https://www.faz.net/aktuell/finanzen/finanzmarkt/bvi-zur-finanztransaktionssteuer-politischer-deal-auf-sparer-kosten-16321139.html

Standpunkt Transaktionssteuer : Politischer Deal auf Kosten der Sparer

  • -Aktualisiert am

Blick auf die Dax-Tafel. Bild: Reuters

Lange wird schon über eine europäische Finanztransaktionssteuer diskutiert. Einnahmen würde diese kaum bringen, und von denen müsste Deutschland noch eine Menge abtreten. Eine unsinnige Steuer.

          2 Min.

          Hoffentlich kommt das Gezerre um die Finanztransaktionssteuer nicht bald zu einem unrühmlichen Abschluss. Die EU-weite Einführung scheiterte schon 2013 am Widerstand der Mehrheit der Mitgliedstaaten, die sich mit dem zu erwartenden Standortnachteil nicht selbst ein Bein stellen wollten. Die weniger von Pragmatismus als von Ideologie bestimmte Minderheit machte weiter und nutzte das EU-Recht für eine sogenannte „verstärkte Zusammenarbeit“: Deutschland, Frankreich, Österreich, Belgien, Estland, Griechenland, Italien, Portugal, Slowakei, Slowenien und Spanien.

          Neun ist die Mindestgröße für eine „verstärkte Zusammenarbeit“. Die kleineren Staaten waren eher lustlos bei der Sache und mussten immer wieder bei der Stange gehalten werden, sonst wäre die „verstärkte Zusammenarbeit“ geplatzt. Es bestand die Hoffnung, die Vernunft würde siegen. Aber nun unternehmen die Finanzminister Deutschlands und Frankreichs einen verzweifelten Anlauf, die Finanztransaktionssteuer doch noch durchzudrücken – oder zumindest etwas, das sie so nennen können.

          Nach französischem Vorbild soll der Kauf von Aktien von Unternehmen aus den genannten Ländern, die über eine Milliarde Euro Marktkapitalisierung aufweisen, besteuert werden. Die Steuer soll 0,2 Prozent des Kaufpreises betragen. Anleihen, Derivate und andere Finanzinstrumente sollen außen vor bleiben. Die Einnahmen sollen dem Mitgliedstaat zufließen, in dem das Unternehmen seinen Sitz hat. Aus Deutschland wären dies 140 Unternehmen, aus Slowenien und der Slowakei jeweils nur zwei.

          Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des Fondsverbandes BVI
          Thomas Richter, Hauptgeschäftsführer des Fondsverbandes BVI : Bild: BVI

          Insgesamt soll die Steuer 3 bis 3,5 Milliarden Euro bringen, etwas mehr als eine Milliarde Euro entfiele auf Deutschland, immerhin dreimal so viel wie die Hundesteuer, auf Länder wie Slowenien oder die Slowakei kaum etwas, dafür aber hohe Verwaltungskosten. Der deutsche Finanzminister ist anscheinend gewillt, diesen Staaten einen Teil der Deutschland zustehenden Einnahmen abzugeben. Mit anderen Worten: Steuergelder deutscher Aktiensparer sollen zum Stimmenkauf kleiner EU-Staaten verwendet werden, weil diese sonst Verwaltungskosten, aber kaum Einnahmen aus der Steuer hätten.

          Und das Ganze nur, um der eigenen Parteibasis einen politischen Erfolg zu bescheren, der in Wahrheit keiner ist. Denn dort glaubt man anscheinend immer noch, dass die Banken die Steuer zahlen und nicht die eigenen Wähler. Zahlen werden die Steuer vor allem Aktiensparer. Die werden nicht nur zur Kasse gebeten, sondern auch noch in die Nähe von Spekulanten gerückt, denn zur Begründung der neuen Steuer wird die Verhinderung von Spekulation bemüht – absurd angesichts der Tatsache, dass Derivate und Anleihen nicht besteuert werden sollen. Man kann nur hoffen, dass am Ende doch noch Vernunft einkehrt und diese unsinnige Steuer nicht kommt.

          Weitere Themen

          Topmeldungen

          Endlich Aufbruch: Christian Lindner, Ricarda Lang und Lars Klingbeil (von links) nach der Einigung

          Kompromisse der Ampel : 144 Engpässe in 30 Stunden

          Die Ampel verhandelt im Koalitionsausschuss zweieinhalb Tage über ein „großes Werkstück“. Die Grünen-Vorsitzende Lang sagt, es seien „auf keinen Fall“ einfache Verhandlungen gewesen.
          Die Yacht „Luna“ des angeblichen Fluchers Farchad Achmedow wurde im vergangenen Jahr im Hamburger Hafen festgesetzt.

          Flüche gegen Russlands Führung : Wie Kakerlaken im Glas

          Ein angeblicher Gesprächsmitschnitt zweier Mitglieder der russischen Elite sorgt für Aufruhr. Darin wird Präsident Putin unter anderem als „Satan“ bezeichnet.

          Zwei Gegentore in neun Minuten : Flicks Elf zahlt Lehrgeld

          Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft wird in der ersten halben Stunde von ihrem Gegner aus Belgien vorgeführt, kämpft sich danach durch Füllkrug und Gnabry heran – verliert aber dennoch.
          Ein außerirdischer Ansatz: So soll der KI-Innovationspark aussehen.

          Lidl-Kaufland-Konzern : Ein KI-Ufo für Heilbronn

          Die Milliarden des Lidl-Kaufland-Imperiums krempeln Heilbronn um. Der Konzern baut nun mit öffentlicher Förderung einen Stadtteil für Künstliche Intelligenz. Nach heftiger Kritik versuchen die Beteiligten die Wogen zu glätten.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.