Hausse deutscher Autoaktien : Continental-Aktienkurs steigt bis zu 7 Prozent
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Blick auf die Dax-Anzeigentafel: In Frankfurt steigen auch am Dienstag die Aktienkurse. Bild: Reuters
Am deutschen Aktienmarkt steigen die Kurse von Automobilwerten stark. Experten vermuten dahinter mehrere Gründe.
Für die Autobranche hagelte es zuletzt schlechte Nachrichten, trotzdem liegen die Aktienkurse der großen Hersteller BMW, Daimler und Volkswagen an diesem Dienstag deutlich im Plus: Daimler und BMW legten um jeweils rund vier Prozent zu, Volkswagen um mehr als drei Prozent. Die Anteile des Zulieferers Continental gewannen im Tagesverlauf um bis zu 7 Prozent an Wert.
Der deutsche Aktienindex Dax baute seine jüngsten Gewinne aus und zog um 1,72 Prozent auf 12.500 Punkte an und profitierte auch vom schwächelnden Euro. Eine nachgebende Gemeinschaftswährung kann den Export der Länder der Währungsunion ankurbeln.
In den Vereinigten Staaten einigten sich die Regierung und führende Vertreter aus dem Kongress auf ein Haushaltspaket sowie auf eine Schuldenobergrenze – und wendeten damit größere Turbulenzen bis hin zu einem Regierungsstillstand ab. In den vergangenen Jahren hatte der Streit um den Staatshaushalt mehrfach die Regierungsgeschäfte in Amerika zeitweise lahmgelegt.
Hierzulande mussten zwar einige Konzerne Gewinnwarnungen aussprechen. Mit Blick auf den Gesamtmarkt aber könnten die Prognosesenkungen darauf hindeuten, dass die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik noch weiter lockern wird, sagte Marktanalyst Robert Halver von der Baader Bank. Zudem hofften die Anleger weiter auf einen Fortgang der Verhandlungen im chinesisch-amerikanischen Handelsstreit.
In diesem positiven Umfeld griffen die Investoren vor allem bei den Branchen zu, die in der Regel stark von guten Nachrichten für die Konjunktur profitieren. Besonders deutlich fielen die Kursgewinne bei den Autobauern aus. Den Titeln von BMW halt darüber hinaus ein positiver Analystenkommentar von Morgan Stanley – mit dem Amtsantritt des neuen Chefs Oliver Zipse könnten die Papiere eine Neubewertung erfahren, schrieb Analyst Harald Hendrikse.
Der Aktienkurs von Daimler legt derweil um 4,6 Prozent zu. Der Autohersteller profitierte vom Einstieg von Baic Motor, einer in Hongkong gelisteten Tochtergesellschaft der chinesischen Beijing Automotive Group Co. (Baic). Die Schwaben sind bereits seit 2013 an Baic Motor beteiligt.
Conti-Aktie an der Dax-Spitze
In den Hintergrund rückte damit die neuerliche Gewinnwarnung des Autozulieferers Continental. Die Anteilsscheine der Hannoveraner lagen nur kurz im Minus und schnellten dann im Handelsverlauf mit bis zu 7 Prozent Kursplus an die Dax-Spitze. „Die Gewinnwarnung kam jetzt nicht mehr unerwartet“, sagte Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler und fügte hinzu: „Der Ausblick passt zu der schwachen Autokonjunktur.“
Sein Kollege Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI erklärte: „Bei Conti sagt der Markt, dass kurzfristig das Schlimmste eingepreist ist.“
Als Gründe für die Prognosekorrektur nannte Conti neben einer sinkenden Fahrzeugproduktion auch Unsicherheiten durch Handelskonflikte sowie mögliche Rückstellungen für Gewährleistungsfälle in der Automotive Group. Deren konkrete Höhe stehe noch nicht fest. Für das zweite Halbjahr sei man daher weniger optimistisch als zuvor, erklärte Finanzvorstand Wolfgang Schäfer. Erwartet werde nun ein Jahresumsatz von rund 44 bis 45 (Vorjahr 44,4) Milliarden Euro. Bislang waren rund 45 bis 47 Milliarden in Aussicht gestellt worden.
Die bereinigte operative Rendite (Ebit-Marge) werde bei sieben bis 7,5 Prozent liegen nach acht bis neun (Vorjahr 9,3) Prozent, die Conti bisher prognostiziert hatte. Damit senkte das Management den Ausblick inzwischen das vierte Mal binnen 15 Monaten. Schon damals gab es erste Anzeichen für eine Abschwächung der Autokonjunktur.
Trotz des schwierigen Umfelds habe sich das Geschäft im zweiten Quartal jedoch „solide entwickelt“, erklärte Conti weiter. Bei einem auf rund 11,2 (11,4) Milliarden Euro leicht gesunkenen Konzernumsatz schrumpfte die Ebit-Marge nach vorläufigen Zahlen im Zeitraum April bis Juni auf 7,8 von Prozent von zuvor 10,2 Prozent. Continental hatte schon im Mai gewarnt, man bekomme die Absatzflaute der Automobilindustrie zu spüren: Der Auftragseingang der Automotive Group sei zu Jahresbeginn um rund zwei Milliarden Euro zurückgegangen. Trotzdem sah sich der auf Euro-Basis nach Bosch und Denso im Autogeschäft weltweit drittgrößte Zulieferer damals noch auf Kurs für seine Jahresziele.