Scherbaums Börse : Eine Langweiler-Aktie mit Biss
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Aktie mit Biss. Bild: Reuters
Ein Hamburger ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Die Aktie von McDonald’s ist aber durchaus massentauglich, denn sie bringt viele positive Eigenschaften für den langfristigen Vermögensaufbau mit Aktien mit.
Mit Fast Food – ob aus Fleisch oder vegan – lässt sich Geld verdienen. Das zeigt der Branchenprimus McDonald’s erfolgreich seit vielen Jahrzehnten. Auch die neue Bilanz zeigt auf, warum diese defensive Aktie in jedes Depot gehört, das langfristig ausgerichtet ist.
McDonald’s ist per se langweilig. Eine Fast-Food-Kette versprüht eben nicht so ein Esprit bei Anlegern wie es beispielsweise Tesla, Apple oder Amazon für viele Investoren machen. McDonald’s ist quasi so eine dieser „Langweiler“-Aktien. Aber genau diese Unternehmen behaupten sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten relativ gut. Das gilt auf jeden Fall für McDonald’s. Das Börsenjahr 2022 bestätigt das.
Während die Aktienmärkte im vergangenen Jahr gehörig durcheinander gerieten, präsentierte sich die McDonald’s-Aktie mit einem kleinen Kursverlust von 1,7 Prozent auf Gesamtjahressicht relativ robust. Warum dies der Fall war, konnte man nun anhand der Ergebnisse zum vierten Quartal des Geschäftsjahres 2022 noch einmal sehr gut sehen.
Hamburger schmecken immer
Die Strategie des Konzerns geht (immer) auf: Wenn die Energiepreise durch die Decke gehen, Lebensmittel teurer werden und sich die Inflation in nahezu sämtlichen Lebenslagen bemerkbar macht, gehen die Menschen nicht notwendigerweise in einem Sterne-Restaurant essen. Vielmehr wird in solchen Situationen die Burger-Bude von nebenan bevorzugt. Fans von Burgern und Pommes von McDonald’s sorgten im vierten Quartal 2022 auf diese Weise dafür, dass der Konzern sowohl auf der Umsatzseite als auch beim Gewinn die Markterwartungen schlagen konnte.
Die vergleichbaren Umsätze, also in Filialen, die mindestens seit einem Jahr geöffnet sind, legten weltweit um 12 Prozent zu. Hierzu hatten höhere Preise, aber auch eine höhere Nachfrage beigetragen. In allen Segmenten konnten prozentual zweistellige Zuwachsraten erzielt werden. Mit 5,93 Milliarden Dollar lagen die Erlöse über dem Konsens von 5,68 Milliarden Dollar. Mit 2,59 Dollar lag auch der bereinigte Gewinn je Aktie über den Erwartungen. Diese lagen bei 2,45 Dollar.
Für das Gesamtjahr wies das Management einen Umsatzanstieg um 10 Prozent aus, während die Zahl der Gäste in den Restaurants auf vergleichbarer Basis um 5 Prozent gesteigert werden konnte. Und dies trotz alles andere als einfacher Bedingungen infolge von COVID-19 und anhaltender Rezessions- und Inflationssorgen. Zwar rechnet das Management mit einem anhaltend schwierigen, inflationärem Umfeld, trotzdem soll der Fokus auch weiterhin auf die Eröffnung neuer Filialen gelegt werden. 2023 ist die Eröffnung von rund 1.900 Filialen angedacht – mehr als 39.000 Filialen weltweit hat der Konzern schon heute.
Das Geschäftsmodell wird gut bewertet
Analysten zeigten sich mit den jüngsten Zahlen bei McDonald’s ebenfalls als zufrieden. Citi-Analyst Jon Tower stellt die lediglich moderaten Preiserhöhungen heraus. Auf diese Weise würde McDonald’s einmal mehr in einem inflationären Umfeld Marktanteilsgewinne erzielen können.
Bei der Deutschen Bank sprach Analyst Brian Mullan von „hervorragenden“ Quartalsergebnissen. Allerdings habe die McDonald’s-Aktie bereits ein hohes Niveau erreicht. Daher blieb es bei der „Hold“-Einschätzung, während das Kursziel von 263 auf 277 Dollar erhöht wurde. Mutiger ist KeyBanc-Analyst Eric Gonzalez. Er hat zwar das Kursziel für die McDonald’s-Aktie von 295 auf 290 Dollar gesenkt, das „Overweight“-Rating aber bestätigt. Nach einem weiteren starken Quartal wird für das Jahr 2023 ein beschleunigtes Gewinnwachstums gesehen.
Die langfristige Kursentwicklung überzeugt
Man muss als Anleger die Produkte von McDonald’s persönlich nicht mögen (das tun dafür womöglich Ihre Kinder, Enkel oder deren Freunde aber zuhauf ...), aber wer sich die Langfristhistorie dieser Aktie anschaut, kommt als Anleger – der an der Börse ruhige Investments bevorzugt – eigentlich an dem Burger-Wertpapier nicht vorbei. Wer vor zehn Jahren eine 10.000-Euro-Position mit McDonald’s-Aktien aufbaute, schaut heute auf eine 33.000-Euro-Position.
Gewiss ist das mit einer Kursentwicklung im gleichen Zeitraum beispielsweise von Tesla nicht zu vergleichen – aber fragen Sie mal einen Tesla-Aktionär nach seinem Puls, wenn sich Elon Musk wieder eine neue Eskapade einfallen lässt und damit den Tesla-Aktienkurs beeinträchtigt. Mit Big Mac und Fritten scheint das Aktionärsleben augenscheinlich ruhiger zu verlaufen ...