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Zinsentscheidung gefallen : EZB hebt Leitzins um 0,5 Prozentpunkte an

Kräftiger Schritt: Die EZB hebt die Zinsen weiter an. Bild: Saskia Stöhr

Die Europäische Zentralbank geht einen größeren Zinsschritt als Amerikas Notenbank Fed: Bei mehr als 8 Prozent Inflation im Euroraum müssen die Währungshüter weiter handeln. Wie sind die Machtverhältnisse?

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          Die Europäischen Zentralbank (EZB) hebt die Leitzinsen weiter an. Das hat die Notenbank am Donnerstag nach der Februarsitzung des EZB-Rates mitgeteilt. Dabei geht die Notenbank noch einmal einen großen Zinsschritt: Die Leitzinsen werden um 0,5 Prozentpunkte angehoben. Das ist die fünfte Zinserhöhung der EZB in Folge. Ökonomen lobten den Schritt in einer ersten Reaktion - wiesen aber auch darauf hin, dass die EZB einen langen Atem brauche.

          Christian Siedenbiedel
          Redakteur in der Wirtschaft.

          Damit haben sich im EZB-Rat offenbar die Falken, das sind die Befürworter einer strafferen Geldpolitik, noch einmal durchgesetzt. Das war erwartet worden. Auch für die Märzsitzung wurde noch mal eine Zinserhöhung um 0,5 Prozentpunkte in Aussicht gestellt  - die Entscheidung im Mai könnte umstrittener werden. Allerdings gab es vorsichtige Signale, dass auch dann die Zinsen steigen könnten. EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die bei ihrem Amtsantritt gesagt hatte, sie wolle weder ein Falke noch eine Taube sein (das sind die Befürworter einer lockeren Geldpolitik), sondern eine kluge Eule, war zuletzt durchaus durch falkenhafte Äußerungen aufgefallen. Sie hatte wiederholt hervorgehoben: „Wir müssen die Inflation senken – und wir werden dieses Ziel erreichen.“

          Die Inflation im Euroraum war durch die niedrigeren Energiepreise zuletzt etwas gesunken, auf 8,5 Prozent im Januar. Sie war damit gleichwohl noch weit vom Ziel der EZB von 2 Prozent entfernt. Zudem verharrte die sogenannte Kerninflation, die Teuerung ohne stark schwankende Preise wie die für Energie und Lebensmittel, bei 5,2 Prozent. Das ist der höchste Stand seit Einführung des Euro. Auch wenn die Preise für Energie und Nahrungsmittel die Inflationsrate weiter etwas sinken lassen sollten, könnten gerade die letzten Prozentpunkte bei der Inflationsbekämpfung schwieriger werden.

          Erste Anzeichen für politische Widerstände gegen höhere Zinsen hatte es aus Italien gegeben. Dazu sagte EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel allerdings: „Das müssen wir aushalten - genau deshalb sind Zentralbanken unabhängig.“

          EZB wagt größeren Schritt als Fed

          Die Zinserhöhung der EZB betrifft dabei alle drei Leitzinsen: Damit steht der Hauptrefinanzierungssatz bei 3 Prozent. Das ist der Zinssatz, zu dem sich Banken für eine Woche gegen Sicherheiten bei der EZB Geld leihen können. Der sogenannte Einlagensatz - der Zins, den Banken für Einlagen bei der EZB bekommen und der zumindest aus deren Sicht im Augenblick der wichtigste Leitzins ist - steigt auf 2,5 Prozent. Bis ins vorige Jahr hinein war dieser negativ. Zudem klettert der Spitzenrefinanzierungssatz, zu dem sich die Banken bei der Zentralbank über Nacht Liquidität sichern können, auf 3,25 Prozent.

          Damit schlägt die EZB diesmal stärker zu als die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed): Diese hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass sie ihre Leitzinsen nur um 0,25 Prozentpunkte anhebt. Dabei hatte die amerikanische Notenbank bislang schneller und stärker auf die allerdings in den Vereinigten Staaten auch schon eher gestiegene Inflation reagiert. Offenbar lässt sie jetzt auch früher nach. Selbst verbal unterscheiden sich Fed und EZB nun deutlich. „Die EZB befindet sich noch mitten im Inflationskampf, während die Fed langsam einen Waffenstillstand vorbereiten kann“, sagte Karsten Junius, Ökonom der Bank J. Safra Sarasin.

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