

          Der rasche Anstieg der Zinssätze hat es für einige Unternehmen schwieriger gemacht, die von den Banken aufgenommenen Kredite zurückzuzahlen oder zu bedienen, was die Gefahr von Verlusten für die Kreditgeber erhöht, die sich zugleich Sorgen über eine Rezession machen. Zudem haben die Anleihebestände in den Bilanzen wegen der kräftigen Zinserhöhungen der Zentralbanken an Wert verloren, sodass die Institute Verluste machen, wenn sie die Papiere vor der Endfälligkeit verkaufen.

          Nach dem Zusammenbruch der SVB und einer weiteren US-Bank in der vergangenen Woche bemühten sich Regulierungsbehörden und Finanzmanager auf der ganzen Welt, Ansteckungsängste zu zerstreuen. Vor allem die Sorge über kleinere Institute hielt sich aber beständig.

          Zugleich setzten Zinssorgen die Aktienmärkte abermals unter Druck. Die Währungshüter der EZB tendieren einem Insider zufolge trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor wahrscheinlich dazu, am Donnerstag am geplanten großen Zinsschritt von einem halben Prozentpunkt festzuhalten. Denn die EZB erwarte, dass die Inflation auch in den kommenden Jahren zu hoch bleiben werde, sagte ein Insider.

          Angesichts der Schockwellen nach der SVB-Pleite waren zunächst Zweifel an der Entschlossenheit der EZB zu einer weiteren großen Zinserhöhung aufgekommen. „Es ist nicht davon auszugehen, dass sich die EZB von den US-Bankenpleiten vom Weg abbringen lässt“, sagte auch Thomas Altmann, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter QC Partners.

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