Scherbaums Börse : Pharma, Technologie und Schoki als Felsen in der Brandung
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Die Nachfrage nach Schokolade ist relativ konjunkturresistent. Bild: Rainer Wohlfahrt
Da das böse Erwachen an der Börse manchmal über Nacht geschieht, sollten sich Anleger frühzeitig auf chancenreichen Märkte fokussieren. Neben amerikanischen Technologiewerten könnten das Papiere aus der Schweiz sein.
Auch wenn es der eine oder andere Anleger angesichts der Dax-Entwicklung der vergangenen Wochen nicht wahrhaben will: Die gesamte Weltwirtschaft erlebt derzeit einen noch nie dagewesenen Schock und eine seriöse Lösung kann im Augenblick auch kein Experte bieten, weil die Lage schlicht ungewiss bleibt. Natürlich ist Amerika nicht mit der Weltwirtschaft gleichzusetzen, aber wenn allein in der größten Volkswirtschaft der Welt fast 23 Millionen Menschen arbeitslos sind, dann können wir an den Finanzmärkten nur bedingt von einem Ende der Corona-Krise sprechen.
Faszinierend ist zugleich aber auch, dass auf Verkaufssignale in der jüngsten Vergangenheit kein weiterer Abwärtsdruck gefolgt ist. Die Anleger scheinen cooler geworden zu sein und gleichzeitig auch sehr vorsichtig. Das erstaunt, denn laut Michael Winkler, Anlagestratege bei der St.Galler Kantonalbank, ist der breitere Blick auf die Märkte erst einmal unverändert. „Die positiven Nachrichten, wie zum Beispiel die Hilfspakete der Regierungen, die unbegrenzte Liquidität der Notenbanken, die Hoffnung auf ein schnelles Wiederhochfahren der Märkte und die Vermeidung einer zweiten Pandemie-Welle sind mit der Rallye im Anschluss an die Tiefststände der Märkte im März bereits eingepreist.“ Das klingt erst einmal nach: Die Kurse sind schon gelaufen, weiteres Potenzial ist schwer zu finden.
Deutliche Warnhinweise
Das erscheint auch mehr als realistisch zu sein. Was sollen die Bilanzen für das zweite Quartal mehr bringen als schlechte Nachrichten? Wenn schon Fed-Präsident Jerome Powell vor einer tiefen Rezession warnt, sind eigentlich miese Zahlen im Juli auf breiter Front obligatorisch.
Experte Winkler zieht an dieser Stelle noch die nüchterne Charttechnik hinzu: „Dazu kommt, dass die Charttechnik für die großen Aktienmärkte deutliche Warnhinweise gibt.“ Der MSCI World Index zum Beispiel habe eine massive Widerstandszone erreicht, der Euro Stoxx 50 habe eine so genannte Schulter-Kopf-Schulter-Formation ausgebildet, was als deutlich negatives Signal gelte. „Bisher haben diese Signale aber nicht zu einem Kursrutsch geführt.“
Salman Baig, Anlageexperte beim Vermögensverwalter Unigestion, ist derweil der Meinung, dass es „nicht die Zeit für ein signifikantes Re-Risking von Portfolios ist“. Die Marktvolatilität sei nach wie vor hoch, und es bestehen zu viele Ungewissheiten über das Tempo, das Ausmaß und den Umfang der wirtschaftlichen Erholung. Angesichts der Stabilisierung der Finanzmärkte glaube er aber, dass jetzt ein günstiger Zeitpunkt sei, „um selektiv Risiken einzugehen.“
Stock Picking ist angesagt
Baig sieht diese Aktien-Chancen bei Papieren mit „Qualitätswachstum". Das sind für den Marktexperten Qualitätsaktien, deren Unternehmen sowohl auf der Ertrags- als auch auf der Finanzierungsseite über ein ausreichend starkes Polster verfügen sollten, „um den gegenwärtigen Sturm zu überstehen und andererseits bereit zu sein, stark von der Erholung zu profitieren.“
Laut seiner Einschätzung findet man solche Aktien vor allem im Nasdaq-100-Index. „Nasdaq-Unternehmen weisen nicht nur ein überdurchschnittliches Umsatzwachstum auf, sondern erzielten in den letzten fünf Jahren durchschnittlich fast 1,5 mal höhere Gewinnspannen als die Unternehmen des S&P 500.“ Bei einer Bilanzzahl, die sehr gerne von Investoren genauer angeschaut wird, stechen Nasdaq-Unternehmen S&P-Firmen aus: